Teufel - Thriller
Tageslicht gekommen, in dem der Weg zu einer der wichtigsten Reliquien der Christenheit beschrieben sei, einer Reliquie, die zugleich auch das Ende der katholischen Kirche bedeuten könnte: zu den sterblichen Überresten von Jesus Christus.«
Valerie sah Bertucci völlig überrascht an.
»Der Hinweis war aus Österreich gekommen, die Spur würde also auch dahin führen. Allerdings war alles nebulös und wenig greifbar. Andererseits war das Thema wichtig genug, um eine gewisse … Unruhe beim Heiligen Stuhl aufkommen zu lassen.«
»Jesus tot und begraben«, flüsterte Goldmann.
»Genau, nicht auferstanden und in den Himmel aufgefahren, kein wundertätiger Sohn Gottes, sondern ein sterblicher Mensch, dessen Skelett irgendwo da draußen liegt«, ergänzte Bertucci ernst. »Aber dann kam alles ganz anders, überschlugen sich die Ereignisse. Als ich mehr zu diesem Thema bei meinem Freund Rossotti recherchieren wollte, war Pro Deo schon da, tauchte der Zettel mit den drei Namen auf und dann…« Der Kardinal schluckte. »Dann kam der nächste Morgen und das Grauen nahm seinen Lauf. Drei Tote in Rom, der Kopf Micheles im Schoß der Donau.«
»Aber Sie waren entschlossen, Ihren Auftrag trotzdem durchzuführen«, fuhr Valerie fort, »egal, ob es um ein Archiv in Österreich ging oder um eine Liste von drei Namen, die Sie wieder auf die Spur eines ganz anderen verschwundenen Archivs brachte.«
»Nicht nur«, gab Bertucci zu. »Ich muss gestehen, dass ich meinen Freund rächen und Pro Deo stoppen wollte. Das war vielleicht egoistisch und verwerflich…«
»… aber sehr menschlich«, beruhigte ihn Valerie. »Ich hätte genauso gehandelt. Waren Sie überrascht, als die Liste der Namen Sie ebenfalls nach Österreich führte?«
»Ja, aber ich habe den ursprünglichen Auftrag hintangestellt«, gab Bertucci zu. »Pro Deo war und ist noch immer meine erste Priorität, der Grund für meine SMS nach Rom. Der Geheimdienst ist hinter dem Archiv des Vatikans her, in wessen Auftrag auch immer. Ich bin überzeugt, dass sie das Verzeichnis der verschwundenen Akten bei ihrem Besuch bei Rossotti mitgenommen haben. Aber das konnte ich Professor Meitner nicht sagen.«
»Dann haben wir doch ein gemeinsames Ziel«, erinnerte ihn Valerie. »Wir müssen Pro Deo stoppen und den Tod Rossottis aufklären. Um die Archive können wir uns später kümmern, die laufen uns nicht mehr davon.« Sie blickte Bertucci nachdenklich an. »Und sollte Jesus tatsächlich tot sein, dann sollten wir vielleicht nicht allzu schnell eine Bestätigung dafür finden.«
»Außer jemand findet sie vor uns und macht daraus eine internationale Schlagzeile«, gab Bertucci düster zurück.
Donaustadt, Wien/Österreich
E ines muss Ihnen klar sein«, stellte Dr. Sina nach einem langen Schweigen fest und schaute Berner in die Augen. »Wenn ich jetzt den Innenminister anrufe, dann ist die Lawine unterwegs ins Tal und nichts kann sie mehr aufhalten. Wir können nicht morgen oder in zwei Tagen feststellen, hoppla, wir haben uns geirrt. Was ich gehört habe, genügt mir, weil ich Ihnen beiden vertraue. Aber ich bin nicht maßgebend. Das wird Kreise nach oben ziehen, in Regionen, wo andere Interessen zählen und manche irrationale Entscheidung getroffen wird.«
Der Polizeipräsident stand auf und schaute durch die halbblinden Scheiben in die Werkstatt, wo unentwegt gehämmert und geschweißt wurde. »Ich für meinen Teil bin der Meinung, dass wir Caesarea stoppen sollten, und zwar schnell. Ich bin ein Kind des Kalten Krieges, als Wien ein Tummelplatz von Agenten aus aller Herren Länder war. Mein Bedarf an Spionen ist seit mehr als zwanzig Jahren gedeckt. Ich will nicht, dass diese Stadt wieder zu einer Arena der Geheimdienste wird.«
Sina zog sein Handy aus der Tasche und sah Eddy und Berner an. Als beide stumm nickten, begann er die Nummer des Innenministeriums zu wählen.
Bogner zog sich diskret in die Werkstatt zurück, und der Kommissar verließ das Büro, um auf dem überfüllten Lagerplatz vor der »Metallverarbeitung Bogner« eine Zigarette zu rauchen. Er machte sich zunehmend Sorgen wegen Burgi und Maurer. Wenn der eine Teil des Caesarea-Teams aus Wien nicht rechtzeitig zurückkäme, dann würden bei den beiden anderen Agenten des Vatikans die Alarmglocken läuten.
Berner blieb nicht mehr viel Zeit, höchstens zwei oder drei Stunden. Dann würde die andere Hälfte von Caesarea ungeduldig und misstrauisch werden, versuchen, Kontakt mit Rom aufzunehmen, oder
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