Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
nicht!«, setzte Julia nach. »Was ist da für ein Deal abgelaufen?«
»Ich kenne die Akten nicht. Ich vermute, dass für Boeckler das Eis recht dünn wurde, denn diverse Verhaftungen und aufgeflogene Deals bei seinem Club haben ihn nicht besonders gut dastehen lassen. Er dachte sich wohl, bevor er als Präsident die Verantwortung übernehmen muss, packt er lieber selbst aus und handelt sein Strafmaß herunter. Gegen Boeckler liegen nämlich, das habe ich mal recherchiert, eine ganze Menge Anschuldigungen vor. Gut möglich, dass er sein Kartenhaus bedrohlich wackeln sah, aber das ist natürlich nur eine Hypothese.«
»Okay, gehen wir ihn einfach fragen«, sagte Brandt enthusiastisch, »dann wissen wir mehr.«
»Völlig ausgeschlossen«, verneinte Klein mit Vehemenz.
»Wie bitte?«, fragte Durant entgeistert.
»Ein Treffen kommt nicht in Frage«, wiederholte die Staatsanwältin beharrlich. »Ich kann versuchen, Antworten zu bekommen, Fragen zu stellen. Kurz, ich kann als Schnittstelle fungieren. Selbst das ist nicht ganz koscher. Boeckler ist Sache des LKA. Was mit den beiden Morden ist, bleibt abzuwarten. Einen Ermittlungserfolg haben Sie ja bereits zu verbuchen, Lutz Wehner. Genau genommen wäre es das Eleganteste, den Fall abzugeben und den Rest …«
»Nein, verdammt!«, unterbrach Peter sie zornig. »Ich bleibe dabei, die Morde sind keine Club-Sache, sondern persönlicher Natur. Boeckler hin oder her, ich werde nicht aufhören, bis ich etwas Brauchbares herausbekomme.«
»Ich werde euch zu nichts drängen«, versicherte Elvira den beiden Kommissaren in völlig ruhigem und sachlichem Ton. »Aber die schlafenden Hunde sind nun geweckt. Ihr solltet euch beeilen.«
Mittwoch, 16:33 Uhr
W as erhoffen Sie sich überhaupt von einem weiteren Besuch bei der Mitrov«, erkundigte sich Julia Durant, als sie zu Brandt in den Wagen stieg, um hinüber in den Rotlichtbezirk zu fahren.
»Mittlerweile hoffe ich gar nichts mehr. Wir bekommen ja ohnehin bloß irgendwelche Appetithappen hingeworfen, die uns allesamt nicht weiterbringen. Oder sehen Sie das anders?«
»Nein, Sie haben vollkommen recht, aber was bleiben uns für Alternativen?«
»Auf den Busch klopfen, wo es geht. Daher ist die Mitrov jetzt dran und meinetwegen auch noch mal dieser Dr. Kühne. Alle Personen wissen etwas von damals, jeder kennt Lutz Wehner, jeder kannte Grabowski, da muss es doch irgendeinen gottverdammten Zusammenhang geben.«
»Mein Vater wäre not amused«, schmunzelte Julia.
»Was?«
»Sie fluchen ja besser als Frank. Ich halte ihm dann gelegentlich vor, dass ich eine Pastorentochter bin.«
»Oh. Habe ich?« Brandt klang etwas verunsichert.
»Ja, aber ich kann damit leben. Nur früher war das manchmal schwer, denn Floskeln wie ›mein Gott‹ oder ›um Gottes willen‹ wurden zu Hause nicht gern gehört. Ebenso wie ›verdammt‹. Denn streng genommen sind es ja keine Floskeln, im Gegenteil.«
»Solche Gedanken wären mir nie gekommen, und das, obwohl meine Mutter katholisch ist«, erwiderte Brandt. »Italienerin und katholisch«, betonte er. »Aber wo waren wir gerade stehengeblieben?«
»Bei Ruslana Mitrov.«
»Rosi«, korrigierte Brandt lächelnd, dann seufzte er: »Ein weiteres Beispiel dafür, dass jemand nicht gern in der Vergangenheit gräbt. Aber wir versuchen es trotzdem.«
Eine Viertelstunde später saßen die beiden im Hinterzimmer des Ladens, ihnen gegenüber eine noch üppiger geschminkte und gestylte Ruslana Mitrov.
»Ich habe heute viel zu tun«, eröffnete sie mit einer gequälten Miene. »Also können wir das bitte so schnell wie möglich erledigen?«
»Wir dachten, die lückenlose Aufklärung des Mordes an Ihrem Verlobten sei Ihnen wichtig«, gab Brandt zurück, und Julia schluckte. Ob das eine gute Strategie war?
»Ähm, natürlich«, erwiderte Frau Mitrov hastig. Das glitzernde Perlenarmband klimperte, als sie verteidigend die Hand hob und daraufhin ihre Aufmerksamkeit ganz den beiden Ermittlern schenkte.
»Bevor wir auf die Gegenwart zu sprechen kommen«, fuhr Brandt fort, »sagt Ihnen der Name Ruben Boeckler etwas?«
»Die Rübe Boeckler?«, schnaubte Rosi spöttisch.
»Ihre Reaktion werte ich jetzt einmal als Ja.«
»Natürlich. Rübe war sein Spitzname. Und ja, ist das so ungewöhnlich? Sein Konterfei kennt ja wohl jeder.«
»Weil ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wurde?«
»Wenn Sie meinen«, wich Mitrov aus, »aber ich habe Ihnen schon beim letzten Mal zu verstehen gegeben, dass ich die Jungs aus
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