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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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der Nonne erst recht nicht. Ein paar weitere Vermisste, ihr Fall abgelegt unter zahllosen Akten nach ergebnislosen Recherchen.
    Glück und eine günstige Gelegenheit waren bei seiner Revanche bisher seine besten Verbündeten gewesen. Allerdings sollte man von dieser Gleichung die Schlappe vor der Minoritenkirche abziehen, gestand er sich ein. Dort hatten sich zwei unerwartete Unbekannte eingeschlichen, und der Professor war ihm, wenn auch nur kurzfristig, entwischt.
    Doch dann war ihm das Glück wieder hold gewesen. Als er gestern ohne jede Reisevorbereitung aus Wien kommend in Quedlinburg eingetroffen war, da hatte es laut Tourismus-Information doch tatsächlich nur noch ein einziges Hotel in der Stadt mit freien Zimmern gegeben: das Hotel »Pension Ingrid«. Und wie sehr hatte sich doch die alte Plaudertasche an der Rezeption gefreut, dass sie jetzt nicht mehr nur zwei, sondern sogar drei, ja im Grunde sogar vier Wiener beherbergen konnte: Fräulein Krabappel, Herrn Muntz, Muntzens niedlichen Hund und jetzt auch noch ihn!
    Er zischte verächtlich. Wie blöde musste jemand sein, wie weltfremd, um nicht zu bemerken, dass dies falsche Namen waren? Ausgerechnet aus den »Simpsons«… Die kannte wohl jedes Kind… Wer dieser »Nelson Muntz« mit seinem Hund in Wahrheit war, daran zweifelte er nicht eine Sekunde. Das konnte nur einem einfallen …
    Und nun? Nach fast einem Jahr Warten, Beobachten, Taktieren durfte er jetzt nichts überstürzen, sondern musste auf den richtigen Zeitpunkt warten. Auf seinem Bett liegend, spürte er die Nähe seiner Opfer. Nur durch die Zimmerdecke von der Erfüllung seines Wunsches abgehalten zu werden, war erregend. Seine Opfer waren ahnungslos, aber er war ihnen auf den Fersen, kannte jeden ihrer Schritte, hatte es in seiner Hand, ihr Leben zu beenden oder noch ein paar Minuten oder Stunden draufzulegen. Er war Gott oder so nahe an der Allmacht, wie Normalsterbliche nie kommen würden.
    Nach der kurzen Begegnung auf dem Schlossberg gestern hatte er Sina und die Nonne beim hastigen Abendessen in der Innenstadt beobachtet. An einem anderen Tisch sitzend, nur Meter entfernt, hatte er es sich schmecken lassen, bevor er hinter ihnen durch die laue Nacht zum Hotel spaziert war.
    Niemand hatte ihn bemerkt.
    Er hatte sich ganz entspannt in seinem Zimmer aufs Bett geworfen und einfach nur gelauscht.
    Er liebte diese Innigkeit, diese Verbundenheit mit dem Todgeweihten. So intensiv hatte er es vorher noch nie gefühlt. Der dümmliche Professor hatte ja keine Ahnung, wie nah er in dieser Nacht dem Tod gewesen war. Er hatte zwar die Vorhänge zugezogen, kein Licht gemacht, mehrmals das Türschloss kontrolliert… Doch es war alles umsonst. Sein Feind lag die ganze Zeit über direkt unter ihm, mit der Waffe in der Hand.
    Nicht einmal, als er sich am frühen Morgen hinter dem schmutzig grauen Vorhang ans Fenster gestellt und beobachtet hatte, wie der Wissenschaftler mit seinem albernen Hund auf den Parkplatz hinter das Haus gegangen war, hatte er seine Anwesenheit bemerkt. Während der Köter gerade sein Bein an einem der Gebüsche gehoben hatte, hätte er, der unsichtbare Todesengel, nur seinen Zeigefinger krumm machen müssen, und die ganze Geschichte wäre mit einem Knall vorbei gewesen.
    Aber das war nicht sein Stil. Er wollte die Jagd genießen, der Herr der Zeit und der Zukunft sein. Er allein würde darüber bestimmen, wann es zu Ende war. Die Angst in Sinas Augen wäre ein Bonus, aber darauf kam es ihm nicht an. Er war ihm bereits vor einem Jahr entwischt. Diesmal würde es kein »nächstes Mal« geben. Er träumte von einer Hinrichtung. Oft genug hatte er sich die Szene ausgemalt, immer und immer wieder.
    Dann hatte die Vorsehung ein Einsehen gehabt und ihm auch noch Paul Wagner auf einem Pizzatablett serviert, als »Gruß aus der Küche« sozusagen, gratis und steinofenfrisch.
    Mehr konnte man sich nicht wünschen.
    Er schmunzelte vergnügt, während er den »Pizza-Expresss« nicht aus den Augen verlor. In der Umhängetasche auf dem Beifahrersitz stapelten sich Ersatzmagazine für seine Automatik. Er hatte genug Kugeln für alle dabei, sogar für den Hund. Das war die Revanche für seine beiden getöteten Lieblinge am Michelberg. Wütend schlug er mit der Faust aufs Lenkrad.
    Doch schnell beruhigte er sich wieder. Bei der Jagd kam eben alles auf den richtigen Augenblick an. Wer warten konnte, bekam alles. Wer zu früh feuerte, verscheuchte den ganzen Wald und kam mit leeren Händen

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