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Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Briefbeschwerer. Danach verdüsterte ein Gedanke seine hohe Stirn. Er stürzte ans Telephon, klingelte Pankrat im Institut heraus und fragte: »Alles in Ordnung?« Pankrat krächzte etwas in den Hörer, dem man entnehmen konnte, daß seiner Meinung nach alles in Ordnung sei. Dennoch war Persikow nur für einen Augenblick beruhigt. Finster umklammerte er den Hörer und sprach hinein wie folgt: »Geben Sie mir diese, wie heißt sie gleich, Lubjanka. Merci. Wem muß ich das bei euch melden? Bei mir hier laufen irgendwelche verdächtigen Subjekte mit Galoschen rum, ja … Professor Persikow von der IV. Universität …«
    Das Gespräch im Hörer war sofort unterbrochen. Persikow trat vom Telephon zurück, wobei er Schimpfwörter durch die Zähne knurrte.
    Marja Stepanowna schaute ins Zimmer. »Möchten Sie Tee trinken, Wladimir Ipatjewitsch?« erkundigte sie sich zaghaft.
    »Nein, ich will keinen Tee. Papperlapapp! Der Teufel soll die alle holen, die sind ja toll, einer wie der andere.«
    Genau zehn Minuten später konnte der Professor in seinem Arbeitszimmer neue Gäste begrüßen. Der eine von ihnen, ein freundlicher, runder und sehr höflicher Mann, trug eine bescheidene Militärjoppe in Tarnfarben und Reithosen. Auf seiner Nase saß wie ein Kristallschmetterling ein Kneifer. Überhaupt erinnerte er an einen Engel in Lackstiefeln. Der zweite war klein, sah schrecklich finster drein und trug Zivil, aber das saß ihm so knapp, daß es ihn einzuzwängen schien. Der dritte Gast benahm sich sonderbar, er trat nicht ins Arbeitszimmer des Professors, sondern verblieb in der halbdunklen Diele. Von da aus konnte er das erleuchtete und von Tabakschwaden vernebelte Arbeitszimmer genau übersehen. Das Gesicht dieses dritten, der gleichfalls Zivil trug, schmückte ein Kneifer mit Rauchgläsern.
    Die beiden im Arbeitszimmer brachten Persikow zur Verzweiflung, indem sie die Visitenkarte sorgsam prüften, ihm Tausende von Fragen stellten und ihn um eine Beschreibung seines Besuchers ersuchten.
    »Weiß der Teufel«, brubbelte Persikow. »Eine widerliche Visage. Degeneriert.«
    »Hatte er ein Glasauge?« fragte der Kleine heiser.
    »Weiß der Teufel. Doch nein, ein Glasauge hatte er nicht, die Augen huschten herum.«
    »Rubinschtejn?« fragte der Engel in Lackstiefeln leise den Kleinen in Zivil. Aber der schüttelte mürrisch den Kopf.
    »Rubinschtejn würde ohne Quittung nie was hergeben«, knurrte er. »Das ist nicht sein Stil. Der hier ist ’ne Nummer größer.«
    Die Geschichte mit den Galoschen rief bei den Gästen eine Explosion lebhaftesten Interesses hervor. Der Engel in Lackstiefeln sprach durchs Telephon nur wenige Worte mit dem Hauskomitee: »Die GPU benötigt umgehend den Sekretär Kolessow in der Wohnung Professor Persikows mitsamt Galoschen.« Sofort erschien Kolessow im Arbeitszimmer, bleich, die Galoschen in der Hand.
    »Wassenka!« rief der Engel halblaut den in der Diele. Der erhob sich lasch und kam schlenkerig ins Arbeitszimmer getrottet. Die Rauchgläser machten seine Augen unsichtbar.
    »Na?« fragte er kurz und schläfrig.
    »Galoschen.«
    Die Rauchgläser glitten über die Galoschen, und Persikow glaubte hinter den Gläsern für einen Moment ein Paar keineswegs schläfrige, sondern im Gegenteil erstaunlich stechende Augen in seine Richtung blitzen zu sehen, die jedoch gleich wieder erloschen.
    »Na, Wassenka?«
    Der so Angesprochene antwortete mit lascher Stimme: »Na, was soll sein. Pelenshkowski gehören sie.«
    Schlagartig war der Hausfonds das Geschenk Professor Persikows wieder los. Die Galoschen verschwanden in Zeitungspapier. Der überaus erfreute Engel in Lackstiefeln erhob sich, drückte dem Professor die Hand und hielt sogar eine kleine Ansprache, die auf folgendes hinauslief: Das mache dem Professor Ehre … Der Professor könne beruhigt sein … Niemand werde ihn mehr belästigen, weder im Institut noch zu Hause … Maßnahmen würden ergriffen, seine Gehäuse seien in völliger Sicherheit.
    »Sagen Sie, kann man die Reporter nicht erschießen?« fragte Persikow mit einem Blick über die Brille hinweg.
    Diese Frage erheiterte seine Besucher ganz außerordentlich. Nicht nur der mürrische Kleine, sogar der mit den Rauchgläsern in der Diele schmunzelte. Der Engel erklärte funkelnd und strahlend, daß dies möglich sei.
    »Was war denn das für ein Kerl, der bei mir war?«
    Sofort hörten alle auf zu schmunzeln, und der Engel antwortete ausweichend, das sei so eine Art kleiner Hochstapler, der

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