Teufel - Thriller
beginnen, die Informationen aus dem alten Maurer herauszupressen und Burgi als Druckmittel zu verwenden.
Der Kommissar gab einem der alten Blechteile frustriert einen Tritt. Wo hielten die Agenten ihre beiden Geiseln gefangen? Es hatte gar keinen Sinn, die Kollegen von der Polizei aufzuscheuchen, ohne jeden näheren Hinweis. Die stille Fahndung nach dem blauen Volvo hatte auch keine Ergebnisse gebracht. Die Agenten waren trotzdem unbehelligt bis vor Eddys Werkstatt gefahren.
Der blaue Volvo… Berner trat die Zigarette aus. Ihm war eine Idee gekommen. Nur Sekunden später hatte er den ermittelnden Beamten in der Leitung.
»Berner hier. Herr Kollege, ich wollte Sie etwas fragen. Hat der Volvo, den Sie in der Donaustadt sichergestellt haben, ein Navi?«
»Hmm … lassen Sie mich kurz nachschauen gehen, der Wagen steht hier bei uns im Hof. Moment, Kollege Berner«, antwortete der Kriminalbeamte diensteifrig. Dann hörte der Kommissar rasche Schritte. Eine Wagentüre wurde aufgesperrt, dann ertönte ein »Ping«.
»Zündung ist ein, Navi fährt hoch und initialisiert sich.«
»Ich nehme an, der letzte Zielpunkt ist die Werkstatt von Eddy Bogner«, stellte Berner nachdenklich fest. »Aber blättern Sie im Menü. Ich möchte gerne wissen, woher die beiden kamen. Was ist als vorletzter Zielpunkt eingetragen?«
»Nicht so rasch, Kollege, ich bin kein Elektronikspezialist…«, murmelte der Kriminalbeamte. »Ahh! Da ist es! Nun, als einziger Punkt davor ist Unterretzbach Zentrum eingetragen, also der Hauptplatz. Sonst gibt es keine Eintragung im Menü.«
Berner bedankte sich und legte auf. Eigentlich vollkommen logisch, dachte er, als das Handy läutete und der Kommissar »Valerie« auf dem Display las.
»Keine Angst, ich lebe noch, Major Goldmann«, meldete sich Berner. »Hast du dich um die Sicherheit unseres Advocatus Diaboli gekümmert?«
»Schön, deine Stimme zu hören, Bernhard«, gab Valerie zurück. »Kardinal Bertucci hat mit dem Botschafter gefrühstückt, bevor wir einen äußerst aufschlussreichen Termin bei Professor Meitner an der Uni Wien wahrgenommen haben. Ich wollte jetzt eigentlich mit dem Kardinal nach Unterretzbach fahren, um mit Burgi zu reden. Wir haben jede Menge Neuigkeiten erfahren und könnten unsere Informationen austauschen.«
»Das wird nicht so leicht sein«, brummte Berner und begann zu erzählen.
Stiftskirche St. Cyriakus, Gernrode, Sachsen-Anhalt/ Deutschland
P aul und Georg hatten Pfarrer Zloduch zum Abschied die Hand geschüttelt und traten hinaus ins Freie. Der Wind rauschte durch die hohen Linden, und Vögel zwitscherten in den Ästen, aber die beiden Freunde waren viel zu versunken in ihren Gedanken, um davon Notiz zu nehmen.
»Jauerling hat also recht gehabt«, murmelte Wagner. »Er wusste, dass Jesus ein Sterblicher war, dass sich keine Dynastie auf ihm begründen ließ, kein Kaiser von ihm seine Macht ableiten konnte. Der Sohn Gottes war tot und begraben, nicht in den Himmel aufgefahren und auch nicht unsterblich.«
Georg nickte nur stumm.
»Er konnte es sogar beweisen«, fuhr Paul fort und beobachtete einen Reisebus, der vor dem Gittertor gehalten, seine Türen geöffnet hatte und nun eine Reisegruppe ausspie. »Was machte er also? Er zog sich zurück. Der Leiter des Schwarzen Bureaus wollte keinem Herrn mehr dienen, nachdem er festgestellt hatte, dass keiner der Kaiser sich von Gottes Gnaden herleiten konnte. Es gab keine Blutlinie.«
»Und wenn es sie gab, dann war es eine Linie zu einem einfachen Menschen, einem jüdischen Propheten, gekreuzigt und gestorben und nicht mehr auferstanden.« Sina lehnte sich an die Wand der Kirche St. Cyriakus und beobachtete die Schar rüstiger Rentner in Regenjacken, die nach und nach den Platz vor der Kirche besetzten. »So verschwand Jauerling von der politischen Bühne, reiste aus Turin ab. Er, der die Schattenlinie vor dem Aussterben gerettet hatte, wurde selbst zu einem Schatten. Wo er wohl Quartier bezog?« Sina strich sich über den Bart.
»Vergiss nicht, er kannte alle Möglichkeiten unterzutauchen, wusste um die Tricks und kleinen Seitenwege, um den Großen nicht zu begegnen«, gab Paul zu bedenken.
»Oder seinen eigenen Agenten«, ergänzte Georg trocken. »Dann kam Metternich. Entweder der Kanzler fand ihn, oder er fand den Kanzler. Wahrscheinlich werden wir das nie erfahren. Wie auch immer, die beiden bildeten jahrzehntelang eine politische Symbiose, die Europa aus den Angeln hob.« Der Wissenschaftler kaute an seiner
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