Teufels-Friedhof
in diesem Raum war es bullenwarm, wobei ich über diesen Vergleich grinsen mußte, als er mir einfiel. Berger kehrte zurück. Er hielt die beiden Plastikbecher mit spitzen Fingern, stellte sie vorsichtig ab und sagte »Prost.«
Ich schielte ihn an. »Ist das nicht besser für ein Pils geeignet?«
»Das haben wir hier nicht.«
»Na denn.«
»Verdirb dir nicht den Magen«, warnte mich Suko. »Der ist sogar besser als unser Automatenkaffee.«
Berger mußte lachen. »Das hat bisher noch niemand gesagt.« Er schaufelte einige Bögen Papier zur Seite und fischte einen bestimmten hervor. »Wir haben hier ja nicht geschlafen«, erklärte er, »und nachgeforscht. Unter anderem haben wir herausgefunden, wer sich hinter der postlagernden Adresse verbirgt.«
»Und wie heißt die Person?«
»Frank Oschinski.«
Suko schaute mich an, ich ihn. Wir beide konnten mit dem Namen nichts anfangen.
Berger lachte, als er unsere Blicke sah.
»Das habe ich mir gedacht, daß euch der gute Frank unbekannt ist.«
»War er Ihnen denn auch unbekannt?«
»Eigentlich ja, Mr. Sinclair…«
»Sagen Sie John und Suko.«
»Okay, John. Ich habe bewußt das Wort eigentlich hinzugefügt.« Berger breitete die Arme aus. »Gegen ihn liegt nichts vor, sagen wir mal so, aber ich kannte den Namen schon, denn in der Gruftie-Szene heißt er auch der rote Teufel.«
»Weshalb?«
»Weil er in der Disco, wo er die Scheiben auflegt und den großen Max markiert, immer als roter Teufel auftritt. Der hat so ein Kostüm, glaube ich.«
Ich runzelte die Stirn, dachte für einen Moment nach und kam dann auf den Kern des Problems zu sprechen. »Sie haben da vorhin das Wort Gruftie erwähnt, Jörg. Das ist uns nicht unbekannt. Auch in London gibt es so etwas; wir hatten damit schon zu tun. Meinen Sie damit die Szene, die von den Jugendlichen beherrscht wird?«
»Ja, die Irren, die sich auf Friedhöfen oder in Discos treffen, um den Teufel zu locken.«
»Irre«, wiederholte ich nickend. »Da haben Sie recht. Ich würde dem Fall auch keine magische Bedeutung beimessen, wenn mich in diesem Fall nicht etwas stören würde.«
Bergerspielte mit einem Bleistift, erließ ihn geschickt durch die Lücken seiner rechten Hand wandern. »Und was stört euch?«
»Das Blut.«
Der Kollege winkte ab. »Blut benutzen sie immer. Hauptsache, es stammt nicht von Menschen.«
»Okay, ich gebe Ihnen recht. Weshalb aber läßt sich dieser Oschinski das Blut aus London schicken? Er kann doch auch hier in Dortmund hergehen und einige Hühner einfangen, sie schlachten, dann hat er den gleichen Effekt. Verstehen Sie?«
Berger nickte langsam. »Darüber habe ich auch nachgedacht, aber zu einem Ergebnis bin ich nicht gekommen. Ich kann mir nur vorstellen, daß er den anderen Typen etwas von einem besonderen Blut erzählt. Die müssen doch große Augen bekommen, wenn sie hören, daß dieses Zeug aus England importiert wurde.«
»Es wäre eine Möglichkeit«, meinte Suko.
»An die Sie aber nicht glauben?«
»Nein.«
»Habe ich mir gedacht«, sagte Berger. »Ich kenne Sie jetzt persönlich. Vor Ihrem Besuch habe ich mich über Sie beide erkundigt und festgestellt, daß wir zwar Kollegen sind, aber auf verschiedenen Gebieten arbeiten. Sie sind so etwas wie Geisterjäger, nicht?«
»Stimmt.«
»Ich habe auch mit okkulten Phänomenen zu tun. Gerade im letzten Jahr hat sich der Gruftie-Kult verdammt weit ausgebreitet, was uns gar nicht gefällt, aber…«
»Sorry, wenn ich Sie unterbreche«, sagte Suko. »Wie weit ist er denn hier fortgeschritten?«
»Er umfaßt leider das gesamte Ruhrgebiet und ist auch in anderen Großstädten zu Hause.«
»Haben Sie Nachforschungen anstellen lassen?«
»Klar.«
»Und was ist dabei herausgekommen?«
Jörg Berger ließ sich mit einer Antwort Zeit. »Es ist schwer«, gab er zu, »und wir haben auch darüber nachgedacht, wobei ich als Experte ausgesucht worden bin. Ich habe mit Psychologen gesprochen und auch mit Sektenbeauftragten. Ich will nicht gerade behaupten, daß wir ratlos sind, aber wir haben es nicht geschafft, die Gruppen zu durchleuchten. Was ich Ihnen sagen kann, beschränkt sich leider auf die Theorie, diese Grufties haben einen Schutzschirm um ihre Cliquen gezogen.«
»Aber Sie haben schon Motivforschung betrieben«, warf ich ein.
»Selbstverständlich. Wir gehen davon aus, daß die neue Gruftie-Welle eine Erscheinung ist, um sich noch stärker von der Welt der Erwachsenen abzusetzen. Die Gesellschaft ist überall in Europa in
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