Teufels Küche
ein, schaffen ihn in Ihren Wagen und laden ihn in Culver City ab. Irgendwo neben dem Freeway, denke ich.«
»In meinem Wagen?«
»Gewiß.«
»Warum nicht mit Ihrem?«
»Ich kann mich nicht erinnern, wo ich ihn geparkt habe.«
»Ach du lieber Himmel«, sagte Citron, kniete sich nieder und rollte den Teppich auseinander. Er sah zu Haere auf. »Welches Ende wollen Sie? Den Kopf oder die Füße?«
Haere runzelte die Stirn. »Haben Sie in der Uhrtasche nachgesehen? In New York kannte ich mal einen Polizisten, der mir erzählte, daß Leute manchmal was in ihrer Uhrtasche verstecken. Besonders ältere Leute. Er sagte, daß sei immer die Stelle, die er bei Toten als erstes durchsucht.«
»Da habe ich nicht nachgesehen.«
»Dann tun Sie es jetzt.«
»Was wollen Sie da finden? Eine zusammengefaltete Tausenddollarnote mit dem Schweizer Nummernkonto drauf?«
»Sehen Sie doch einfach nach.«
Citron bohrte seinen Zeigefinger in die kleine Uhrtasche, spürte etwas und zog es mit Daumen und Zeigefinger heraus. Es war eine zu einem kleinen Quadrat zusammengeknickte Visitenkarte. Citron faltete die Karte auseinander. Auf der Vorderseite stand gedruckt: »Drew Meade, Anlageberater«. Es gab keine Adresse oder Telefonnummer. Auf der Rückseite stand mit Bleistift geschrieben: »D. Haere« und dazu Haeres Telefonnummer, daneben mit Kugelschreiber geschrieben: »R. Maneras« und daneben etwas Unleserliches. Citron gab Haere die Karte.
Haere las die Seite mit dem Anlageberater und drehte die Karte dann um. »Na ja«, sagte er. »Haere kennen wir. Aber wer ist R. Maneras?«
»Vielleicht der, von dem sie wollen, daß wir ihn ausfindig machen.«
»Glauben Sie, man hat ihm die Karte absichtlich in die Tasche gesteckt?«
Citron zuckte mit den Achseln. »Wenn wir sie nicht gefunden hätten, würden Sie sich mit der Polizei darüber unterhalten müssen.«
Haere überlegte und schüttelte dann den Kopf. »Ich bin mit nicht ganz sicher, ob sie untergeschoben ist oder nicht.« Er drehte sich um und betrachtete Meade nachdenklich, wandte sich dann wieder Citron zu. »Was sollen wir Ihrer Meinung nach wegen R. Maneras unternehmen?«
»Wir könnten uns mit dem begnügen, was wir wissen, und die Polizei benachrichtigen – oder wir könnten ausfindig machen, wer R. Maneras ist, was, wie ich meine, nicht zu schwierig sein sollte. Entscheiden Sie es.«
Statt zu antworten, drehte Haere sich noch einmal zu dem toten Drew Meade um und schien ihn noch einmal nachdenklich zu betrachten. Nachdem fünfzehn Sekunden vergangen waren, fragte Citron: »Nun?«
»Ich nehme die Füße«, sagte Haere.
Sie hatten keine Schwierigkeiten, Drew Meade die Treppe hinunterzuschaffen, aber es kostete sie einige Mühe, ihn auf dem Rücksitz von Citrons Toyota, Jahrgang 1969, zu verstauen. Entweder Meade oder der Teppich wollten sich nicht biegen lassen. Schließlich gelang es ihnen, ihn schräg unterzubringen, den Teppich mit dem Kopfende unten auf dem Boden und das Fußende nach oben in Richtung Rückfenster aufragend.
Haere schlug die Hintertür zu. »Also, das wäre geschafft«, sagte er und trat einen Schritt zurück, um zu prüfen, wie das Ganze aussah.
»Sie kommen doch mit, oder?« fragte Citron.
»Haben Sie gedacht, ich wollte nicht?«
»Es ist mir durch den Kopf gegangen.«
»Mir auch«, bekannte Haere, öffnete die Tür auf der Beifahrerseite und stieg ein.
In Culver City fanden sie eine Seitenstraße mit Industriebetrieben und dazwischen einen leeren Bauplatz, auf dem sechs Schrottautos abgestellt worden waren. Dort luden sie Drew Meade aus und ließen ihn, nach wie vor in den billigen Teppich gewickelt, zwischen den Überresten eines Volvo von 1970 und eines Ford Fairlane von 1973 liegen.
Als sie wieder auf der Autobahn von Santa Monica waren, meinte Draper Haere, jetzt könne er einen Drink brauchen, und sie entschieden sich für eine Bar in Venice, die sie beide kannten, das Mainsail, ein Lokal, in dem man sich um ernsthafte Trinker kümmerte.
Nachdem die Kellnerin Haere seinen doppelten Scotch on the rocks und Citron seinen doppelten Wodka, gleichfalls on the rocks, serviert hatte, tranken beide und warteten darauf, daß der andere anfing. Schließlich zündete Haere sich eine seiner gelegentlichen Zigaretten an und sagte: »Sie haben doch noch was, nicht wahr? Deshalb haben Sie doch auf mich gewartet.«
»Einen Ort, der Tucamondo heißt.«
Haere nickte, während er in Gedanken eine Karte nachzeichnete und die Lage von
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