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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Barbara in die Augen und beschloss, ihr doch noch einen Hinweis zu geben. »Unser geheimnisvoller Zwerg erwähnt in seinen Aufzeichnungen auch die Krüge von Kana. Da hat es mich in Schöngrabern schon wie ein Blitz getroffen und mir bestätigt, dass ich recht haben könnte.«
    »Was macht andererseits der Teufel in Turin?«, fragte Barbara ratlos, stand auf und zeigte plötzlich hinter einen wuchtigen Seitenaltar neben dem südlichen Eingang der Kirche, einem geschnitzten Grab Christi. »Da ist ja der Grabstein! Wir haben ihn nicht gleich gesehen, weil er ganz hinten im Eck steht, vom Altar fast verdeckt.«
    »Tatsächlich!«, rief Georg aus und eilte zu dem frisch renovierten Epitaph. »Ganz genau so, wie Jauerling ihn beschrieben hat. Da ist der Bürgermeister, seine Ehefrauen mit den Kindern, ein triumphierender, auferstandener Christus und hier im Hintergrund eine Burg.«
    Barbara versuchte die schwarze Inschrift zu entziffern und vorzulesen: »Anno dny 1575 den 3. Tag october starb der Ernuest fürsicht g – Ersam un weis herr Wolff Khayser weltliches erlich jar Burgermeister un Richter der Stat Eggenburg gewest und liegt hie sambt seynen dreyen hausfraue…« Sie legte den Kopf schräg. »Er war ernst, vorsichtig und weise, aber nur ein Jahr Bürgermeister…«
    »Na ja, er wird wohl an der Wiederwahl gescheitert oder während seiner Amtszeit verstorben sein«, kommentierte Georg und begann die Inschrift abzuschreiben. »Oder Khayser war Protestant, worauf die deutsche Inschrift hinweisen würde, und die Stadt ist wieder katholisch geworden oder umgekehrt. Es waren unruhige Zeiten damals, die Bekenntnisse wechselten quasi über Nacht. Den Grundherren war es egal, welche Konfession ihr Pfarrer hatte, Hauptsache, der Bierkonsum nach dem Gottesdienst oder der Heiligen Messe ging nicht zurück!«
    Dann wies er Barbara auf eine Inschrift am Kopf des Epitaphs hin. »Das hier erscheint mir jedoch weit interessanter: HILF IESUS DU EWIGES WORT DE LEIB HIE UND DER SELLE TORT. Dahinter steht ein dreiblättriges Kleeblatt als Symbol für die Dreifaltigkeit.«
    »Oder eine Verzierung, um darüber hinwegzutäuschen, dass der Steinmetz nicht besonders gut darin war, sich den Platz für die Inschrift einzuteilen«, kicherte Barbara. »Er musste wohl irgendwie den Freiraum füllen, der ihm übrig geblieben ist.«
    »Ja, manchmal sind die einfachsten Erklärungen die besten«, gab Georg zu. »Der Leib hier, die Seele dort…«, murmelte er.
    Der Wissenschaftler schaute sich um. Sein Blick blieb auf dem wuchtigen Seitenaltar hängen, hinter dem das Epitaph verborgen war. Er betrachtete die geschnitzten Felsen, die zwei trauernden Frauen und den Engel, der zu ihnen sprach. Aber zu ihren Füßen in der Grotte, da lag er noch. Er war noch da, und das durfte nicht sein. Da lag der magere und blasse Leib des gekreuzigten Herrn.
    Der sollte doch schon längst nicht mehr da sein! Der Erlöser war in dieser Szene der Evangelien, in der die beiden Marien mit dem Engel sprachen, schon längst aufgefahren in den Himmel! Aber auf dem Grabstein, zu dem ihn Jauerling geschickt hatte, stand es ganz deutlich: Der Leib hier, die Seele dort! Und dann dieser Altar…
    Führte die Spur der Krüge etwa zum wahren Grab Christi?
    Sina schnaufte verächtlich. Unsinn. Der Mesner hatte wahrscheinlich nur vergessen, den geschnitzten Leichnam nach der Osternacht wegzuräumen.
    »Nein, nein, keineswegs«, unterbrach Buchegger Sinas Gedanken. »Jesus, Du ewiges Wort, hilf dem Körper hier und der Seele dort. Das ist ein Gebet.«
    »Diese ganzen Hinweise passen irgendwie nicht zusammen oder ich verstehe sie nicht«, ärgerte sich Sina und wandte sich zum Gehen. »Die Ottonen, erbauliche Gebete, ein Schulleiter, ein frommer und sogar ehrlicher Bürgermeister, die sechs Krüge von Kana, der Teufel mit vollgeschriebenen Seiten, Umbauten 1936, Joseph II., Napoleon… Manchmal glaube ich, dass ich diesen Jauerling verstehe, dann wieder glaube ich, da ist nichts Handfestes. Vielleicht steckt wirklich rein gar nichts dahinter und Paul hat recht. Ein Theaterstück, wirre Notizen, vom Fieber gezeichnet, und nachdem Jauerling alles im Wirtshaus aufgeschrieben hat, war er womöglich sogar betrunken…«
    »Die Leute im 18. Jahrhundert waren ganz wild auf Okkultismus, gerade weil die Aufklärung die Welt für so viele entzaubert hatte«, gab Buchegger zu bedenken. »Mysterienspiele und Séancen waren Publikumsmagnete, esoterische und exotische Romane boomten, und die

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