Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)
empfangen, weil auf dessen Visitenkarte (ohne Namen) stand: »Bevollmächtigter Chef der Handelsabteilungen der ausländischen Vertretungen bei der Republik der Sowjets«.
»Der Satan soll ihn holen«, blubberte Persikow, warf die Lupe und irgendwelche Diagramme auf das grüne Tuch und sagte zu Marja Stepanowna: »Lassen Sie ihn rein, diesen Bevollmächtigten.«
»Womit kann ich Ihnen dienen?« fragte er in einem Ton, daß besagter Chef zusammenzuckte. Dann schob er die Brille von der Nase auf die Stirn und wieder zurück und musterte seinen Besucher. Der glänzte von Lack und edlen Steinen, und in seinem rechten Auge stak ein Monokel. Widerliche Visage, dachte der Professor.
Der Besucher holte weit aus, bat um Erlaubnis, eine Zigarre zu rauchen, was Persikow bewog, ihm, wenn auch höchst ungern, Platz anzubieten. Es folgten langatmige Entschuldigungen des Gastes, daß er so spät komme, aber … »Tagsüber ist es ganz unmöglich, den Herrn Professor irgendwie … hihihi … Pardon … zu erwischen«. (Der Gast ließ ein schluchzendes Hyänenlachen hören.)
»Ja, ich habe viel zu tun!« Diese Worte Persikows klangen so lapidar, daß der Gast neuerlich zusammenzuckte.
Nichtsdestoweniger erlaube er sich, den berühmten Gelehrten zu behelligen: Zeit sei Geld, wie man so sage, und die Zigarre störe den Professor doch nicht?
»Papperlapapp«, antwortete Persikow.
Der Professor habe den Strahl des Lebens entdeckt?
»Ich bitte Sie, wieso denn Strahl des Lebens? Das haben sich die Zeitungsknilche ausgedacht!« rief Persikow lebhaft.
»Ach, nicht doch, hihihä …« Er verstehe sehr gut diese Bescheidenheit, die wahre Zierde jedes wirklichen Gelehrten. Aber was solle man reden. Heute seien Telegramme gekommen. In Weltstädten wie Warschau und Riga wisse man schon alles von dem Strahl. Der Name Professor Persikows sei auf der ganzen Welt in aller Munde. Die ganze Welt verfolge mit angehaltenem Atem Professor Persikows Arbeit. Aber alle wüßten auch sehr wohl, wie schwer es die Gelehrten in Sowjetrußland hätten. Entre nous soit dit … Die Wände hätten doch wohl keine Ohren? Leider wisse man hierzulande wissenschaftliche Arbeiten nicht zu schätzen, deshalb habe er sich ja um die Unterredung mit dem Professor bemüht. Ein ausländischer Staat biete ihm vollkommen uneigennützig Hilfe bei seinen Laborarbeiten an. Wozu Perlen vor die Säue werfen, wie es in der Heiligen Schrift heiße. Dieser Staat wisse, wie schwer es der Professor in den Jahren neunzehn und zwanzig während dieser … hihi … Revolution gehabt habe. Nun, natürlich alles streng geheim. Wenn der Professor diesen Staat über die Resultate seiner Arbeit unterrichte, werde der den Professor finanzieren. Der Professor habe doch ein Gehäuse gebaut, und es wäre interessant, die Zeichnungen des Gehäuses einzusehen.
Und nun entnahm der Gast der Innentasche seines Jacketts ein Päckchen nagelneuer Geldscheine.
Eine Bagatelle, fünftausend Rubel als Anzahlung, könne der Professor auf der Stelle erhalten. Eine Quittung sei nicht erforderlich … der Professor würde den bevollmächtigten Handelschef sogar beleidigen, wenn er von einer Quittung spreche.
»Raus!« schnauzte Persikow plötzlich so laut, daß das Klavier im Salon die hohen Töne erklingen ließ.
Der Besucher verschwand so schnell, daß der wutzitternde Persikow eine Minute darauf fast glaubte, eine Halluzination gehabt zu haben.
»Sind das seine Galoschen?« heulte er gleich darauf in der Diele.
»Der Herr haben sie vergessen«, antwortete Marja Stepanowna bebend.
»Rausschmeißen!«
»Wie kann ich sie denn rausschmeißen? Der Herr werden sie holen kommen.«
»Dann gib sie beim Hauskomitee ab. Gegen Quittung. Daß mir die Galoschen hier verschwinden! Zum Hauskomitee! Sollen die da die Spionsgaloschen aufbewahren!«
Marja Stepanowna hob, sich bekreuzigend, die prächtigen Ledergaloschen auf und trug sie zum Hintereingang. Sie blieb ein Weilchen vor der Tür stehen und versteckte sie dann in der Kammer.
»Abgegeben?« tobte Persikow.
»Ja.«
»Quittung her!«
»Aber, Wladimir Ipatjewitsch, der Vorsitzer kann doch nicht schreiben.«
»Ich. Will. Sofort. Eine. Quittung. Sehen. Soll sie doch ein anderer Hundesohn ausstellen, der schreiben kann!«
Marja Stepanowna ging kopfschüttelnd und kam nach einer Viertelstunde mit einem Zettel zurück.
»Von Prof. Persikow 1 (ein) Paar Galo. für den Fonds erhalten. Kolessow.«
Persikow legte die Quittung unter den
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