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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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kurz, bevor er weitersprach. »Beruhigen Sie sich erst einmal. Das ist zwar eine neue, aber durchaus positive Entwicklung. Gehen Sie raus, seien Sie freundlich und kümmern sich um die zwei.«
    »Und was soll ich ihnen erzählen?«, japste der Pfarrer und fuhr sich mit dem Finger zwischen Kragen und Hals.
    »Alles!«, befahl der andere. »Alles, was Sie wissen. Das ist sowieso nicht viel. Der Herrgott hat Sie vielleicht mit anderen Gaben gesegnet, Verstand gehört jedenfalls nicht dazu. Um den Rest kümmere ich mich.«
    Der Pfarrer wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Machen Sie sich keine Gedanken, Mayröcker, das könnte Ihnen schaden«, meinte die Stimme am Telefon ironisch. »Zeigen Sie dem Professor und der Nonne die Kirche, und wenn sie wieder weg sind, dann machen Sie Dienst nach Vorschrift wie immer. Schieben Sie eine ruhige Kugel, damit können Sie keinen weiteren Schaden anrichten. Nehmen Sie Ihren Pfarrkindern die Beichte ab, spenden Sie die Sakramente und vergessen Sie, was heute passiert ist. Und, Mayröcker? Halten Sie sich auch weiterhin brav von den Schulbuben fern. Denn ohne meine schützende Hand könnte sonst bald das kalte Wasser der Gefängnisdusche auf Ihre Glatze prasseln. Und jetzt laufen Sie und kümmern Sie sich um Ihre beiden Besucher!«
    »Jawohl! Das mache ich, Sie können sich auf mich verlassen. Auf Wiederhören!«, schnaufte Mayröcker und verbeugte sich instinktiv. Aber sein Gruß ging bereits ins Leere, die Verbindung war längst unterbrochen.
    Der Pfarrer ließ den Hörer auf die Gabel des alten Telefons fallen und eilte aus dem Zimmer.
Apostolische Bibliothek, Vatikanstadt, Rom/Italien
    H ier ist nichts und niemand jemals sicher … Diese prophetischen Worte von Kardinal Santori, Berater von sieben Päpsten im 16. Jahrhundert und erfolgreichster Großinquisitor der katholischen Kirche, gingen Paolo Bertucci nicht aus dem Kopf. Er winkte dem Portier am Empfang der Apostolischen Bibliothek kurz zu und ging dann hinüber zu der Sicherheitsschleuse, die zu den Büros führte. Die Vatikanischen Geheimarchive, der Bibliothek angegliedert, waren ein recherchetechnischer Albtraum. Mehr als fünfundachtzig Kilometer Regale voller Akten, Bücher, Faszikel, gebundener Korrespondenzen und Schachteln mit Sammlungen, vieles nicht katalogisiert und anderes nur mangelhaft erfasst.
    Bertucci zog seinen Ausweis aus der Aktentasche und hielt ihn dem Sicherheitsbeamten hin.
    Hier ist nichts und niemand jemals sicher …
    Der Advocatus Diaboli sah die schwere Pistole im Halfter des Schweizergardisten, als der sich vorlehnte und über eine extrem flache Tastatur Namen und Uhrzeit eingab, bevor er den kreditkartengroßen Ausweis in einen Scanner steckte. Bertucci musste lächeln. Seit Santori im Vatikan gewirkt hatte, war viel Zeit vergangen und noch mehr hatte sich geändert. Und doch …
    Sein Blick fiel auf ein Ölgemälde hinter dem Empfang, ein Porträt von Pius XII., Papst in den Jahren des Zweiten Weltkriegs. So viel hatte sich in manchen Bereichen vielleicht doch nicht geändert, dachte Bertucci, der Geist des Großinquisitors Santori schwebte noch immer über Rom. Der Vatikan war seit Anbeginn eine Welt für sich gewesen, oft genug eine Schlangengrube, wenn es um Macht, Einfluss und die Führung in der Kirche ging und alle Mittel recht waren. Die Geschichte der Päpste und damit des Vatikans war eine Abfolge lautloser Kämpfe, geheimer Intrigen und kluger Schachzüge. Ein zähes Ringen und manchmal auch ein kühner Schnitt hatten in den letzten Jahrhunderten oft viel diskutierte Entscheidungen gebracht.
    Vereinzelt war hinter den Kulissen die Geschichte mit Blut geschrieben worden. Kaum ein Pontifex in der Gruft unter dem Petersdom war auf natürliche Art dorthin gelangt, bevor die Zeiten zivilisierter geworden waren.
    Der Sicherheitsbeamte gab mit unbewegter Miene Bertucci den Ausweis zurück, musterte die große Aktentasche, überlegte kurz, drückte dann auf einen Knopf und nickte dem Kardinal zu. Da öffnete sich die hohe, intarsierte Tür auch schon, und eine dunkelblonde, schmächtige Archivarin im Business-Kostüm blickte erwartungsvoll auf den Besucher. Als sie den Advocatus Diaboli erkannte, streckte sie ihm freundlich ihre Hand entgegen.
    »Was für ein Glanz in unserer Abteilung«, lächelte sie, bat Bertucci herein und zog die quietschende Tür hinter dem Kardinal wieder zu. Der Holzboden knarrte leise unter ihren Füßen. Ein heller Gang mit Büros, die links und rechts abgingen,

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