Teufel - Thriller
Diaboli, einen der mutigsten Männer, die ich kenne«, antwortete der Heilige Vater. »Ich bete darum, dass Sie uns verzeihen können, Paolo.«
Der kleine Italiener war noch etwas wacklig auf den Beinen, aber er nickte bereitwillig. »Dann konnte ich meinen Auftrag immerhin ein Stück weit erledigen«, stellte er zufrieden fest und deutete auf seine Tasche. »Alle Ergebnisse meiner Reise befinden sich hier drin.«
»Vertrauen Sie sie mir an, Paolo?«, fragte der Heilige Vater lächelnd.
Wortlos reichte Bertucci sie dem Papst. Der wog die schwere Tasche in seiner Hand. »Kommen Sie, lassen Sie uns in mein Arbeitszimmer gehen«, sagte er dann. »Wir sind alle gespannt auf Ihren Bericht.«
Er nickte kurz Frazer und Gomez zu und wandte sich zum Ausgang. Einer der Elitesoldaten sprang vor und wollte ihm die Tasche abnehmen, doch der Heilige Vater wehrte dankend ab. »Eine Tasche, für die jemand gestorben wäre, bevor er sie ausgeliefert hätte, kann auch der Papst tragen«, meinte er ernst und begann, die Treppen hinaufzusteigen.
Der Sekretär des Heiligen Vaters begrüßte Bertucci erfreut. Als er hörte, dass er alle Termine für den restlichen Tag absagen und auf einen anderen Zeitpunkt verlegen musste, sank seine Laune deutlich. Nach einem leichten Mittagessen berichtete Kardinal Bertucci hinter verschlossenen Türen den drei Päpsten ausführlich über seine Reise und von den Entdeckungen Paul Wagners und Georg Sinas.
Am späten Nachmittag, am Ende langer Beratungen, waren die wichtigsten Entscheidungen gefällt worden.
Am Abend noch telefonierte der Papst auf einer sicheren Leitung mit Oded Shapiro und dem israelischen Ministerpräsidenten. Dann wählte er eine Nummer im Bundeskanzleramt in Wien.
Lobelix Café, Piazza Savoia, Turin/Italien
D er Regen hatte an Intensität noch zugenommen. In den alten, buckligen Straßen und Gassen standen große Pfützen, die von vorbeifahrenden Autos immer wieder in meterhohe Fontänen verwandelt wurden. Die Dunkelheit kam rasch und früh, das Grau der Wolken wurde schwarz, und schließlich glitzerten die Straßenlaternen gelb auf dem nassen Pflaster.
»Mir wachsen langsam Schwimmhäute«, lästerte Paul und stieß nach einem strafenden Blick zum Himmel die Tür zum Lobelix Café auf. Ein Schwall von Gelächter und lauter Unterhaltung, Gläserklirren und Musik schlug ihnen entgegen. Das Lobelix, über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt, war das beste Aperitivo-Lokal Turins. Tagsüber eine unscheinbare Bar wie viele andere, verwandelte sich das Ecklokal jeden Abend nach 18.00 Uhr zu einem Treffpunkt der hungrigen, jungen Turiner Szene.
Einen einzigen Platz zu ergattern, kam einem Ritterschlag gleich. Der Wunsch nach einem Tisch für vier entlockte auch dem freundlichen Kellner nur ein hilfloses Lächeln. »Signori, das wird nicht leicht sein«, stöhnte er und wies auf das restlos gefüllte Lokal, in dem selbst Stehplätze Mangelware waren. Alles drängte sich um die verschiedensten Speisen, die auf Platten im gesamten Lokal verteilt waren und von denen jeder nach Herzenslust essen konnte.
Das Lobelix war ein einziges, riesiges Buffet, das jeden Abend aufs Neue belagert wurde.
»Man kann nicht immer Glück haben«, zuckte Paul mit den Schultern und wollte sich bereits zum Gehen wenden, da sah er, dass die Gäste an einem der kleinen, in einer Nische versteckten Tische zahlten. Mit zwei Sprüngen stand der Reporter neben dem Kellner, der das Geld einstrich, und wies lächelnd auf den Tisch. »Kann ich den reservieren?«, fragte er unschuldig.
»Si, Signore, gerne«, erwiderte der Kellner. »Für wann?«
»Für sofort!«, antwortete Paul und winkte den anderen. »Haben Sie Mitleid mit uns armen, durchnässten Ausländern, oder zumindest ein wenig Einsehen.« Er schob einen Fünfeuroschein über den Tisch.
Der Kellner lachte. »Also gut, es ist Ihr Tisch. Buon appetito!«
Bevor er die drei alleine ließ, wies er mit einer umfassenden Handbewegung auf die unzähligen Platten des Buffets, die überall im Raum verteilt waren. »Lassen Sie mich wissen, was Sie trinken wollen, wenn Sie so weit sind. Aperitivo heißt, dass Sie für das Getränk bezahlen, nicht für das Essen.«
»Völlig neues Konzept«, wunderte sich Georg. »Ein Bier kostet neun Euro, das Essen gibt’s gratis dazu. Was mache ich, wenn ich noch mehr Durst habe?«
»Du bestellst noch ein Bier, für noch mal neun Euro, und isst bis morgen früh«, erklärte Paul das Prinzip. »Sie können aber auch etwas
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