Teufel - Thriller
Wesen des Vaters, gezeugt und ungeschaffen und wesenseins mit dem Vater. Unser Herr Jesus Christus ist Teil der Dreifaltigkeit und kein Teil der Schöpfung mehr.«
»Gepriesen sei der Name des Herrn!«, stieß Helena hervor und atmete erleichtert auf.
»Eusebius von Nikomedia und Arius haben es uns allerdings nicht leicht gemacht, Majestät«, fuhr Athanasius fort. »Sie argumentierten geschickt mit der Einheit und Einzigartigkeit Gottes, woraus sie lediglich eine Wesensähnlichkeit Jesu mit Gott ableiteten. Sie bestanden darauf, dass der Sohn darum dem Vater untergeordnet sei. Christus wäre, erfüllt und ermächtigt vom Heiligen Geist, zwar das höchste Geschöpf, aber eben nicht Gott, sondern Mensch.« Er hustete und wischte sich mit einem Tuch über den Mund. »Sie gingen sogar so weit, uns, die Anhänger und Verfechter der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, der Vielgötterei zu bezichtigen.«
»Vielgötterei?! Das würde gegen die drei göttlichen Gebote verstoßen. Das haben sie geschickt eingefädelt, das muss man ihnen lassen. Das hätte uns die Loyalität der Gesetzestreuen gekostet.« Sie schüttelte den Kopf und ging weiter.
»Ja, Majestät, aber genützt hat es ihnen nichts.« Athanasius lächelte zufrieden und folgte der Kaisermutter. »Die Arianer haben uns als Erste ein Glaubensbekenntnis vorgelegt, unterzeichnet von achtzehn Bischöfen.«
Helena zog überrascht die Brauen nach oben. »Und?«
»Es gab einen Tumult, und es wurde zerrissen!«, lachte Athanasius. »Nach der anschließenden Handgreiflichkeit wechselten sechzehn der achtzehn Befürworter die Seiten.«
»Ihre Dummheit und Unbeherrschtheit waren unsere besten Verbündeten«, murmelte Helena. Sie spürte ihren Zorn gegen die Arianer erneut aufflammen.
»Ihr habt recht, Majestät«, bestätigte der Erzdiakon und wurde ernst. »Allerdings gibt es eine Einschränkung, die ich doch recht betrüblich finde.«
»Welche?« Die Kaisermutter blieb abrupt stehen und fixierte Athanasius.
»Der Kaiser hat zwar den Beschluss und den Zusatz, die arianische Lehre sei zu verdammen und zu verbieten, bestätigt, aber er…« Er ließ das Ende des Satzes in der Luft hängen.
Helena schaute ihn ungeduldig an. »Was hat mein Sohn getan?«, herrschte sie den kleinen Erzdiakon an.
Athanasius wand sich unter ihrem harten Blick. »Obwohl er den Besitz der arianischen Schriften unter Todesstrafe gestellt hat und sie entgegen dem bisher üblichen Vorgehen auch zu einem Verbrechen gegen den Staat erklärt hat, so hat er doch eingeräumt, dass sich die Wesensgleichheit Jesu mit dem Vater nicht auf körperliche Dinge beziehen kann.« Er hob bedauernd die Hände. »Majestät, es tut mir wirklich leid«, sagte er. »Es war schwierig, den Kaiser völlig zu überzeugen. Besser gesagt beinahe unmöglich, weil er im Verlauf der Debatte mehrmals die Seiten gewechselt hat.«
»Was soll das heißen, Athanasius?« Helenas Augen funkelten.
»Der Kaiser hat gesagt, es sei ihm völlig egal, wer recht bekommt.« Der Erzdiakon senkte den Kopf. »Das Wichtigste für ihn wäre, dass Frieden und Ruhe im Reich einkehren würden und dass die Christen aller Nationen endlich mit einer geeinten Stimme reden würden. Er hat mehrmals unterstrichen, dass die endgültige Antwort auf die Frage nach der Natur des Erlösers auf einer geistigen und nicht auf einer stofflichen Ebene zu finden sei. Ich denke, er hat dabei an die Auferstehung gedacht.«
»Er hat sich eine Hintertür offen gelassen, dieser Heide!«, zischte die Kaisermutter. »Ich habe ihn bis heute nicht dazu bringen können, sich taufen zu lassen. Das war ein Fehler. Er muss endlich aufhören, diesen Sonnengott anzubeten, und lernen zu glauben.«
»Das wäre sicherlich das Beste.« Athanasius zwang sich zu einem Lächeln. »Der Heilige Geist möge ihn erleuchten.«
»Wir haben schon viel erreicht, aber jetzt müssen handfeste Beweise her!«, flüsterte die Kaisermutter.
»Woran denkt Ihr?« Der Erzdiakon schaute verwundert auf die alte Frau, die im Hintergrund so geschickt die Fäden zog.
»Ist Makarius, der Bischof von Jerusalem, hier?«, antwortete Helena mit einer Gegenfrage.
»Ja, mit zwei oder drei Vikaren und Diakonen, wie der Kaiser es verlangt hat«, bestätigte Athanasius. »Er hat die Trinität in vorderster Linie verteidigt, Majestät«, fügte er rasch hinzu. »Ich weiß aber nicht…«
»Ich werde nach Jerusalem reisen, um dort etwas zu überprüfen«, unterbrach ihn die Kaisermutter. »Und so meinen Sohn
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