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Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Strastnoi-Kloster, man brauche nur die Straße zu überqueren, und der Betrieb heiße Puschdenk am Twerboul. Man erkundigte sich an entsprechender Stelle, ob es dort so ein Ding gebe. Antwort: Das gebe es und sei in ganz Moskau bekannt. Wunderbar.
    »Reichen Sie einen technischen Voranschlag ein.«
    Tschitschikow hatte ihn schon in der Tasche.
    Man gab ihm die Pacht.
    Daraufhin verlor Tschitschikow keine Zeit, er sauste zu der entsprechenden Stelle:
    »Ich bitte um Vorschuß.«
    »Bringen Sie eine Personalliste in drei Exemplaren mit den vorgeschriebenen Unterschriften und Stempeln.«
    Keine zwei Stunden vergingen, da legte er die Liste vor. In aller Form. Darauf waren so viele Stempel wie Sterne am Himmel. Auch die Unterschriften fehlten nicht.
    »Der Leiter – Nëuwashai-Koryto, der Sekretär – Kuwschinnoje Rylo, der Vorsitzende der Tarifkommission – Jelisawet Worobej.« 1
    »In Ordnung. Holen Sie sich die Anweisung.«
    Dem Kassierer blieb die Luft weg, als er die Endsumme sah. Tschitschikow quittierte und transportierte das Geld mit drei Droschken ab.
    Dann zu einer anderen Behörde.
    »Ich bitte um ein Darlehen auf meine Waren.«
    »Zeigen Sie die Waren.«
    »Seien Sie so gut, geben Sie mir einen Agenten mit.«
    »Man gebe ihm einen Agenten!«
    Sieh an, ein wohlbekannter Agent: Jemeljan Rotosej.
    Tschitschikow nahm ihn mit, brachte ihn in den erstbesten Keller und zeigte. Jemeljan guckte – eine unermeßliche Menge von Lebensmitteln.
    »Tja, das gehört alles Ihnen?«
    »Ja, alles.«
    »Nun«, sagte Jemeljan, »dann gratuliere ich. Sie sind ja kein Millionär, sondern ein Trillionär!«
    Nosdrjow, der ihnen nicht von der Seite wich, goß Öl ins Feuer.
    »Siehst du da drüben das Auto voller Stiefel zum Tor reinfahren?« sagte er. »Die Stiefel gehören auch ihm.«
    Dann kam er in Fahrt, zog Jemeljan auf die Straße und zeigte.
    »Siehst du die Läden? Das sind alles seine. Auf dieser ganzen Straßenseite gehören sie alle ihm. Die auf der anderen Seite auch. Siehst du die Straßenbahn? Seine. Die Laternen? Seine. Siehst du? Siehst du?«
    Und er drehte ihn nach allen Seiten.
    Jemeljan konnte nur noch flehen:
    »Ich glaub’s ja! Ich seh’s ja! Laß mich bloß in Ruhe.«
    Sie fuhren zurück auf die Behörde.
    Hier fragte man: »Na, wie ist es?«
    Jemeljan machte eine Handbewegung.
    »Unbeschreiblich!«
    »Na, wenn’s unbeschreiblich ist, zahle man ihm n + 1 Milliarde.«
     
    5 Tschitschikows Karriere nahm einen schwindelerregenden Charakter an. Was er alles anstellte, ging auf keine Kuhhaut. Er gründete einen Trust zur Eisengewinnung aus Sägespänen und bekam auch darauf ein Darlehen. Er trat als Teilhaber einer riesigen Genossenschaft bei und verpflegte ganz Moskau mit Wurst aus dem Fleisch krepierter Tiere. Die Gutsbesitzerin Korobotschka, als sie hörte, jetzt sei in Moskau »alles erlaubt«, wünschte Liegenschaften zu erwerben; daraufhin bildete Tschitschikow mit Samuchryschkin und Uteschitelny eine Gesellschaft und verkaufte ihr die Manege gegenüber der Universität. Er ging einen Kontrakt ein zwecks Elektrifizierung einer fernen Stadt, wo sich die Füchse gute Nacht sagten, und nachdem er mit einem ehemaligen Stadthauptmann Kontakt aufgenommen, riß er einen alten Zaun ab, stellte Markierungspfähle auf, damit es nach Planierung aussah, und was das Geld für die Elektrifizierung betraf, so schrieb er, es sei ihm von den Banden Hauptmann Kopejkins weggenommen worden. Kurzum, er vollbrachte wahre Wunder.
    In Moskau verbreitete sich bald das Gerücht, daß Tschitschikow Trillionär sei. Die Behörden rissen sich um ihn als Spezialisten. Schon hatte Tschitschikow für fünf Milliarden eine Fünfzimmerwohnung gemietet, schon speiste er mittags und abends im »Empire«.
     
    6 Aber plötzlich kam es zum Krachen.
    Tschitschikows Verderben war, wie Gogol richtig vorausgesagt hatte, Nosdrjow, und den Rest gab ihm die Korobotschka. Nosdrjow wollte ihm gar keine Gemeinheit antun, doch im Suff schwatzte er beim Pferderennen die Geschichte von den Sägespänen herum, erzählte auch, Tschitschikow habe nichtexistierende Betriebe gepachtet, und endete mit den Worten, Tschitschikow sei ein Gauner und gehöre erschossen.
    Das Publikum kam ins Nachdenken, und wie ein Funke raste die geflügelte Fama los. Nun drang auch noch die Korobotschka, diese dumme Gans, in eine Behörde vor und erkundigte sich, wann sie in der Manege eine Bäckerei eröffnen könne. Vergeblich beteuerte man ihr, daß die Manege ein

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