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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Kajütboot.«
    »Haben Sie die Polizei gerufen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Velveta wollte es nicht.«
    »Und das ist heute nacht passiert?«
    »Gestern abend. Gegen sieben.«
    »Und seitdem habt ihr dauernd gefickt, was?«
    Citron seufzte. »Sie wollte Sie nur benachrichtigen.«
    »Teufel, mir ist das doch egal. Sie ist dreißig, wird bald einunddreißig. Sie kann, verdammt noch mal, tun, was sie will. Aber Sie haben gesagt, Sie sind ein Freund von ihr, oder?«
    »Das ist richtig.«
    »Okay. Ich nehme das nächste Flugzeug rüber nach L. A. Ich will Sie am Flughafen treffen. Sie. Nicht Velveta. Meine Frau ruft zurück und sagt, mit welchem Flug ich komme. Ich will, daß sie mir eine Limousine mit Fahrer mieten und von Hertz einen Ford. Einen großen Ford.«
    »Ich habe keine Kreditkarte.«
    »Gottverdammt, sie hat definitiv ein Händchen für Männer. Nehmen Sie ihre Kreditkarte. Sie hat jede Menge Kreditkarten.«
    »Wozu zwei Wagen?« fragte Citron.
    »Weil ich nie allein verreise.«
    »Und wer kommt mit Ihnen?«
    »Wer?« sagte Keats. »Meine beiden französischen Nigger, die kommen mit.«
     
    Es war 7.15 Uhr, als im kritischen Augenblick während Draper Haeres ritueller Zubereitung seines Frühstücks das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer des gelben Wandtelefons in der Küche ab, sagte: »Rufen Sie in fünf Minuten wieder an«, hängte ein und griff nach dem Spatel aus rostfreiem Edelstahl, um seine beiden Spiegeleier behutsam in der Pfanne zu wenden.
    Um 7.20 Uhr klingelte das Telefon wieder. Haere stand vom Tisch auf, nahm wieder den Hörer mit der langen Schnur ab, diesmal mit der linken Hand, setzte sich wieder, teilte mit der Gabel eines der Eier und stellte zufrieden fest, daß es gerade richtig gebraten war. Dann erst sagte er: »Hallo.«
    Die männliche Stimme fragte: »Spricht dort Draper Haere?«
    »Höchstpersönlich.«
    »Was?«
    »Ja, hier ist Haere«, sagte er und schob sich mit der Gabel mit Eigelb vermischte Grütze in den Mund.
    »Wie schnell können Sie an eine Telefonzelle kommen?«
    Haere klemmte mit der Schulter den Hörer gegen sein Ohr, legte die Gabel hin, nahm ein Brötchen, teilte es und bestrich beide Hälften mit Butter. »Ich weiß nicht«, sagte er. »In einer Stunde. Einem Tag. Oder auch in einer Woche. Warum?« Er biß ein großes Stück von dem mit Butter bestrichenen Brötchen ab und kaute zufrieden. Haere hatte an seiner Kochkunst selten etwas auszusetzen.
    »Also, scheiß drauf«, sagte der Mann. »Ich muß es eben riskieren.«
    »Was müssen Sie riskieren?«
    »Sagen, wer ich bin.«
    »Okay. Wer sind Sie?«
    »Drew Meade.«
    Haere hatte einen guten Bissen selbstgemachter Wurst auf dem halben Weg zum Mund. Er legte die Gabel wieder hin, nahm sie dann doch auf, betrachtete den Wurstbrocken aufmerksam, schob ihn in den Mund und kaute gründlich, ehe er sprach. »Wir sollten uns unterhalten.«
    »Sehr gut«, sagte Meade. »Wo?«
    »Bei mir, in einer Stunde.«
    »Geben Sie mir die Adresse.«
    Haere nannte sie ihm.
    »Sie erinnern sich noch an mich, wie?«
    »Ich erinnere mich.«
    »Ja«, sagte Meade. »Damit hatte ich gerechnet.«
    Damit war das Gespräch beendet. Haere stand auf und legte den Hörer des gelben Wandtelefons auf die Gabel zurück. Er drehte sich um und blickte auf sein nur teilweise gegessenes Frühstück, nahm den Teller auf und wollte die Reste schon in den Müllschlucker werfen, hielt aber inne. Auf dem Teller lag noch ein unberührtes Brötchen und eine Portion Wurstmett. Er schnitt das Brötchen auf, legte die Wurst zwischen die beiden Hälften und hüllte es in Pergamentpapier ein. Er wußte, daß er später hungrig werden würde, und das Wurstbrötchen würde nicht nur schmecken, sondern auch sättigen. Es war in Birmingham oft genug nicht nur sein Lunch, sondern sogar seine Hauptmahlzeit gewesen. Mein Erbteil, dachte er, drehte den Wasserhahn auf, griff wieder nach dem Teller, schob die noch vorhandenen Reste ins Spülbecken und schaltete den Müllschlucker ein. Er sah zu, wie die Speisereste zermahlen und weggeschwemmt wurden. Haere dachte an seinen toten Vater und an den Mann, der ihn vor langer Zeit der politischen Ketzerei beschuldigt hatte. Haere entdeckte, daß kein Zorn oder auch nur Bitterkeit zurückgeblieben war. Nichts als eine Art kalter Neugier war noch da. Ihn interessierte es zu sehen, wie Drew Meade die Jahre überstanden hatte. Noch interessanter mochte sein zu erfahren, was er zu verkaufen hatte. Falls überhaupt etwas. Haere

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