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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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war sich darüber im klaren, daß ein Zeuge nicht nur nützlich sein konnte, sondern sogar unerläßlich war. Er wandte sich wieder dem Wandtelefon zu und rief Morgan Citron an.
    Citron meldete sich nach dem ersten Klingeln. »Ich wollte Sie gerade anrufen«, sagte er, nachdem Haere seinen Namen genannt hatte.
    »Was haben Sie denn?« fragte Haere.
    »Ich habe gestern in Singapur angerufen und auch in New York. Dann habe ich versucht, Sie anzurufen, konnte Sie aber nicht erreichen.«
    »Ich war in einer Sitzung«, antwortete Haere.
    »Der Mann, mit dem ich in Singapur gesprochen habe, kann entweder als eine höchst zuverlässige Quelle oder als ein respekteinflößender amtlicher Sprecher bezeichnet werden. Suchen Sie es sich aus.«
    »Mir gefällt der respekteinflößende amtliche Sprecher.«
    »Okay. Also ihm zufolge haben sowohl die CIA als auch das FBI überall in Singapur wie vom Teufel gehetzt nach Drew Meade gesucht. Als sie ihn nicht finden konnten, kauften sie sich irgendwo eine angelsächsische Leiche, warfen sie in den Ozean, ließen sie auffischen und beschworen dann, daß es der verstorbene Mr. Meade wäre.«
    »Warum?«
    »Das wollte meine respekteinflößende Quelle nicht sagen – oder sie wußte es nicht. Jedenfalls ist Meade angeblich tot und begraben. AP machte es durch eine Meldung mit zwei Absätzen, die sie am Wahltag verbreitete, offiziell – oder auch am Tag danach, nach Singapur-Ortszeit. Meine respekteinflößende Quelle hat nicht ein Wort davon geglaubt.«
    »Womit sie recht hat«, sagte Haere. »Ich erwarte Meade in etwa fünfundvierzig Minuten in meiner Wohnung.«
    »Ich werd verrückt.«
    »Ich brauche einen Zeugen.«
    »Mich?«
    »Richtig.«
    »Sehr gut«, sagte Citron. »Aber ich muß mittags jemand vom Flughafen abholen.«
    »Hat das was mit unserer Sache zu tun?«
    Es folgte eine lange Pause, ehe Citron antwortete. »Das weiß ich wirklich noch nicht«, sagte er.
     
    Gladys Citron wandte sich vor ihrem Badezimmerschrank um und reichte Drew Meade ihr Rasierzeug. Er hatte sich bereits mit einer ihrer Reservezahnbürsten die Zähne geputzt. »Hast du überhaupt nichts bei dir?« fragte sie.
    »Nur mich, mein Schatz.«
    Sie lehnte am Türrahmen zum Badezimmer und sah zu, wie Meade sich das Gesicht einseifte und sich mit schnellen, ungeduldigen Strichen zu rasieren begann. Sie trug eins ihrer Chanelkostüme, das dunkelgraue, fast schwarze. Das Band der Ehrenlegion war an seinem Platz an dem Aufschlag. Meade war bis zur Taille nackt. Sie konnte keinen Speck an ihm entdecken – nicht mal mit dreiundsechzig.
    »Wie schaffst du das? Trainierst du?«
    »Ich? Um Gottes willen, nein.«
    »Wie hältst du dich in Form?«
    »Indem ich nicht auf meinem Hintern herumsitze. So mache ich das. Leute geraten aus der Fasson, weil sie auf ihrem Hintern rumsitzen. Man muß in Bewegung bleiben. Das kannst du getrost von mir behaupten. Ich bin in Bewegung geblieben.«
    »Und wann bewegst du dich von hier fort?«
    Meade sah sie über die Schulter zurück an und grinste. Der weiße Seifenschaum ließ seine Zähne noch gelber aussehen, als sie wirklich waren. »Was ist los mit dir, Gladys? Nicht daran gewöhnt, einen Mann im Haus zu haben?«
    »Normalerweise jüngere Männer.«
    »Wir waren heute nacht gar nicht so schlecht für ein paar alte Klepper. Ich meine, du weißt noch ziemlich gut, wie man wackelt.« Mit einem Daumen drückte er seine Nase nach oben, um sich darunter zu rasieren. Als er fertig war, spülte er den Rasierapparat ab, legte ihn in das Badezimmerschränkchen zurück und drehte sich um. »Weißt du, ich mußte gerade daran denken, wie du und ich es zum ersten Mal zusammen getrieben haben – damals, vierundvierzig bei Dijon. Erinnerst du dich?«
    »Vage.«
    »Sie hatten dich gerade in das OSS als Verbindungsperson zur Résistance aufgenommen, und ich war dein neuer Funker.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Wir hielten uns auf diesem Hof auf, dem mit der Viehwirtschaft, wo du deinen Jungen untergebracht hattest. Was ist überhaupt aus ihm geworden?«
    »Ihm geht’s gut.«
    »Ich erinnere mich, daß er damals vier oder fünf war und nur französisch sprach. Später wurde er dann doch Reporter oder so was. Ein Spitzenmann, habe ich gehört.«
    »So was in der Art.«
    »Damals, ich meine vierundvierzig, wußte er kaum, wer du warst.«
    »Heute weiß er es«, sagte sie und wandte sich ab.
    »Gladys«, sagte er.
    Sie drehte sich um.
    »Ich brauche etwas Geld, ehe ich Haere aufsuche.«
    »Hundert

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