Teufel - Thriller
auf der gleichen Seite«, erinnerte ihn Valerie lächelnd.
»Zumindest, solange es gegen Pro Deo geht«, gestand ihr Bertucci zu. »Und dann? Sie haben doch gerade vorhin gesagt, wir stehen nebeneinander auf der Startlinie. Sind wir in einem Staffellauf oder einem Sprint, bei dem jeder um den Sieg kämpft?«
Goldmann zog den Kardinal auf eine Steinbank nahe dem Eingang und setzte sich neben ihn. »Legen wir die Karten auf den Tisch, Eminenz. Sie haben Oded Shapiro kennengelernt. Glauben Sie tatsächlich, er füttert uns mit allen Fakten?«
Bertucci schüttelte nur stumm den Kopf.
»Also kann ich Ihnen nur das sagen, was ich weiß. Bisher ging es dem Mossad lediglich um Pro Deo und die Tatsache, dass jemand den Kopf Rossottis auf den Vierströmebrunnen gelegt hatte. Einen Agenten des › Instituts ‹ tötet man nicht ungestraft. Ich wurde ins Spiel gebracht, um den vatikanischen Geheimdienst zu beunruhigen, nicht, um ein Archiv zu finden und an Israel auszuliefern. Ich soll den Tod Ihres Freundes aufklären und rächen, aber nicht nach Dokumenten suchen und dann, wie Sie es nannten, ein neues Kapitel in der Geschichte der Erpressung aufschlagen. Das ist ganz sicher nicht meine Absicht.«
Valerie schwieg und beobachtete ein junges Paar, das untergehakt an ihnen vorbeischlenderte.
»Danke für Ihre Aufrichtigkeit«, erwiderte Bertucci leise. »Je länger ich darüber nachdenke, was Professor Meitner uns berichtet hat, umso überzeugter bin ich, dass es nur zwei Optionen geben kann. Entweder das Archiv wird wieder in den Bestand des Vatikans eingegliedert, oder man lässt es besser da, wo es gerade ist. Alles andere ist ein Spiel mit dem Feuer, das nur schiefgehen kann. Das haben uns die letzten zweihundert Jahre gelehrt.«
»Da sind wir einer Meinung«, murmelte Valerie. »Es gehörte dem Heiligen Stuhl und es sollte wieder dahin zurück. Aber wo steht Pro Deo? Warum wollen sie diese Dokumente? Lautet ihr Auftrag, die Bestände zurückzubringen?«
Bertucci schüttelte grimmig den Kopf. »Dann hätte es keinen Grund gegeben, Rossotti oder Dr. Zanolla zu töten. Sie forschten ja nach den verschwundenen Akten, waren Spezialisten auf ihrem Gebiet und beide hätten sofort dafür gesorgt, dass die Kisten wieder in Richtung Rom unterwegs gewesen wären. Damit hätte Pro Deo bereits die ersten Fachleute in seinem Team gehabt. Nein, der Geheimdienst steht auf seiner ganz eigenen Seite oder handelt auf Anweisung einer Instanz, die wir nicht kennen.«
»Dem Papst?«, warf Valerie ein.
»Niemals«, erwiderte Bertucci bestimmt. »Der Heilige Vater…« Er brach ab.
Goldmann sah den Advocatus Diaboli forschend an. »Verschweigen Sie mir etwas, Eminenz?«
Der kleine Italiener wiegte den Kopf. »Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten vieles gehört und gesehen und gelernt zu schweigen. Deswegen bin ich noch immer unterwegs im Auftrag des Heiligen Stuhls und noch nicht in Pension.« Er betrachtete seine Hände, die er in seinem Schoß gefaltet hatte. »Aber Vertrauen gegen Vertrauen, Major Goldmann. Ich habe keine Bibel bei mir und ich wüsste nicht, ob Sie darauf schwören könnten.« Bertucci lächelte dünn. »Oder ob es für Sie irgendeine Verpflichtung darstellen würde. Ich habe jedoch in all den Jahren eine gute Menschenkenntnis erlangt, auf die ich mich verlassen kann. Sie hat mich noch nie im Stich gelassen.«
»Darum beneide ich Sie«, gab Goldmann zu. »Aber ich verstehe nicht…«
»Das werden Sie gleich«, winkte Bertucci ab. »Ich möchte keine dieser Informationen bei Shapiro wissen, wenn es hart auf hart geht, haben wir uns verstanden?«
»Wenn es nicht eine Gefahr für Israel oder für Menschen darstellt, die ich liebe, dann haben Sie mein Ehrenwort, Eminenz. Es bleibt unter uns«, meinte Valerie ernst.
»Das genügt mir«, nickte der Advocatus Diaboli. »Denn nicht immer ist alles so, wie es scheint.« Er blickte Valerie an. »Der Heilige Vater weiß, wo ich bin. Er hat mich gebeten, nicht nach England zu fliegen, sondern gab mir den Auftrag unterzutauchen. Nur dachten wir beide nicht, dass es so schwer sein würde.« Bertucci lächelte. »Ich bin darin nicht unbedingt geübt, müssen Sie wissen. Aber es gibt immer ein erstes Mal.«
»Sie meinen…«, fiel ihm Valerie erstaunt ins Wort.
»Sie werden gleich verstehen, Major Goldmann. Eigentlich begann der Auftrag unter ganz anderen Vorzeichen. Ich sollte einem Hinweis nachgehen, der über Umwege beim Heiligen Vater gelandet war. Es sei ein Archiv ans
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