Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
steckt womöglich in Schwierigkeiten.«
»Schwierigkeiten? Pah!«, lachte Ewald. »Welcher Art sollten diese denn sein?«
»Mir sind diverse Übergriffe aus Greulichs Vergangenheit durchaus bekannt, also lassen wir bitte die Spielchen«, entgegnete Julia kühl.
»Übergriffe?«, wiederholte dieser zweifelnd, formte eine Faust und streckte den rechten Daumen demonstrativ in die Luft. »Wenn wir von derselben Situation sprechen, dann war das eine einzige Vernehmung, und der Zeuge war ein Kotzbrocken, wie er im Buche steht, das können Sie mir glauben. Ich werde das weder gutheißen noch zu rechtfertigen versuchen, und Dieter hat das auch nicht getan. Er weiß sehr wohl, dass sein Verhalten damals nicht korrekt gewesen ist. Aber wie gesagt, das war ein Vorfall, und der ist Ewigkeiten her.«
»Es gibt Verdachtsmomente, bedaure. Wir müssen ihn befragen.«
»Was werfen Sie ihm denn konkret vor?«
»Schwere Körperverletzung bis hin zu versuchtem Totschlag«, seufzte Julia leise. »Das wird sich zeigen. Momentan können wir nur hoffen und beten, dass es nicht noch schlimmer wird. Der Mann liegt im Koma, wie man uns mitteilte, alles Weitere wird sich in den kommenden Stunden ergeben.«
»Und das soll Dieter gewesen sein? Wann überhaupt? Und wer ist das Opfer?« Ewald geriet ins Stottern.
Julia beobachtete diese Reaktion genau. Kamen ihm tatsächlich Zweifel? Oder hielt er den Gedanken für absurd? Sie konnte ihren Gedanken nicht zu Ende denken, denn Brandt betrat das Büro.
»Uns sitzen zwei Morde in der Bikerszene im Nacken, das dürften Sie mitbekommen haben«, sagte er ruhig, doch Julia spürte die Spannung, die in jeder Sehne seines Körpers lag, und es musste ihn eine Menge Kraft kosten, diese zu unterdrücken. »Ein Ermittlungserfolg gegen diese Bande wäre für Ihre Abteilung sicher das höchste der Gefühle, von daher können Sie den Verdacht nicht von der Hand weisen, zumindest nicht die Tatsache, dass jemand wie ich einem solchen Verdacht nachgehen muss, nein, werde «, fügte er hinzu. »Wir haben gestern eine neue, hm«, er stockte kurz, »Quelle ausfindig gemacht, von deren Existenz nur wenige Personen wissen. Er ist eine davon.«
»Sie meinen, er hat versucht, Informationen aus Ihrer Quelle herauszuprügeln?«, fragte Ewald und legte die Stirn in tiefe Falten.
»Das soll er mir beantworten. Nennen Sie uns also den genauen Tagungsort?«
»Ich stelle mich nicht quer, keine Angst«, sagte Ewald, »aber ich habe das Gefühl, als würden Sie sich in etwas verrennen. Wann genau hat sich die Tat denn ereignet?«
»Unsere Befragung war am frühen Nachmittag, alles andere geschah dann am Abend«, antwortete Durant. »Einem Augenzeugen zufolge hat eine verdächtige Person das Gebäude gegen 21:10 Uhr verlassen. Der Rest muss sich vorher abgespielt haben.«
»Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt?«, platzte es mit einer unerwartet entspannten, beinahe fröhlichen Miene aus Ewald heraus. Er kratzte sich hinterm Ohr und suchte mit der Linken raschelnd seine Unterlagen ab, fand aber offenbar nicht, wonach er suchte.
»Ich verstehe nicht ganz«, sagte Julia irritiert.
»Gestern Abend haben Dieter, ich und ein Dutzend weitere Drogenfahnder im Druckwasserwerk zusammengesessen. Kennen Sie das Lokal? Es liegt auf Ihrer Mainseite, nicht allzu weit vom Hauptbahnhof.«
Julia überlegte kurz und nickte dann. Ein altes Teilgebäude des Heizkraftwerks war zu einem Restaurant ausgebaut worden. Roter Backstein, hohe Räume, Industrieflair, ja, sie erinnerte sich, davon gelesen zu haben.
»Und Sie sind den ganzen Abend dort gewesen?«
»Na klar, gegen halb acht sind wir dort aufgeschlagen und wurden so gegen Mitternacht quasi herausgekehrt«, grinste Ewald. »Das gesellige Beisammensein«, erklärte er dann, wieder ernst, »die Tagung ging doch schon gestern los. Ich habe die Karte gerade nicht zur Hand, aber Sie können jeden einzelnen der Kollegen befragen, die Namen werde ich Ihnen zusammenstellen. Und eines versichere ich Ihnen: Dieter saß mir schräg gegenüber, und wenn er nicht gerade mal kurz pinkeln war, weilte er den ganzen Abend über bei uns.«
»Verdammt«, fluchte Brandt, der in diesem Augenblick nicht sicher war, ob er erleichtert oder erschüttert sein sollte, denn er konnte Greulich nicht ausstehen und würde sich keine Sekunde schämen, ihm jene Brutalität zugetraut zu haben. Viel schlimmer war jedoch etwas ganz anderes: »Wenn er es nicht war, wer zum Teufel war es dann?«
»Fragen wir
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