Teufel - Thriller
schaute einem Hasen zu, der seelenruhig über die Ackerfurchen hoppelte und sich auch durch das wütende Bellen eines Hundes in einem der angrenzenden Grundstücke nicht beeindrucken ließ. Der Kommissar überlegte, während er auf Polizeipräsident Dr. Sina wartete, wo wohl die beiden anderen Pro-Deo-Leute steckten, die andere Hälfte der Einsatzgruppe Caesarea? Wo hielten sie Burgi und den alten Maurer gefangen? Glaubten sie tatsächlich, über den alten Mann einen Schritt weiterzukommen? Wusste Pro Deo etwas, das Berner, Wagner und Burghardt in Unterretzbach entgangen war?
Zu viele Fragen und zu wenig Antworten, dachte der Kommissar und drückte die Zigarette aus. Er hörte den schweren Mercedes kommen, bevor er noch um die Ecke bog.
»Sina ante portas«, murmelte Berner und war überrascht, den Wagen des Polizeipräsidenten ohne Eskorte über die Schlaglöcher des Fahrwegs auf sich zurollen zu sehen.
Der massige, grauhaarige Mann, der ausstieg, blieb kurz stehen und schaute sich um. Als er Berner sah, bedeutete er seinem Chauffeur zu warten, holte sein Jackett von der hinteren Sitzbank und zog es an, während er auf die Einfahrt und Berner zuging.
»Eddy wird sich über so viel Prominenz in seinem wirtschaftlichen Imperium freuen«, lächelte Berner, als er Sina die Hand schüttelte. »Willkommen tief im Osten.«
»Keine abfälligen Bemerkungen über die Donaustadt«, entgegnete der Polizeipräsident und schnupperte in den Wind. »Mein Heimatbezirk, ich wurde hier geboren. Zwischen Gstätten, Beisln und Pawlatschen.«
»… die immer weniger werden«, ergänzte Berner und ging voran, den gewundenen Weg entlang, der durch das Chaos auf Eddys Lagerplatz führte.
Der schmale, halb vom Gras überwachsene Weg endete vor der Werkstatt, in der bereits wieder gearbeitet wurde. Das grelle Licht der Schweißgeräte und kräftiges Hämmern drangen durch die Ritzen der Baracke. Als Berner die Werkstatttüre aufzog, erfüllte eine Wolke von Metallstaub die Luft, und der Geruch nach brennendem Schweißdraht überwältigte ihn.
Sechs oder sieben Männer in fleckigen blauen Overalls blickten kurz auf und arbeiteten dann weiter. Maschinen liefen auf Hochtouren, der Boden war noch immer schwarz und rutschig, Metallstücke und Eisen-späne, Werkzeug und ölverschmierte Werkbänke bildeten ein einziges Durcheinander. Aber die Glassplitter waren bereits verschwunden, die Neonröhren ersetzt, und von den Folgen der Schießerei war nicht mehr viel zu sehen.
An der Wand, an der Sina und Berner auf ihrem Weg ins Büro vorbeikamen, hing einer der üblichen Pin-up-Kalender. Wie Berner feststellte, war es noch immer derselbe wie vor zwei Jahren. Er stammte aus dem Jahr 1988.
»Die Damen sind ja schon alle Großmütter«, brummte Berner kritisch, als ihm Eddy strahlend entgegenkam. »Du erinnerst dich an Dr. Sina?«
Für Eddy und seine Mannschaft hatte im letzten Jahr im Büro des Polizeipräsidenten ein Abenteuer begonnen, das einen von ihnen das Leben gekostet, die Stadt Wien und das ganze Land aber vor einer Katastrophe bewahrt hatte.
»Sehen Sie es als verspäteten Gegenbesuch, Herr Bogner«, meinte der Polizeipräsident lächelnd. »Ich würde mir nur wünschen, der Anlass wäre ein erfreulicherer.« Er deutete auf die zerbrochenen Fenster.
»Kollateralschaden«, winkte Eddy ab und schüttelte die Hand Sinas. »Die waren ziemlich entschlossen, Kommissar Berner direkt ins Jenseits zu befördern.«
»Genau deswegen bin ich da«, nickte Sina. Er beäugte misstrauisch den löchrigen Besuchersessel, ließ sich vorsichtig darauf nieder und schaute Eddy und Berner an. »Und jetzt möchte ich die ganze Geschichte hören, von Anfang an, bevor ich mich entscheide, ob ich den Innenminister anrufe oder nicht.«
Universität Wien, Wien-Innere Stadt/Österreich
V alerie Goldmann und Paolo Bertucci stiegen nebeneinander die breite Treppe der Universität zur Aula herunter. Der Kardinal machte einen abwesenden, nachdenklichen Eindruck. Nur wenige Studenten kamen ihnen entgegen, es war ruhig, die Flure lagen verwaist da.
»Sind Sie zufrieden mit den Erkenntnissen?«, meinte Valerie und blickte Bertucci von der Seite an.
»Ist es der Mossad?«, gab der Advocatus Diaboli einsilbig zurück und zog die Schultern hoch. »Wir wollen nicht vergessen, dass Sie ganz sicher zu bestimmten Zwecken nach Österreich geschickt wurden. Wie lauten Ihre Befehle? Sie sind ja nicht auf einer touristischen Besichtigungstour, Major Goldmann.«
»Wir stehen
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