Teufel - Thriller
Innenminister eine Protestnote an den Vatikan schickt, adressiert an Außenminister Lamberti. Der vatikanische Geheimdienst Pro Deo hat eine Einsatzgruppe mit dem Codenamen › Caesarea ‹ geschickt, und ich befürchte, die nächste ist schon unterwegs.«
»Wie stellen Sie sich das genau vor, Berner?«, erkundigte sich Sina. »Eine diplomatische Protestnote verfasst man nicht so einfach, die muss gute Gründe und einen noch besseren Hintergrund haben.«
»Reichen der grausame Mord an einem Pfarrer in Unterretzbach, der Mordversuch an mir und der Belegschaft von Eddy Bogners Unternehmen?«, brummte Berner. »Ohne die Hilfe der gesamten Mannschaft hier würden wir nicht mehr miteinander telefonieren.«
Der Präsident schwieg lange. Dann meinte er unvermittelt: »Sind Sie noch vor Ort, Berner? Ich möchte mit Ihnen und Bogner reden, bevor ich mich beim Innenminister lächerlich mache.«
»Wir warten auf Sie«, gab der Kommissar kurz zurück.
»Und, Berner?« Die Stimme des Präsidenten klang angespannt. »Diese ganze Agentengeschichte hat besser Hand und Fuß, sonst können wir nächste Woche gemeinsam ins Exil gehen. Möglichst weit weg.«
Universität Wien, Wien-Innere Stadt/Österreich
A ls Professor Meitner kurz von seiner Sekretärin zurück in den Prüfungsraum gebeten wurde, nutzten Valerie und Bertucci die Zeit, um Bilanz zu ziehen.
»Zwei der drei Namen haben sich damit geklärt, Jauerling und Marini«, stellte Goldmann zufrieden fest. »Theophanu kann nichts mit dem Archiv zu tun haben, weil sie als byzantinische Prinzessin einfach viel früher lebte. Das muss einen anderen Zusammenhang haben.«
Bertucci nickte. »Ganz Ihrer Meinung. Aber mir fehlt vor allem noch eines: Der Weg des Archivs im Dritten Reich und nach dem Zweiten Weltkrieg. Pro Deo ist nicht zur Vergangenheitsbewältigung angetreten. Die sind etwas Konkretem auf der Spur.«
»Um den Professor zu zitieren – was kann in einem Archiv so Gefährliches sein, um die Kirche, den Papst, den Vatikan zu erpressen, und zwar über fast zweihundert Jahre?« Valerie schüttelte den Kopf. »Eigentlich unvorstellbar. Aber wenn es tatsächlich so ist, dann wird Pro Deo alles daransetzen, um als Erste die Hand auf die Akten und Aufzeichnungen zu legen.«
»Und wenn wir schneller sind?«, gab Bertucci zu bedenken. »Was dann? Wollen Sie das Wissen dem Mossad übergeben? Ein neues Kapitel in der Geschichte der Erpressung aufschlagen?«
Die Rückkehr des Historikers enthob glücklicherweise Valerie der Antwort.
»Entschuldigen Sie mich, aber manchmal kann man sich nicht so einfach absentieren«, erklärte Meitner und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch. »Diese Prüfungen rauben mir zurzeit den letzten Nerv. Wo waren wir stehen geblieben?«
»Bei der Frage des Verbleibs des Archivs im Dritten Reich«, half Goldmann ihm. »Und dem Inhalt.«
»Richtig.« Meitner schob einen Stapel Bücher zur Seite und schlug ein großes Werk auf, das den Titel »Die Strukturen des NS-Regimes von 1933–1945« trug. »Wenn wir davon ausgehen, dass dieses Archiv in die Hände der Nationalsozialisten gelangte, dann können wir mit einiger Sicherheit annehmen, dass es durch Himmlers › Ahnenerbe ‹ oder eine ähnliche Organisation der SS gefunden wurde. Keine andere Stelle im Machtapparat der Nazis wäre so interessiert, so prädestiniert und mit dem ausreichenden finanziellen Hintergrund ausgestattet gewesen.«
»Also Heinrich Himmler und sein Schwarzer Orden«, murmelte Valerie.
Meitner nickte. »Ich habe keinerlei Aufzeichnungen darüber gefunden, dass jemand die Kisten oder Körbe katalogisiert, aufgearbeitet oder auch nur umgepackt hätte. Allerdings gibt es Hinweise auf einen wechselnden Aufbewahrungsort. Schwer bewachte Transporte, deren Zweck und Inhalt sich bis heute niemand erklären kann. Fast alle erlitten große Verluste. Einmal kam es zu tödlichen Unfällen, dann wieder fegten in Gebieten wie dem Harz oder den Alpen Bergrutsche die Lkws von der Straße in eine Schlucht, aus der sie nur schwer geborgen werden konnten. Diese sogenannten › Sondertransporte Himmlers ‹ standen unter keinem guten Stern. Dann wieder wurden plötzlich Kirchen zum Sperrgebiet erklärt oder umgewidmet wie in Quedlinburg, Klöster wurden geräumt oder irrationale, geheimnisvolle Bauaufträge erteilt.«
Meitner tippte auf eine der Seiten, die ein wunderbares romanisches Kirchenportal zeigte. »In St. Wiperti bei Quedlinburg etwa baute die SS im Jahr 1936 auf
Weitere Kostenlose Bücher