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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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kann ich dir geben. Das ist alles, was ich dabei habe, wenn du nicht irgendwo einen Scheck einlösen willst.«
    »Nein. Keinen Scheck.«
    »Wann zeigst du mir eine Probe von dem, was du zu verkaufen hast, Drew?«
    Meade überlegte. »Heute um drei.«
    »Wo?«
    Er griff nach seinem Hemd, das an der Klinke zum Badezimmer hing. »Was spricht dagegen, daß wir es hier machen?«
    »Nichts«, sagte Gladys Citron.

14
    Was Drew Meade sah, gefiel ihm nicht sonderlich. Statt einem waren es zwei. Da war der Große, Knochige, in dem billigen hellbraunen Anzug und der andere, nicht ganz so große im Blau eines Bankiers, der so aussah, als ob gerade jemand seinen Hund überfahren hätte. Beide waren etwa im gleichen Alter: vierzig, vielleicht sogar einundvierzig. Er sah sich beide genau an, einen nach dem anderen, prägte sich ihr Aussehen genau ein und warf dann einen schnellen, sorgfältig prüfenden Blick auf die Umgebung.
    »Nur dieser eine große Raum?« fragte er.
    »Richtig«, erwiderte Draper Haere.
    »Sie sind Haere?«
    Haere nickte.
    »Sie sind älter geworden. Ich glaube nicht, daß ich Sie wiedererkannt hätte. Wer ist das?« Meade deutete mit einem Kopfnicken auf Morgan Citron.
    »Ein Freund.«
    »Wohl der Zeuge? Hat er einen Namen?«
    »Mitchell.«
    »Und Mitchells Vorname?«
    »Mitch.«
    »Mitch Mitchell«, sagte Meade und blickte Citron prüfend an. »Mittelinitiale wahrscheinlich M. Okay, damit kann ich leben. Klären wir erst das andere.«
    »Was?« fragte Haere.
    »Das mit Ihrem alten Herrn. Ich möchte das ausgeräumt haben.«
    »Nur zu. Wollen Sie sich nicht setzen?«
    »Doch. Natürlich.«
    Meade suchte sich den Walnußsessel aus. Er klopfte anerkennend auf die linke Armlehne. »Hübscher alter Sessel.«
    »Er gehörte mal Henry Wallace«, sagte Haere und setzte sich auf seinen üblichen Platz in dem Huey-Long-Sessel.
    Meade war nicht beeindruckt. »So so, Wallace. Der alte Schwachkopf.«
    Citron setzte sich auf die Ledercouch. Er saß vorgeneigt, die Arme auf die Knie gestützt. Hubert, der Kater, sprang auf die Couch und drängte sich auf Citrons Schoß vor.
    »Kommen wir zu meinem alten Herrn«, sagte Haere.
    »Er war Kommunist.«
    »So? War er das?«
    »Klar. Und ich hab ihn drangekriegt. Dafür haben sie mich bezahlt. Man konnte davon leben, das war alles. Und nicht mal besonders gut. Neunundvierzig boten sie mir den Job an. Ich nahm an, und sie bezahlten mich, und ich hielt mich dran. Ich hatte gar nichts gegen Ihren alten Herrn, persönlich jedenfalls nicht. Genaugenommen war er ein recht netter Mensch. Wir haben oft miteinander gelacht und gelegentlich zusammen ein Bier getrunken.«
    »Während Sie ihn ausgehorcht haben.«
    »Ihn und die anderen. Sie sollten nicht vergessen, daß ich mit ihm sechs andere von den Mine Mill Workers festgenagelt habe. Von Rechts wegen hätte Ihr alter Herr wie die anderen auch wegen Mißachtung eingesperrt werden müssen, wenn Replogle nicht alles drangesetzt und ein paar Drähte gezogen hätte, um ihn freizukriegen. Das wissen Sie, und das weiß ich, aber zum Teufel auch, das ist alles Schnee von gestern. Aber wenn Sie sich deswegen Luft machen wollen, nur zu. Ich will es nur hinter mir haben.«
    Es war völlig still, während Draper Haere den großen grauhaarigen Mann musterte, der nun zusammengesunken in dem alten Sessel saß, ein langes Bein, das linke, weit von sich gestreckt, das andere, das rechte, über die gepolsterte Armlehne baumelnd. Ein Söldner, befand Haere, der sich immer wieder auf der Verliererseite des Lebens verpflichten ließ. Und jemand, der immer noch an die alten Lügen und müden Schmeicheleien der Rekrutenwerber glaubte, sich vielleicht aber mittlerweile verblüfft fragte, weshalb sie den Krieg immer noch nicht gewonnen hatten. Natürlich steht auch immer noch die letzte große Schlacht bevor, die Entscheidungsschlacht, die Schlacht, mit der der Sieg errungen wird, und dann, danach erst, gibt es Zaster, Prämien und Beute für alle.
    Haere hatte sich schon seit langem gefragt, was er empfinden würde, wenn er Drew Meade wiedersehen sollte, und jetzt, als er seine Empfindungen überprüfte, überraschte es ihn, daß alles, was er aufbringen konnte, ein Anflug von Mitleid war.
    »Möchten Sie ein Frühstücksbier?« fragte er.
    »Gern«, sagte Meade. »Danke.«
    Citron scheuchte Hubert sanft auf den Boden und stand auf. »Ich hole es«, sagte er und steuerte auf den stattlichen Kühlschrank zu.
    »Sie haben Jack Replogle in Singapur getroffen«,

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