Teufels-Friedhof
etwas unter dem Rand der Empore glitzern.
Wenn mich nicht alles täuschte, mußte es eine Stereoanlage sein. Die Stufen waren glatt, aber vor der ersten befand sich im Steinboden eine Holzklappe.
Das machte mich mißtrauisch.
Suko war ebenfalls zu mir gekommen, Berger blieb bei den Zwillingen an der Theke.
Mein Freund sah den nach unten gerichteten Blick und fragte: »Hast du was entdeckt?«
»Die Klappe hier.«
Wir bückten uns gemeinsam und fanden an der Seite eine schmale Stahlöse, an der wir die Klappe in die Höhe ziehen konnten. Kalte Luft strömte uns entgegen.
Da unten war es stockfinster. Ich holte die Lampe hervor. Eine Holzstiege führte in die Tiefe.
Knochen, Leichen oder einfach nur skelettierte Schädel entdeckte ich nicht. Dafür streifte der Lichtschein über zahlreiche Kleidungsstücke, als würde sich da unten ein Entertainer ständig umziehen müssen. Ich hielt die Lampe schräg, um das gesamte Verlies ausleuchten zu können. Es war tatsächlich nicht mehr als eine Kleiderkammer, wo sich jemand an-und umzog.
»Habt ihr was gesehen?« rief Berger.
»Klamotten.«
»Ach wie schön.«
Ich hämmerte die Luke wieder zu und schlenderte zur Theke hinüber. Suko blieb wie ein Wächter nahe der schmalen Wendeltreppe stehen.
»Bis jetzt war es Spaß«, sagte Berger, »nun wird es ernst. Ihr könnt euch überlegen, ob ihr kooperativ sein wollt oder nicht. Entscheidet ihr euch dagegen, wird es diesen verdammten Gruftie-Schuppen bald nicht mehr geben. Kapiert?«
Die Zwillinge starrten sich an. Sie fühlten sich unwohl. Ich stellte fest, daß sie sich sogar gleich bewegten. Sie bekamen noch eine Galgenfrist. Die schwermütige Musik verstummte nach einem furiosen Finale, in das die mächtigen Echos von Paukenschlägen hineinhallten.
Die Tänzer hatten das Ende der Musik noch nicht mitbekommen. Sie schaufelten weiter. Bis der erste von ihnen mit einem Seufzer zu Boden sank. Er faltete sich förmlich zusammen, bis er auf seinem Hosenboden sitzenblieb.
Von den Typen würden wir kaum etwas erfahren können. Die befanden sich in ihrer eigenen Welt.
Auch Berger hatte abgewartet. Er stieß seinen Zeigefinger über die Theke. »Jetzt will ich die Antwort haben, Freunde. Aber verdammt plötzlich, sonst werde ich sauer.«
Einer der Zwillinge stieß auf und hielt sich die Hand vor den Mund. Der andere grinste breit, bevor er sprach. »Beim Teufel, Bulle. Die sind beim Teufel!«
Berger verzog den Mund, als wollte er es nicht glauben. »John Sinclair aus London. Sind Sie eigentlich hergekommen, um sich einen derartigen Scheißdreck anhören zu müssen?«
»Wohl kaum.«
Aus dem Hintergrund meldete sich Suko. »Kann sein, daß die beiden Typen recht haben. Wer sich hier in der Disco herumtreibt, ist beim Teufel am besten aufgehoben.«
Berger runzelte die Stirn. »Dann müßten deine Gäste ja in die Hölle gegangen sein?«
»Vielleicht.«
Jörg Berger stand kurz vor dem Durchdrehen. Ich sah es ihm an, er holte schon tief Luft und war dabei, die rechte Hand zur Faust zu ballen, als ich ihm meine Hand auf die Schulter legte. »Lassen Sie es, Jörg.«
Er drehte wieder einige Touren zurück. Ich schaut mir den Knaben an.
»Sie sind also beim Teufel, haben Sie gesagt.«
»Klar.«
»Daß sie nicht in der Hölle sind, kann ich mir ebenfalls vorstellen. Wo hat es sie hingetrieben?«
»Auf den Friedhof!«
Das war schon besser. Mit dieser Erklärung konnten wir etwas anfangen. Ich schaute Jörg Berger an, der seine Stirn in Falten gelegt hatte und die Zwillinge skeptisch musterte. Er schien der Antwort nicht zu trauen. »Bei dieser Kälte auf einen Friedhof? Wo soll der denn sein? Vielleicht in Marten?«
»Was ist Marten?« fragte ich.
»Ein Vorort.«
»Nein, nicht da. Der Friedhof liegt ganz in der Nähe. Auf dem Gelände der Zeche.«
Berger fing an zu lachen, allerdings klang es nicht lustig, eher böse.
»Willst du mich verarschen, Bursche? Auf dem Zechengelände gibt es keinen Friedhof. Das ist Brachland. Da treiben sich wohl Ratten herum, aber Gräber oder Grabsteine habe ich dort noch nicht gesehen. Das kannst du deinem Frisör erzählen, aber nicht uns.«
»Es stimmt aber.«
Sein Zwillingsbruder hatte die Worte gesagt. Beide waren nervös geworden. Den Grund kannte ich nicht, aber ich dachte anders als Freund Berger, denn ich konnte mir gut vorstellen, daß die beiden nicht gelogen hatten. Wenn ja, dann mußten sie wirklich hervorragende Schauspieler sein, und das nahm ich ihnen nicht ab.
»Es
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