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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Barbara schüttelte energisch den Kopf. »Ich habe genug von Ketzern, finsteren Krypten und dem Satan, der mir ständig im Nacken sitzt.«
    »Aber das ist doch nur sakrale Kunst, Schwester, ich bitte Sie!« Georg lächelte. »Man glaubte im Mittelalter, Dämonen könnten ihr Spiegelbild nicht ertragen. Deswegen sollten derartige Darstellungen böse Mächte vom Gotteshaus fernhalten… Was Ihnen Angst macht, ist nicht da drinnen, sondern hier draußen.«
    »Das bezweifle ich.« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Ich bleibe mit Tschak hier drüben auf der Bank. Ich warte dort in der Sonne auf Sie. Viel Spaß!« Damit drehte sie sich um und ging.
    Tschak blieb stehen und warf Georg einen fragenden Blick zu.
    »Ja, mach nur. Geh spielen!«, seufzte Sina und gab seinem Hund einen Wink, bei der Nonne zu bleiben.
    Georg lehnte sich gegen das Tor der Kirche, und ein Schwall kalter Luft kam ihm entgegen. Seltsamerweise roch es nicht nach Weihrauch, sondern nach Kalk und Mörtel. Vor einem umfunktionierten Küchentisch mit einer Handkasse und mehreren Prospekten darauf stand ein verwaister Stuhl. Alles schien improvisiert.
    Irritiert blickte sich Sina nach allen Seiten um. Meterhohe Stellwände an Baugerüsten, schmutzige, halbtransparente Plastikplanen, davor kleine Schilder mit erklärenden Texten. Die Handvoll Scheinwerfer hinter den Planen sahen aus wie hinter einer gefrorenen Wand. Hämmern ertönte, ein Bohrer fraß sich mit einem ohrenbetäubend schrillen Quietschen durch Metall. Teile der Kirche wurden gerade umfassend restauriert. Besucher gab es keine.
    Zwischen zur Seite gezogenen Planen entdeckte Georg den Reporter im Gespräch mit einem Mann, der ihm gestenreich etwas zu erklären schien. Der Wissenschaftler musste lächeln. Er wusste nicht, wie Paul das immer machte, aber er hatte einfach den richtigen Riecher, den journalistischen Instinkt, der ihn immer zu den passenden Ansprechpartnern führte.
    Wagner schaute suchend zur Tür und winkte seinem Freund zu, als er Sina bemerkte. »Komm her, Georg!«, rief er aufgeregt. »Das musst du dir anhören!«
    Der Mann, der den Wissenschaftler freundlich begrüßte, war der örtliche Pfarrer, der den Fortgang der Bauarbeiten überwachte. Der schlanke, blonde Pastor, aus dessen blauen Augen der Schalk blitzte, stellte sich lächelnd vor. Er hieß Willibald Zloduch und war ein sympathischer, bartloser Mittvierziger. Er trug eine dunkelblaue Cordhose und ein weißes Polohemd, darüber einen Mantel gegen die Kälte in der Kirche.
    »Schön, dass Sie eine so weite Reise auf sich genommen haben, um uns einen Besuch abzustatten«, meinte er nicht ohne Stolz und schüttelte dem Professor aus Wien die Hand. Er wies hinter die Bauplane. »Leider kommen Sie zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Hier haben die Bauarbeiter das Regiment übernommen, und ich bin nur mehr geduldet. Aber hier ist das Heilige Grab.«
    Sina war zuerst verwirrt und dann beeindruckt. Er stand direkt vor einer reich gestalteten Steinwand, der Schauwand, mit zahllosen Figuren- und Heiligendarstellungen. Maria Magdalena stand trauernd am Grab, in den seitlichen halbrunden Nischen erhoben sich Säulen mit Zungenblattkapitellen. Im umlaufenden Fries wechselten sich Fisch-und Schlangenköpfe ab, zudem sah man Maskenköpfe, die durch gewellte Ranken verbunden waren.
    Christus, der Fisch, und der Teufel, die Schlange. Georg fühlte sich förmlich in die Steinmetzarbeit hineingesogen. Er erkannte im inneren Rahmen den gedrehten Lebensbaum, Fabelwesen mit dem Gesicht hübscher Frauen, Vögel, einen Hirsch, den Heiligen Geist und ein Lamm mit Kreuzstab und Kreuznimbus, das alles zu beherrschen und zu ordnen schien.
    »Beeindruckend, nicht?« Zloduch schmunzelte, als er Sinas Erstaunen sah. »Dieser Einbau datiert etwa in die Zeit um 1080, aber das ist Überlieferung. Schriftliche Zeugnisse existieren erst ab der Mitte des 15. Jahrhunderts. Sie sprechen vom sepulchrum domini , dem Grab des Herrn.«
    Georg schwieg. Mit einem vielsagenden Lächeln fuhr der Pfarrer fort: »Besser erhalten ist die rechte Nordwand, aber die ist gerade in Arbeit. Ihre Fläche wird durch Rundstäbe in neun Felder geteilt. Das zentrale Thema dieses Gesamtkunstwerks zeigen die beiden Seitenfelder dort. Der Auferstandene begegnet Maria Magdalena und ruft ihr zu: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Johannes, Kapitel 20, Vers 17.«
    Paul stieß Georg an, schluckte und nickte stumm.
    Georg lief ein eisiger Schauer

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