Teufels-Friedhof
sagen, wer von uns die Aufgabe übernehmen wird, dich zu töten. Deine Tochter, Golombek. Sie will sich beweisen, sie will dem Teufel zeigen, daß er ihr mehr wert ist als Vater oder Mutter. Sie wird es sein, die dir den tödlichen Stoß versetzt…«
Rudi drehte durch. Auch bei ihm gab es eine Grenze, wo er nicht mehr an die Folgen dachte. Der rote Teufel wollte noch weitersprechen, aber seine Worte erstickten in einem Gurgeln, denn der Mann hatte ihm die Faust direkt aufs Maul geschlagen.
Der rote Teufel kippte nach hinten wie ein Brett. Die Grufties, die nachfassen wollten, um den Mann festzuhalten, rutschten ab, denn er befreite sich mit wilden Bewegungen und lief nach vorn. Mit einem Satz sprang er über den heulenden Oschinski hinweg. Er brauchte irgendeine Waffe, um sich verteidigen zu können, und die fand er in einer der Fackeln. Bevorihn jemand daran hindern konnte, hatte er sich eine geschnappt, umklammerte sie mit beiden Händen und wirbelte damit herum.
Zwei Grufties wollten noch zur Seite springen. Sie schafften es nicht mehr. Rudi schlug ihnen die Fackel um die Ohren. Das angekohlte Holz zerbrach teilweise und flog als glühende Trümmerstückchen durch die Luft. Einmal in Fahrt, ließ sich Golombek nicht beirren und machte weiter. Er brach wie ein Berserker ein in den Pulk der Grufties, in dem sich auch seine Tochter befand…
Golombek hatte einen Fehler gemacht. Er hätte fliehen und nicht versuchen sollen, sich den Weg freizuschlagen. So hatte er keine Chance, denn viele Hunde sind des Hasen Tod.
Sie stürzten sich tatsächlich auf ihn wie die Tiere. Golombek holte noch drei von den Beinen, dann war es aus mit der Herrlichkeit. Ein kräftiger Schlag erwischte seinen Nacken und schleuderte ihn nach vorn, wo zwei andere warteten.
Fingernägel kratzten durch sein Gesicht und hinterließen dunkle Spuren auf der Haut. Jemand riß heftig an seinen Haaren, eine andere Hand schlug gegen seine linke Wange, dann trat ihm jemand mit einem sensenden Hieb die Beine weg.
Er fiel auf den Boden, schützte zwar sein Gesicht, mehr konnte er nicht tun. Auf seinem Rücken spürte er den Druck gleich mehrerer Körper. Sie nagelten ihn fest.
Heißer Atem streifte seinen Nacken, er bekam weitere Tritte ab und zuckte jedesmal zusammen, wenn die Schmerzwellen durch seinen Körper rasten. In der Nähe hörte er die kreischende Stimme des roten Teufels, der zu einem wütenden Irrwisch geworden war. »Zerrt ihn hoch!«
Hände packten zu. Auch wenn sich Golombek instinktiv schwer gemacht hatte, das half ihm nicht. Die Kraft der anderen war einfach zu stark, und so blieb er schwankend stehen, wobei er nicht in der Lage war, sich selbst auf den Beinen zu halten.
Einige Hände stützten ihn, und genau vor ihm tanzte das Gesicht des roten Teufels, der plötzlich ausholte und ihm einen dunklen Gegenstand zuwarf.
Golombek dachte an einen Stein, aber es war ein weicher Gegenstand, der in sein Gesicht klatschte.
Eine Ratte!
Trotz seiner Lage ekelte er sich davor, was Oschinski auch sah und amüsierte.
Jemand kam mit Stricken an, was dem roten Teufel besonders gut gefiel.
»Ja, wir werden ihn binden«, keuchte er. »Wir werden ihn an dem Grab festbinden!«
Er hatte seinen Spaß und bewegte sich hektisch in einer wilden Vorfreude.
Golombek konnte nichts tun. Sie hatten ihn tatsächlich fertiggemacht. In ihrem Haß waren sie unerbittlich. Waren das überhaupt noch junge Menschen oder nur Kreaturen, die der Satan an der langen Leine hielt und mit ihnen machte, was er wollte.
Auch Vivian befand sich unter ihnen. Wahrscheinlich hatte sie sogar auf ihn eingeschlagen, um sich bei den anderen zu beweisen. Und ihr hatte man den Mordauftrag gegeben. Die Tochter sollte ihren eigenen Vater töten. Gab es noch etwas Schlimmeres und Scheußlicheres?
Golombek glaubte es nicht, aber er konnte Vivian sehen. Sie stand etwas versetzt, atmete heftig, wobei sich ihre Hände schlossen und dann wiederöffneten.
Als das Mädchen merkte, daß ihr Vater sie anschaute, drehte sie den Kopf zur Seite, als wäre der Mann für sie bereits gestorben. Gruftie-Heino stand neben ihr, die Augen zu Schlitzen verengt und einen Ausdruck auf dem Gesicht, der sie anwiderte.
Mit harten Griffen wurden Rudi die Arme auf den Rücken gedreht. Noch spürte er die Stricke nicht. Fäuste schlugen in sein Kreuz und trieben ihn voran.
Der rote Teufel ging vor. Er visierte das erhöht stehende Grab an und gab auch den Befehl, das Opfer über die Gitterstäbe zu
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