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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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zusammenhängen mochte, dass in diesem neuen, hektischen Jahrtausend beinahe jedermann einen Supervisor, Coach, Lebensberater oder Therapeuten zu brauchen schien. Und die Personen, die es wirklich nötig hätten, gingen meistens nicht hin, ahnte Julia. Nach ihrem Telefonat mit Dr. Kühne wollte sie unbedingt einige Punkte geklärt wissen, wobei sie wenig Lust auf ein weiteres Gespräch mit zwischen Schulter und Ohr geklemmtem Apparat hatte, zumal Alina nur einen Steinwurf von ihr entfernt wohnte.
    »Wenn du gerade aus dem Bad kommst, steht dir der Sinn vermutlich nicht mehr nach einem spontanen Treffen, wie?«, fragte sie freiheraus.
    »Um ehrlich zu sein, fühle ich mich ziemlich gerädert. Sonst immer gerne, das weißt du ja. Ich schätze, ich brüte etwas aus. Mir fehlt gerade jedes Quentchen Elan«, seufzte sie.
    Oh, das kann ich dir nachfühlen, hätte Julia am liebsten geantwortet, doch sie sagte nur: »Herrje, dann wünsche ich dir, dass es glimpflich vonstattengeht. Ich wollte dich auch nicht überfallen …«
    »Schon okay, es ist ja kein Weltuntergang. Gibt es denn einen bestimmten Grund für deinen Überfall, wie du es nennst, oder hast du nur Sehnsucht nach einer eleganten, gutaussehenden Begleiterin?« Alina klang entspannt und unbeschwert, man hörte ihr nicht an, dass etwas nicht in Ordnung war. Ob das bei mir auch so ist?, fragte sich Julia insgeheim.
    »Ich hätte Lust auf ein wenig Gesellschaft gehabt, aber wie so oft wäre auch eine dienstliche Komponente dabei gewesen«, gestand sie ehrlich, »die ich lieber mit dir als mit unseren Kollegen aus dem Präsidium besprochen hätte. Nichts gegen die Polizeipsychologen, aber bei dir bin ich mir einfach sicher, dass du mich sofort verstehst.«
    »Der Weg des geringsten Widerstands, ich verstehe dich besser, als dir lieb ist«, scherzte Alina. »Höchste Zeit, dass du dich mal wieder bei mir auf die Couch legst, ich hänge dir zuliebe das Porträt von Dr. Freud auf.«
    Sie lachten beide, dann fuhr die Psychologin ernst fort: »Okay, zurück zum Geschäftlichen. Wo drückt der Schuh?«
    »Ich möchte dich nicht überstrapazieren«, zögerte Julia.
    »Tust du nicht. Die Tagesschau ist jetzt ohnehin vorbei, und im Anschluss läuft nur Mist. Also können wir auch ein Weilchen reden, vielleicht reicht es ja auch noch für ein wenig Tratsch.«
    »Hm, okay. Ich wollte zuerst dich fragen, bevor ich morgen früh mit Halbwissen aus dem Internet in die Befragung gehe.«
    »Eine überaus weise Entscheidung«, kommentierte Alina.
    »Danke. Es geht um eine Person mit manisch-depressiver Erkrankung, zumindest wird das vermutet, und, was wohl wichtiger ist, mit einer Borderline-Störung.«
    »Oha«, reagierte Alina, deren Aufmerksamkeit sofort geweckt war. »Beides bei einer Person? Wer hat diese Diagnose denn gestellt?«
    »Es ist mehr eine Vermutung«, stellte Julia rasch klar, »sie stammt von einem Gynäkologen. Aber er hat das nicht in seiner Eigenschaft als behandelnder Arzt geäußert.«
    »Sondern?«
    »Nennen wir es Fach- und Menschenkenntnis«, erklärte Julia. »Er hat sich einerseits wohl mit der Diagnostik auseinandergesetzt, und zum anderen war er einige Zeit mit ihr verheiratet.«
    »Mit seiner Patientin?« Alina klang erstaunt. »Na gut, das ist sekundär, aber er kennt sie demnach recht gut, will man meinen. Das ist wichtig zu wissen, denn bei beiden Krankheitsbildern handelt es sich um völlig verschiedene, aber in zahlreichen Symptomen auch deckungsgleiche Störungen. Die zaubert man nicht einfach mal so aus dem Hut. Vor allem bei der Diagnose Borderline bin ich etwas empfindlich, weil sie sehr häufig wie eine Schublade verwendet wird, in die man eine Patientin einordnen kann, wenn sie bestimmte Verhaltensweisen an den Tag legt.«
    »Kannst du mir das noch ein bisschen näher erläutern?«, fragte Julia, »ich erzähle dir später, falls nötig, noch weitere Details.«
    »In Ordnung. Fangen wir zunächst damit an, dass Borderline eine typische Modediagnose für junge Mädchen ist, leider«, seufzte Alina. »So wie ADS bei Kindern. Deshalb läuten bei mir immer die Alarmglocken, wenn jemand damit kommt. Dem gegenüber steht die manisch-depressive Erkrankung, also eine bipolare Störung. Extreme Stimmungsschwankungen in scheinbar willkürlichen Rhythmen. Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, kennst du dieses geflügelte Wort?«
    »Ja klar, von Pur «, antwortete Julia schnell, »aber es ist ursprünglich von Goethe.«
    »Wow, Kompliment.«
    »Na

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