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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Kanten und ist bereits eingedellt…«, Barbara grinste und wartete auf Sinas Erwiderung.
    »Kein Kommentar«, sagte der und winkte ab. »Schon gut, ich möchte der ehrwürdigen Mutter ihr Auto nicht weiter madigmachen.« Er sah Barbara forschend an. »Wo kommt sie denn her? Aus Nowosibirsk?«
    Die Nonne schüttelte den Kopf in gespielter Verzweiflung.
    Der Wissenschaftler steckte die Hände in die Hosentaschen und marschierte, leise in sich hineinlachend, davon. Tschak, der gerade am Stamm einer wuchtigen Linde sein Bein hob, bellte kurz und sprang dann hinterher.
    »Schauen Sie sich diesen Bau gut an«, meinte Sina, »das ist ein ganz besonderes mittelalterliches Juwel, wie man es sonst nur in Westfrankreich findet. In Österreich ist aus dieser Zeit nichts Derartiges bekannt.«
    Er machte eine weit ausholende Armbewegung. »Hier war zwischen 1210 und 1230 gar nichts, außer dichtem Wald und ein paar verstreuten Siedlungen. Hier grüßten sich Fuchs und Hase nicht mal mehr. Und trotzdem…« Sina schüttelte erstaunt den Kopf.
    Nichts hatte auf den spektakulären Kirchenbau hingewiesen, als sie von Eggenburg kommend über die grünen Hügel in die kleine Gemeinde gerollt waren. Schöngrabern schien ein Ort wie Hunderte andere auch zu sein: niedrige Häuser und Bauernhöfe, die sich um eine große Tankstelle an der zentralen Kreuzung duckten. Dem barocken Kirchturm auf der Anhöhe war in all den Jahren jeder Glanz abhandengekommen. Sein Verputz war in langen Wintern grau und rissig geworden, die ehemals weißen Stuckelemente der Fassade waren nicht mehr von den glatten Flächen zu unterscheiden.
    Die Zeit schien hier schon vor Langem stehen geblieben zu sein. Das Zifferblatt der Turmuhr war so verrostet, dass man darauf nichts mehr erkennen konnte.
    Vielleicht ist Zeit hier nicht mehr so wichtig, dachte Georg.
    Barbara blickte in die Runde. »Volksschule, Pfarrhof, Kirche, eine altösterreichische Mustergemeinde wie aus dem Bilderbuch.«
    »Auf den ersten Blick ja, wäre da nicht diese Apsis«, warf Sina ein und wies mit ausgestrecktem Arm auf die Rückseite der Pfarrkirche. Barbara folgte seinem Blick und sah zuerst nur die wuchtige, unverputzte Mauer der Südseite mit einem zugemauerten Portal und kleinen Rundbogenfenstern, die dem schlanken Gebäude den Anschein von Festigkeit und Stärke gaben. Exakt gehauene, ockerfarbene Quader fügten sich fast nahtlos aneinander. Eine Burg Gottes, dachte Barbara, typisch für die Romanik.
    Georg schien ihre Gedanken lesen zu können. »Die Gliederung basiert auf einer heiligen Geometrie, Symbol der kosmischen und der göttlichen Ordnung.«
    Die Apsis, die sich schmal und niedrig nach Osten aus dem schlanken Langschiff der Kirche wölbte, war mit grob gehauenen Figuren bevölkert. Ihre großen, streng blickenden Augen starrten in die weite, niederösterreichische Landschaft, so als warteten sie auf irgendetwas. Fenster, gesäumt von Säulen, die mit Flechtwerk und Pflanzenornamenten geschmückt waren, unterteilten die Gruppen. Die Kapitelle der Säulen erinnerten an Blütenkelche, Zeichen der Fruchtbarkeit und der Schönheit.
    Georg sah genauer hin. Im Gegensatz zu den strengen geometrischen Formen wanden sich überall an den Wänden der Apsis Fabelwesen, glotzten Neidköpfe und Fratzen dem Betrachter entgegen, brachten Unruhe in die Harmonie der Formen. Jeder noch so kleine Freiraum war ausgenutzt, zum Leben erweckt worden, wirkte im Kontrast zu den glatten Flächen unheimlich beseelt.
    »Das ist also die steinerne Bibel«, stellte Barbara beeindruckt fest.
    Georg nickte in Gedanken versunken. Dann pfiff er nach Tschak und stieg die Stufen nach oben. Er drückte die Klinke des kleinen Tors in dem niedrigen grauen Zaun, der die Kirche vom Rest des Platzes trennte. »Wir haben Glück! Es ist offen. Also auf zur Entdeckungsreise!« Der kleine Hund sprang ungeduldig zwischen Georgs Beinen hindurch und begann sich zufrieden in der feuchten Wiese zu wälzen.
    »Kulturbanause!«, tadelte ihn Sina lächelnd und wandte sich dann an Barbara: »Wir sollten jemanden auftreiben, der uns vielleicht etwas mehr erzählen kann. Eine Führung durch die Kirche wäre ein schöner Anfang.«
    »Ich probiere es drüben im Pfarrhaus«, gab Barbara zurück, »vielleicht ist Hochwürden ja zu Hause.« Sie ging zielstrebig auf die Gartentür in der Mauer zu und drückte entschlossen auf den Klingelknopf unter dem Namensschild »Mayröcker«.
    Ein paar Minuten lang passierte nichts. Als Georg erneut

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