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Teufels-Friedhof

Teufels-Friedhof

Titel: Teufels-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Stimmen und holte stoßweise Luft und bewegte schabend seine Handflächen über den rauhen Boden.
    Irgendwann einmal — ein Zeitgefühl hatte er verloren — klärte sich sein Blickfeld.
    Die Schatten über ihm veränderten sich. Aus den nebulösen Figuren entstanden Gesichter, bleiche Fratzen, bei den Jungen und Mädchen gleichmäßig verteilt.
    Er sah die dunklen Augenränder, die schwarzen Lippen, er sah Hände und Arme, hörte Gelächter und wischte über seine Augen, ohne allerdings den zuckenden Schmerz hinter der Stirn vertreiben zu können. Sie warteten, sie ließen sich Zeit, denn sie wußten, daß ihnen dieser Mann nicht entkommen konnte.
    Endlich konnte er besser sehen.
    Sie mußten ihn umkreist haben und starrten auf ihn, den Liegenden, von oben herab.
    Die anderen Gesichter interessierten ihn nicht. Er suchte nur nach seiner Tochter.
    Und er sah sie!
    Für Golombek war es schrecklich, denn schon beim ersten Blickkontakt erkannte er die Gnadenlosigkeit in Vivians Augen. Ihm war klar, daß er von ihr keine Hilfe zu erwarten hatte. Sie stand voll und ganz auf der Seite der Grufties.
    Die jungen Leute hatten längst bemerkt, daß Golombek wieder zu sich gekommen war, und sie waren stolz auf ihren Sieg.
    Es gelang Golombek, seine eigenen Probleme zur Seite zu stellen und sich mehr um die Zukunft zu kümmern. Ihm war klar, daß sie ihn nicht grundlos zusammengeschlagen hatten, und er konnte sich auch vorstellen, daß sie ihn so ohne weiteres hier liegenlassen würden. Noch warteten sie ab.
    Auch die Tänzer gesellten sich zu ihnen. Sie schoben sich in den Kreis hinein, schufen Lücken, und der am Boden liegende Vater sah neue Gesichter, wobei er eines kannte, denn auch Gruftie-Heino starrte zu ihm herab. Er besaß den bösesten und wildesten Blick von allen, und er sah am schaurigsten aus, denn das aus seiner Nase strömende Blut hatte einen roten Streifen auf dem bleich geschminkten Kinn hinterlassen. Er bewegte den Mund. Golombek glaubte, Worte wie Tod, Hölle und Teufel zu verstehen.
    Wie weit würden sie gehen?
    Rudi Golombek weigerte sich, weiter darüber nachzudenken. Wiedersuchte erden Blickkontakt mit seiner Tochter. Vivian aber hatte sich umgedreht. Sie tat es damit den anderen nach, die in eine bestimmte Richtung schauten, aus der sie das Geräusch herannahender Schritte vernahmen.
    Dort kam jemand…
    Golombek rührte sich nicht. Er konnte den anderen auch nicht sehen, er wußte allerdings instinktiv, daß dieser Neuankömmling etwas Besonderes sein mußte.
    Für einen Moment irrte der Begriff Teufel durch seinen Kopf, bis er sich selbst sagte, daß dies wohl der größte Unsinn sei. Der Teufel kam sicherlich nicht.
    Und er erschien doch!
    Die Grufties machten ihm mit beinahe ehrfürchtigen Bewegungen Platz, damit auch er sehen konnte, welch einen Sieg die Gruppe errungen hatte.
    Golombek hatte sich den Teufel stets als pferdefüßiges, zotteliges, fellbedecktes Wesen vorgestellt. Das traf auf diese Gestalt überhaupt nicht zu. Es war ein roter Teufel!
    Wäre die Tage nicht so ernst gewesen, hätte Golombek mehr an einen Karnevalsscherz gedacht, so aber nahm er diese Gestalt durchaus ernst, die einen Großteil ihrer Haare durch eine feuerrote und enganliegende Kapuze verdeckt hatte.
    Und er brauchte nur in die Augen zu sehen, um dort lesen zu können, welches Schicksal ihm diese widerliche Person zugedacht hatte — den Tod!
    Die Furcht war wie eine ihn überschwemmende Flut, aber er riß sich zusammen, dachte an Vivian und daran, daß er es möglicherweise doch noch schaffte, sie aus den Klauen zu befreien.
    Die ersten Worte des roten Teufels zerstörten diese Hoffnung. Er sprach mit hoher, hechelnder, auch ein wenig fistelnder Stimme und mußte lange geübt haben, um diesen Klang zu bekommen.
    »Da liegt er, dieser widerliche Eindringling, der unser Reich zerstören wollte. Aber das Reich des Bösen läßt sich nicht zerstören. Was der Teufel aufgebaut hat, gegen das kommen die Menschen nicht an. Hast du verstanden, Hundesohn?«
    Frank Oschinski trat einige Male zu. Er war wütend und zuckte jedesmal zusammen, wenn ihn die Fußspitze berührte. Keiner half ihm, auch Vivian nicht. Die Grufties waren vom Auftreten ihres Anführers begeistert, der sich wie ein König gab und ihnen befahl, den Mann auf die Beine zu stellen.
    Das ließen sich die Grufties nicht zweimal sagen. Sie packten zugleich mit an, selbst Vivian ließ sich nicht davon abhalten. Sie umklammerte das rechte Handgelenk ihres Vaters

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