Teufel - Thriller
auf und lief zur Haustüre, drehte so lautlos wie möglich den Schlüssel herum und kam wieder in die Küche. Er sah Maurer junior an. »Gibt’s hier einen Fluchtweg?«
Der Bauer war völlig vor den Kopf gestoßen. Während Berner den Alten aus dem Lehnstuhl und vom Fenster wegzog, schaute Maurer junior von einem zum anderen.
»Was ist hier los? Wieso sind bewaffnete Männer auf unserem Hof? Was wollen die?«, stammelte er.
»Erklärungen später«, stieß Berner hervor, der den Alten vor sich herschob. »Jetzt müssen wir erst einmal hier raus.«
»Es gibt eine Falltür in den Keller«, flüsterte Maurer junior und winkte Berner zu. »Kommen Sie!«
»Nein! Wieso …?«, stammelte sein Vater, aber dann überlegte er es sich und trippelte überraschend schnell davon, öffnete die Tür zu einer schmalen Speisekammer und zeigte mit dem Stock auf eine fast unsichtbar in den Boden eingelassene Holztüre, die mit Linoleum belegt war. »Da geht es hinunter!«
Das erste Klopfen vom Hof wurde laut.
Paul riss die Falltür auf und erblickte eine steile Treppe vor sich, die ins Dunkel führte. In diesem Moment flammte eine einsame Glühlampe auf und erleuchtete einen Gang am Ende der Stufen.
»Besser, wir sehen, wohin wir gehen«, raunte Maurer junior. »Der Gang endet im Weinkeller. Von da gibt es einen Ausgang zum Nachbarn.«
»Gehen Sie voran«, befahl Berner leise, »der Letzte macht die Türe zu. Los jetzt!«
Das Klopfen und Hämmern an der Haustür wurde stärker. Dann splitterte das erste Glas. Als Burghardt die Falltür hinter sich zuzog, drangen die vier Männer mit gezogenen Waffen durch ein Fenster in das Haus ein. Sie sahen sich vorsichtig um, durchsuchten professionell jeden Raum.
Nachdem sie in Wohnzimmer und Küche niemanden finden konnten, gingen sie in den ersten Stock und stellten dort alles auf den Kopf. Sie durchsuchten selbst den Dachboden, bevor sie sich der Scheune und den Wirtschaftsgebäuden zuwandten.
Ihr Auftrag war klar und eindeutig: Ferdinand Maurer war zu finden und mitzunehmen.
Augenzeugen waren zu beseitigen.
Schöngrabern, Weinviertel/Österreich
G eorg Sina fuhr herum. Die Eingangstüre des Pfarrhauses öffnete sich, und ein bemüht fröhlicher Mayröcker durchquerte eilig den Garten, während er in sein dunkles Sakko schlüpfte.
»Was ist mit Pfarrer Mieselsüchtig los?«, flüsterte Sina Barbara zu. »Plötzlich so guter Laune? Hat er noch einen Nachschlag Messwein genommen?«
Buchegger warf Georg einen tadelnden Blick zu, dann musste sie auch schon die ausgestreckte Hand von Hochwürden schütteln.
»Grüß Gott!«, begrüßte Mayröcker etwas gezwungen lächelnd die Nonne. »Ich freue mich selbstverständlich über Ihren Besuch. Und ich zeige Ihnen natürlich auch gerne unsere Pfarrkirche.« Der rundliche Geistliche wandte sich Georg zu und musterte ihn. Dann drückte er auch Sinas Rechte. »Was für eine große Ehre für unseren kleinen Ort. Ich habe ja bereits so viel über Sie gelesen, Herr Professor!«
»Vor ein paar Minuten hörte sich das aber noch ganz anders an…«, brummte der Wissenschaftler und fixierte den Priester mit zusammengekniffenen Augen.
Aber Mayröcker winkte lächelnd ab. »Ach, das war doch nur ein kleines Missverständnis. Ich bitte Sie, Professor. Das werden Sie mir doch nicht übel nehmen?« Er legte Georg freundschaftlich den Arm um die Schultern und schob ihn auf die Kirche zu. »Ich war gerade bei meinem zweiten Frühstück. Wer wird schon gerne beim Essen unterbrochen, nicht wahr?«
Georg zwang sich zu einem verständnisvollen Lächeln.
»Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach…«, nickte Barbara und schloss sich den beiden Männern an.
»Genau!«, bestätigte Mayröcker. »Ich sehe, Sie verstehen mich.« Er öffnete die Pforte der Kirchenmauer. »Also, was genau kann ich für Sie tun?«
»Wir würden gerne etwas mehr über die Kirche erfahren…«, begann Barbara, und Georg vollendete den Satz: »Eine Führung wäre schön. Vielleicht hätten Sie Zeit, uns ein wenig zu begleiten und dabei etwas über Ihre Pfarrkirche zu erzählen.«
»Dann lassen Sie uns gleich beginnen!«, antwortete Mayröcker und holte tief Luft. »Unsere Pfarrkirche hat als Patrozinium Mariä Geburt, wie die Stiftskirche des heiligen Leopold in Klosterneuburg. Sie unterstand bei ihrer Gründung dem Bistum Passau, heute gehören wir zur Erzdiözese Wien.«
»Zu Mariä Geburt fliegen die Schwalben furt«, murmelte Georg vor sich hin. »Wer hat die
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