Teufels-Friedhof
klärte ich den deutschen Kollegen auf. »Nur nicht mit einem Friedhof, sondern einer Festung, die von einem schrecklichen Dämon beherrscht wird, die ein Teil seiner selbst ist und die plötzlich erscheint. Sie taucht einfach aus irgendwelchen Sphären oder Dimensionen auf, ist da und basta.«
Berger war vor der Disco stehengeblieben und schaute mich mit einem ungläubigen Blick an. »Hören Sie mal, wird das nicht jetzt zu sehr Film oder Roman?«
»Nein, nein!«
»Hm.« Er verzog die Lippen. »Ich habe ja schon einiges von euch gehört, ein gruseliger Ruf verpflichtet. Mir ist es trotzdem zu hoch. Ich bin nach wie vor ungläubig.«
»Was wir Ihnen auch nicht verübeln«, erwiderte Suko und schloß den Wagen auf.
»Wissen Sie denn, wie Sie fahren wollen?«
»Und ob«, erwiderte Suko. »Es gab da eine Stelle, an der mich John Sinclair bat, zu stoppen. Sie erinnern sich an den plötzlich auftretenden dichten Nebel?«
»Klar.«
»Ich nehme an, daß wir dort diesen geheimnisvollen Friedhof finden werden.«
»Sehr richtig, Suko.«
Berger glaubte es trotzdem nicht. »Ich lasse mich überraschen«, meinte er.
Die Stelle war leicht zu finden, da es nur die eine Straße gab, die wir fahren konnten.
Noch immer war es sehr einsam. Kein Mensch wanderte um diese Zeit über das Gelände der Zeche. Auf der Straße glitzerte das helle Eis. Wahrscheinlich waren die Temperaturen noch mehr gefallen. Das Gebläse arbeitete auf Hochtouren. Berger und ich schauten nach rechts, wo das Gelände der stillgelegten Zeche lag. Als gespenstische Kulisse begleitete uns der alte Förderturm. Nirgendwo sahen wir Licht. Die Finsternis lag wie ein dichter Teppich über dem Land. In sie hinein mischte sich der graue Nebel, der verschiedene Stärken aufwies. Die langen Lichtbahnen der Scheinwerfer verloren sich im Dunst. Einmal huschte mit langen Sprüngen eine Katze über die Straße, und zwar von links nach rechts.
»Nur gut, daß wir nicht abergläubisch sind«, meinte Berger und lachte leise.
»Wie fühlen Sie sich?« fragte ich.
»Es geht. Zu Hause wäre mir wohler, muß ich ehrlich sagen. Überzeugt haben Sie mich noch immer nicht.«
»Das wird wohl gleich der Friedhof übernehmen«, meinte Suko. Er deutete auf die wogende Wand mitten über der Fahrbahn. »Wenn mich nicht alles täuscht, sind wir da.«
Davon gingen wir zumindest aus, auch wenn wir nichts erkennen konnten. Der Nebel hatte sich von uns aus gesehen nach rechts hin über dem Gelände ausgebreitet. Er floß dort wie ein graues Meer, war zwar dicht, aber nicht so zu, als daß wir nicht hätten die Hand vor Augen sehen können. Suko hatte den Wagen rechts an den Straßenrand gefahren. So leise wie möglich verließen wir das Fahrzeug. Zunächst blieben wir neben dem Wagen stehen und lauschten in die nebelige Finsternis.
Es war nichts zu hören. Keine Schreie, keine Rufe, auch keine Stimmen. Was nicht heißen sollte, daß sich die Gäste aus der Disco nicht in der Nähe befanden, denn die dichte Suppe verschluckte den Großteil der Stimmen.
»Worauf warten Sie?« fragte Berger.
»Einen Moment noch, Jörg.« Ich schaute ihn ernst an. »Wir haben noch keine Beweise, aber es kann durchaus möglich sein, daß wir mit Dingen konfrontiert werden, die sehr gefährlich und andererseits auch unglaublich sind. Machen Sie sich also auf das Schlimmste gefaßt.«
Er runzelte die Stirn. »Was, glauben Sie, könnte denn alles passieren?«
»Keine Ahnung. Sollte der Friedhof tatsächlich in der Hand des Teufels sein, würde ich Ihnen sogar raten, ihn zu verlassen. Wir besitzen die entsprechende Waffe, Sie nicht.«
»Bisher bin ich auch ohne Kanone ausgekommen, und darüber freue ich mich sogar.«
»Würde ich auch an Ihrer Stelle, Jörg. Aber dieser verdammte Fall ist anders.«
»Gut, ich werde auf der Hut sein.«
Suko lächelte schmal, während er auf den Rücken des Kommissars schaute, der die Straße jetzt verließ und das brach liegende Gelände der Zeche betrat.
Wir folgten ihm in die kalten Schwaden. Unter den Sohlen spürten wir, wie hart der Boden gefroren war. Man hatte das Gelände zwar eingeebnet, aber es war nicht eben.
Überfall fanden wir Hindernisse. Ob es nun Steine oder moderner Müll war, sehr oft stießen wir mit den Schuhspitzen dagegen und mußten uns vor den Stolperfallen in acht nehmen.
Dann sahen wir das Licht.
Selbst Berger gab keinen Kommentar ab. Er zeigte nur in die graue Suppe.
Es waren mehrere Lichtflecken, die wir zu sehen bekamen, aber sie
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