Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)
auf, Petruschka erschien. Er war längst von Tschitschikow weggegangen und als Bote in die Behörde eingetreten.
»Nehmen Sie sofort diesen Brief, und gehen Sie sofort los!«
»Zu Befehl«, sagte Petruschka. Er nahm sofort den Brief, ging sofort los und verlor ihn sofort.
Anruf bei Selifan in der Garage.
»Einen Wagen. Schnell!«
»Sofort.«
Selifan fuhr zusammen, hüllte den Motor in eine warme Hose, zog die Jacke an, sprang auf den Sitz, stieß einen Pfiff aus, hupte und sauste los.
Welcher Russe liebt nicht schnelles Fahren?
Auch Selifan liebte es, darum hatte er kurz vor der Einfahrt in die Lubjanka die Wahl zwischen einer Straßenbahn und der Spiegelscheibe eines Ladens. Im Handumdrehen entschied er sich für letztere, wich der Straßenbahn aus und brauste wie ein Wirbelwind mit dem Schrei »Rettet euch!« durchs Fenster in den Laden.
Nun riß selbst Tentetnikow, der sämtliche Selifans und Petruschkas unter sich hatte, die Geduld:
»Beide achtkantig rausschmeißen!«
Man schmiß sie raus. Schickte sie zur Arbeitsbörse. Von dort kam das Kommando: Auf Petruschkas Stelle kommt Proschka von der Pljuschkina, auf Selifans Stelle kommt Grigori Dojesshai-ne-Dojedesch. Inzwischen aber schlug der Fall weitere Blasen!
»Das Vorschußamt!«
»Bitte sehr!«
»Nëuwashai-Koryto möchte herkommen.«
Das erwies sich als unmöglich. Nëuwashai-Koryto war zwei Monate zuvor aus der Partei herausgesäubert worden, und aus Moskau hatte er sich danach selbst hinausgesäubert, denn er hatte entschieden nichts mehr in der Stadt verloren.
»Kuwschinnoje Rylo?«
In irgendeinen Krähwinkel abgereist, um dort die Gouvernementsabteilung zu instruieren.
Nun wollte man sich Jelisawet Worobej vornehmen. So einen gab es nicht. Es gab eine Stenotypistin namens Jelisaweta, aber die hieß nicht Worobej. Und es gab einen Assistenten des stellvertretenden Hilfsschriftführers namens Worobej, aber der hieß nicht Jelisawet!
Man setzte der Stenotypistin zu: »Sie?«
»Ich? Wieso ich? Ich heiße Jelisaweta mit a, oder etwa nicht?«
Sie brach in Tränen aus. Man ließ sie in Ruhe.
Während man sich mit Worobej herumplagte, ließ der Rechtsbeistand Samoswistow Tschitschikow unterderhand wissen, daß sein Fall Staub aufwirble, woraufhin Tschitschikow begreiflicherweise spurlos verschwand.
Vergeblich wurde ein Wagen zu der Adresse: Hof rechts gejagt, da war natürlich kein Auskunftsbüro, da war nur eine verlassene und verfallene Kantine für öffentliche Beköstigung. Die Putzfrau trat den Besuchern entgegen und sagte, es sei niemand dahier.
Daneben freilich, Hof links, fand man ein Auskunftsbüro, doch dort saß keine Stabsoffiziersgattin, sondern eine gewisse Podstega Sidorowna, die selbstverständlich nicht mal ihre eigene Adresse kannte, geschweige denn die von Tschitschikow.
9 Verzweiflung befiel alle. Der Fall war dermaßen verwickelt, daß selbst der Teufel keinen Geschmack daran gefunden hätte. Die Sägespäne vermengten sich mit der nichtexistierenden Pacht, die Brabanter Spitzen mit der Elektrifizierung, die Brillanten mit der Erwerbung der Korobotschka. Nosdrjow hing auch mit drin, ferner verwickelt waren der Sympathisant Jemeljan Rotosej und der parteilose Dieb Antoschka, und dann kam noch die unsaubere Affäre mit den Lebensmittelrationen Sobakewitschs heraus. Und schließlich traf schriftliche Nachricht aus dem Gouvernement ein.
Samoswistow arbeitete emsig und mengte in das allgemeine Gewirr auch noch Reisen wegen Truhen und den Fall mit falschen Reisekostenabrechnungen (allein hierin waren 50 000 Personen verwickelt) und so weiter und so fort. Kurz und gut, ein wahres Teufelskarussell rotierte. Diejenigen, denen Tschitschikow die Milliarden aus der Nase gezogen hatte, und diejenigen, die sie jetzt suchen mußten, rasten entsetzt herum und hatten nur einen unwiderleglichen Fakt vor Augen: Die Milliarden waren da, jetzt sind sie weg.
Endlich stand ein gewisser Onkel Mitjai auf und sagte:
»Hört zu, Leute, ich glaube, wir kommen nicht drumherum, eine Untersuchungskommission einzusetzen.«
10 Und jetzt (was träumt man nicht alles!) tauchte als Deus ex machina ich auf und sagte:
»Gebt mir den Auftrag.«
Verwunderung.
»Werden Sie … denn das … schaffen?«
Ich: »Keine Sorge.«
Zögern. Dann mit roter Tinte: »Beauftragen.«
Nun legte ich los (noch nie hatte ich einen schöneren Traum). Von allen Seiten kamen 35 000 Motorradfahrer zu mir gerast. »Was haben Sie für Wünsche?«
Ich: »Keine
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