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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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über den Rücken, als er den forschenden Blick des freundlichen Mannes auf sich spürte. »Was ist im Inneren?« Seine krächzende Stimme kam ihm fremd vor.
    »Zwei nahezu quadratische Kammern«, antwortete Zloduch. »Eine nach oben offene Vorkammer und die eigentliche Grabkammer. Die betritt man durch eine niedrige Tür in der Verbindungswand. Gehen wir doch hinein!« Er machte eine einladende Handbewegung und schlüpfte durch eine schmale Pforte ins Innere des Grabes.
    Paul und Georg warfen sich vielsagende Blicke zu und folgten ihm. Sie traten ins Dunkel der Kammer, das der Pfarrer mit einem Feuerzeug erleuchtete. Im orangeroten Licht der Flamme begannen schwarze Schatten über die Wände zu tanzen. Aus den Nischen und Rundbögen blickten sie Skulpturen an, deren Augen den Bewegungen der Männer zu folgen schienen.
    Es war kalt. Auf der rechten Seite erkannte Georg fröstelnd die drei Marien, die mit Salbtöpfen und Weihrauchgefäßen in den Händen zum Grab gingen.
    Zloduch hielt sein Feuerzeug vor die westliche Wandnische, und eine überlebensgroße Figur wurde sichtbar. Es war ein schlanker Mann, das lange Haar in der Mitte gescheitelt, das ernste, schmale Gesicht von einem Bart an Wangen und Kinn umrahmt. »Hier sehen Sie Christus mit Bischofsstab und Märtyrerzweig. Jesus als guten Hirten, der für die Seinen sein Leben ließ.« Ein kaum merkliches Lachen umspielte seine Mundwinkel. »Einige wollen in dieser Statue den Auferstandenen erkennen.«
    »Und Sie?«, erkundigte sich Wagner ganz unschuldig. »Was sehen Sie?«
    Zloduch legte seinen Kopf schief und sah Paul dabei direkt in die Augen. »Ich meine, Sie wissen doch, wer ich bin und was ich hier tue …«
    »Natürlich.« Paul lächelte unschuldig.
    »Können wir wieder nach draußen?«, unterbrach Georg das darauf folgende Schweigen. »Entschuldigen Sie, aber enge Räume drücken immer ein wenig auf mein Gemüt.«
    »Selbstverständlich«, beeilte sich Zloduch zu versichern und hielt sein Feuerzeug hoch, um den Weg nach draußen zu beleuchten. »Leiden Sie unter Klaustrophobie? Oder ist es dieser Raum und die Geschichte, die er erzählt?«
    »Eine Panikattacke, ausgelöst von Dunkelheit, schlechter Luft und Enge«, brummte Sina. »Da spielt die bildende oder darstellende Kunst keine Rolle…« Aufatmend trat er wieder in das Langschiff hinaus und atmete gierig die kühle, aber frische Luft ein. Er war froh, als er Paul neben sich spürte.
    »Wann ist diese Kirche eigentlich gegründet worden? Sie wirkt auf mich wesentlich älter als aus dem 11. Jahrhundert«, wandte sich der Reporter an den Pfarrer, der sein Feuerzeug wieder in der Hosentasche verschwinden ließ.
    Der Pastor lächelte freundlich. »Der Bau wurde circa 1080 vollendet. Die Gründer unserer Stiftskirche waren der Markgraf Gero und sein Sohn Siegfried. Ihr Plan war es, ein freies, weltliches Damenstift einzurichten. 959 war Siegfried tot, aber Gero ließ nicht locker, verfolgte das Vorhaben und erlangte dafür 961 sogar königlichen Schutz von Otto I. und Otto II. Damit war selbst Immunität verbunden. So reiste Gero 963 nach Rom und erwirkte auch ein entsprechendes päpstliches Edikt.«
    »Wozu die Reise nach Rom?«, wollte Georg wissen.
    »Um das Stift dem Machtbereich des Bischofs von Halberstadt zu entziehen.« Der Pastor gluckste. »Von seiner Reise brachte Gero nicht nur die totale Unabhängigkeit von weltlicher und kirchlicher Macht mit, sondern auch eine kostbare Reliquie des heiligen Cyriakus, dem die Kirche dann auch geweiht wurde. Gero ließ seine verwitwete Schwiegertochter Hathui zur ersten Äbtissin weihen, die das Stift fünfundfünfzig Jahre lang regierte. Vierunddreißig weitere Äbtissinnen sollten ihr nachfolgen.«
    Georg war wie versteinert. St. Cyriakus, der Heilige mit dem Teufel. Ausgerechnet. Er zog sein Notizbuch heraus und blätterte schnell. Ja, es war auch Cyriakus, der die heilige Ursula von Köln getauft hatte. Jene Märtyrerin, in deren Kirche ein weiterer Krug von Kana aufbewahrt wurde und die mit mehreren Jungfern ums Leben gekommen war. War das der gesuchte Hinweis? Ging es von Gernrode jetzt weiter nach Köln?
    »Wozu gründete man hier ein Damenstift?« Paul sah den Pfarrer fragend an. »Das nächste in Quedlinburg ist doch keine zehn Minuten mit dem Auto entfernt.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen, Herr Wagner.« Zloduch nickte und betrachtete seine Schuhspitzen, an denen Mörtel und Baustaub klebte. »Nun, dieses Damenstift war eine Schule, müssen Sie

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