Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
kopfschüttelnd. »Wenn ich sie nun damit konfrontiere, dass er eine Minderjährige vergewaltigt hat, könnte sie womöglich einknicken. Denn er wäre damit kein Deut besser als alle anderen Typen des Clubs. Zugegeben, die Chancen stehen fifty-fifty, aber reden müssen wir in jedem Fall noch mal mit ihr.«
»Warum das?«, erkundigte Berger sich nachdenklich.
»Weil Grabowski einen hohen Rang bekleidet hat, auch wenn die Black Wheels längst der Vergangenheit angehören mögen. Scheinbar formiert sich auf Lutz Wehners Schrottplatz ja ein neuer Verein, oder zumindest hängen einige der Typen noch dort herum und huldigen den alten Vereinsinsignien. Wenn die Mitrov so innig an Grabowskis Seite stand, wie sie das behauptet, muss sie eine Menge mitbekommen haben. Sie gibt nichts preis, was dem Andenken an ihren Verlobten schaden könnte, trotzdem sollten wir noch mal an ihre Verantwortung appellieren. Und, noch etwas«, Brandt beugte sich nach vorn und hob den Zeigefinger, »wir müssen Wehner abschotten. Wenn eine der beiden Gruppen – egal, ob es nun von der Mitrov oder von den Outlaws ausgeht – seinen Kopf zum Abschuss freigibt, ist er auch in Haft nicht sicher.«
»Reichen die Verbindungen dieser Typen wirklich so weit?«, wollte Berger zweifelnd wissen. »Trotz allen Aufsehens ist es doch ein verhältnismäßig unbedeutender Club.«
»Nicht in Offenbach«, erwiderte Brandt mürrisch, bedauerte seine Reaktion allerdings sofort, als Berger ihn etwas irritiert ansah, und ergänzte rasch: »Laut der anderen Dezernate sind die Clubmitglieder längst mafiös strukturiert. Die Staatsanwaltschaft hat einen ganzen Schrank voller Akten, die Vorgänge dokumentieren, von denen das meiste ohne Verurteilung vonstattenging. Wir sollten von daher die Möglichkeiten der Mogin Outlaws lieber nicht unterschätzen und uns hinterher Vorwürfe machen.«
»Hm.« Berger wiegte den Kopf. »Wenn Sie und Frau Klein der Meinung sind, vertraue ich darauf. Der Club scheint also besser vernetzt zu sein, als wir es ahnen.«
Jedenfalls besser als wir, hätte Brandt um ein Haar darauf geantwortet, schwieg aber. Wie auf Kommando vibrierte sein Mobiltelefon, und er stand auf und entschuldigte sich. Es war Elvira Klein. Brandt warf einen prüfenden Blick auf die Uhr und nahm das Gespräch an, sobald er auf dem Gang stand.
»Hey, ist das wieder eine bezaubernde Essenseinladung?«, säuselte er sanft.
Die Staatsanwältin räusperte sich und antwortete: »Ähm, sorry, nein. Hatten wir das etwa vorgehabt?«
»Nein, nein. Ich dachte nur, ich hätte meine etwas spärliche Begeisterung vom letzten Mal wiedergutzumachen.«
»Ach Quatsch, längst vergessen. Aber wir müssen uns unbedingt unterhalten, am liebsten persönlich. Schaffst du es, zeitnah in mein Büro zu kommen?«
»Dürfte klappen, und meine Linie wird es mir danken, wenn ich eine Mahlzeit sausen lasse«, sagte Peter. »Ich bin gerade hier im Frankfurter Präsidium.«
»Das trifft sich gut, dann bringe Frau Durant doch am besten gleich mit.«
»Ehrlich?« Brandt war enttäuscht, obgleich er natürlich wusste, dass er nicht erwarten durfte, Elvira bei jeder Gelegenheit für sich allein zu haben. Doch vielleicht lag es an dem Fall, jedenfalls hätte er im Moment viel dafür gegeben, sich für einen Moment in ihrer Umarmung verlieren zu dürfen.
»So gern ich dich auch allein sehen würde«, sprach sie weiter, denn natürlich war der aufmerksamen Frau nicht entgangen, was Brandt auf der Zunge gelegen hatte, »aber es gibt eine neue Entwicklung, über die wir uns schleunigst unterhalten müssen. Stichwort LKA«, schloss sie geheimnisvoll, und Brandt ächzte.
Verdammt.
Mittwoch, 14:45 Uhr
B üro von Elvira Klein.
Brandt schlüpfte an Durant vorbei ins Vorzimmer und begrüßte Frau Schulz, eine ältere Dame mit dauerhaft mürrischem Gesichtsausdruck, die wie ein Wachhund vor dem Zimmer der Staatsanwältin postiert war.
»Sie schon wieder«, begrüßte sie den Kommissar naserümpfend. Es war kein Geheimnis, dass die beiden einander nicht mochten. Die Antipathie reichte zurück bis zu Brandts erstem Besuch in Elviras Büro. Zu jener Zeit hatte er Elvira noch als Erzfeindin betrachtet und sie ihn nicht minder. Mein Gott, das fühlte sich an, als wäre seitdem eine Ewigkeit vergangen.
»Werte Frau Schulz, ich komme nur Ihretwegen, das wissen Sie doch«, säuselte Brandt und wies dann mit der Handfläche auf seine Begleiterin. »Das ist übrigens Frau Durant, Sie kennen sich
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