Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
was den Fall betrifft.«
»Das weiß ich«, erwiderte sie und schenkte ihm mit ihren vollen, dezent geschminkten Lippen eines jener Lächeln, derer Brandt sich momentan überhaupt nicht würdig fühlte.
Er nickte und fasste sich mit einer Hand ans Kinn, was er immer tat, wenn er nachdachte.
»Soso«, murmelte er, um die unangenehme Stille zu durchbrechen.
»Hey, ich bin Staatsanwältin, schon vergessen?«
Brandt schüttelte den Kopf. »Wie könnte ich das?«
»Na, siehst du. Ich bin nichts anderes gewohnt, als trägen Ermittlern sämtliche Details aus der Nase ziehen zu müssen und es Tag für Tag als gottgegeben hinzunehmen, dass ich trotzdem über gewisse Dinge im Dunkeln gelassen werde. Erinnerst du dich an diesen Hauptkommissar?« Sie schmunzelte und kratzte sich an der Schläfe. »Na, du weißt schon, er kommt hier aus Offenbach, eine Art Vorstadt-Columbo, aber mit den hübschesten Augen, die ich bei einem Mann je gesehen habe.«
»Ach hör auf«, winkte Brandt ab, der ebenfalls grinsen musste.
»Wieso, ich sage nur die Wahrheit. Schätzungsweise wirst du mir jetzt ein paar Dinge auftischen, die ich sowieso irgendwann erfahren hätte, und du schämst dich in Grund und Boden, weil du mir etwas vorenthalten hast. War das der Grund, warum du dich heute Mittag gegen ein gemeinsames Essen gesträubt hast?«
»Hm.« Peter Brandt sah zu Boden, denn Elvira hatte ihn offenbar vollkommen durchschaut. Den beruflichen Scharfsinn und ihre Schlagfertigkeit, die er, als er sie vor einigen Jahren kennengelernt hatte, ehrfürchtig verabscheut und nicht selten sogar inniglich gehasst hatte, legte die Staatsanwältin nur selten ab.
»Wir können wohl beide nicht aus unserer Haut, wie?«, fragte er.
»Das stimmt wohl. Erinnerst du dich an diese Fernsehserie? Oh Gott, das ist schon eine halbe Ewigkeit her. Die Staatsanwältin und der Cop hieß die, glaube ich.«
»Nein, da klingelt nichts«, erwiderte Brandt.
»Es ging um eine taubstumme Staatsanwältin, und den Polizisten hat der Darsteller gespielt, der heute der Chefermittler bei Navy CIS ist. Aber egal«, sie winkte ab, »ist nicht so wichtig. Du wolltest mir etwas erzählen, oder soll ich beichten sagen?«
»Nein, nein«, entgegnete Peter, durch Elviras Haltung wieder etwas selbstsicherer geworden. »Wie du bereits gesagt hast, wir stecken nun mal in unserer Haut. Du warst lange Anwältin und ich noch viel länger Kommissar, bevor wir uns, hm, ineinander verliebt haben.«
»Ja, und schon vom ersten Tag an hast du mir bei jeder Gelegenheit relevante Informationen vorenthalten«, warf Elvira ein und setzte grinsend hinzu: »Warum sollte das also heute anders sein? Und jetzt rück schon raus damit, denn ich schätze, du bist nur die Vorhut von dem, was Frau Durant uns morgen früh bei der Besprechung offerieren wird.«
»Ja, aber ich habe sie explizit darum gebeten, dich vorab informieren zu dürfen. Da ich dir bedingungslos vertraue, hätte ich das gleich von Anfang an tun sollen.«
»Dann raus damit«, sagte Elvira und deutete auf die Weinflasche. »Ich möchte die gerne noch leeren und wenigstens für acht Stunden den Job außen vor lassen, okay?«
Brandt berichtete ihr von Greulich, nicht ohne dabei zu erwähnen, was damals vorgefallen war und dass ihr Verhältnis nicht das allerbeste war. Er kam auf Chris Leander zu sprechen und darauf, dass er ein ehemaliger Kollege im Präsidium war, aber längst den Job an den Nagel gehängt hatte. So zumindest war Brandts Stand der Dinge.
»Wenn er nicht mehr im offiziellen Polizeidienst ist, verdient er seine Brötchen etwa ausschließlich durch Informantentätigkeit?«, erkundigte sich Elvira ungläubig.
»Das habe ich leider nicht in Erfahrung bringen können. Er hat seinen Dienst vor Jahren quittiert, eine persönliche Geschichte, aber das steht auf einem anderen Blatt. Was seither geschehen ist, darüber konnte oder wollte mir niemand etwas sagen, weder Ewald vom Rauschgiftdezernat noch sonst wer. Ich glaube, die wissen das selbst nicht so genau, möchten ihr Unvermögen aber nicht preisgeben. An das LKA wollte ich mich nicht ohne Rücksprache wenden, denn ich habe ihm ja Stillschweigen zugesichert.«
»Gut, das leiern wir morgen früh einmal an. Ich nehme das in die Hand, denn dass ich mich als Staatsanwältin bei der Landespolizei erkundige, ob es V-Männer in der Szene meines Bezirks gibt, ist bei zwei Toten völlig legitim. War das schon alles?«
»Nein. Lutz Wehner ist inhaftiert wegen des Mordes an
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