Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
dieser Frau Kühne, was Sie herausfinden können. Ich setze ein paar Leute darauf an, uns Hintergründe zu diesem Club zu beschaffen, insbesondere weitere Namen. Damit sind wir auch schon bei einem weiteren Punkt, den ich vorab noch geklärt haben möchte.«
Fragend sah Julia Durant ihren Vorgesetzten an, und dieser fuhr in mahnendem Ton fort: »Ich warne Sie lieber vor, dass Sie sich nicht zu sehr an den Gedanken einer gemeinsamen Ermittlung mit dem Kollegen Brandt gewöhnen sollten. Wenn wir es hier nämlich tatsächlich mit einem Krieg der Rocker zu tun bekommen«, schloss Berger, »dann wandert der gesamte Fall früher, als uns lieb ist, ans LKA – und wir sind raus. Klappe zu, Affe tot, da dreh ich dann überhaupt nichts mehr dran.«
Sonntag, 13:10 Uhr
M it einem gekonnten Schwung parkte Julia Durant den kleinen Peugeot rückwärts in eine enge Lücke. Hellmer nickte anerkennend, sagte zwar nichts, aber Julia wusste genau, was er dachte.
»Und das alles ohne Hecksensoren und Bordcomputer«, kommentierte sie trocken. »Wobei dir der ganze Luxuskram deines Porsches bei dieser engen Bucht auch nichts genutzt hätte.«
»Ja, du bist einzigartig«, gab Hellmer grinsend zurück, »und mir bleibt es erspart, den nächsten freien Tag mit dem Staubsauger durch meinen Innenraum kriechend zu verbringen.«
Er spielte dabei auf den mit Frischkäse, Schinken und Tomate belegten Bagel an, dessen Oberseite zudem mit Sesam bestreut gewesen war. Wie Schnee waren die Krümel bei jedem Bissen hinabgerieselt, den seine Partnerin davon genommen hatte, und auch er selbst hatte mit einem Croissant und einer Pizzatasche nicht weniger dazu beigetragen.
»Ich sehe schon, dir gehen nie die Argumente aus«, lächelte Julia, warf einen Blick hinter sich und öffnete dann die Tür. Sie stieg aus, klopfte sich die Hose ab und musterte anschließend die Häuser.
»Hier möcht ich nicht wohnen«, murmelte Hellmer. »Riechst du das?«
»Was denn?«
»Industrie, Verkehr, Hafen – auf allen Seiten nur Beton. Da liegt einem so ein schwerer Geschmack auf der Zunge, merkst du das nicht?«
»Das ist das Fett vom Croissant und das verbrannte Pizzateil«, gab Julia grinsend zurück, nickte kurz darauf aber. »Ja, jetzt weiß ich, was du meinst. Das liegt jedoch auch an der Witterung, komm, lass uns mal den Eingang suchen. Wie war die Hausnummer noch mal?«
»Dort drüben, das Mehrfamilienhaus.«
Sie überquerten die Straße und näherten sich einer breiten Front aneinandergebauter Mehrfamilienhäuser, dreigeschossig und mit ausgebleichtem grünlich gelbem Putz. Einige Wohnungen hatten Balkons, in den unteren Etagen waren teilweise die Rollläden heruntergelassen, helle Flecke verrieten, dass dort Graffiti übermalt worden waren. An anderen Stellen kroch ein dunkelgrauer Schleier an den Wänden hinauf, ein deutlicher Hinweis darauf, dass hier seit Jahren nichts mehr in die Bausubstanz investiert worden war. Eine bunte Decke baumelte aus dem Fenster des ersten Stocks über der Haustür, die Klingelschilder waren größtenteils mehrfach überklebt, und nicht überall waren die Namen lesbar. Ein Briefkasten schien schon seit Wochen nicht mehr geleert worden zu sein, eine feuchte, zusammengerollte Zeitung ragte zur Hälfte hinaus.
»Da, M.K., das dürfte es wohl sein«, sagte Hellmer, nachdem er die Schilder studiert hatte, und drückte auf den schwarzen Klingelknopf. Die beiden Kommissare verharrten, doch es tat sich nichts. Julia nickte auffordernd, und Hellmer läutete erneut. Als wieder nichts geschah, zog Julia den Zettel hervor, auf dem sie Marion Kühnes Telefonnummer notiert hatte. Sie tippte diese in ihr Handy, trat einige Schritte zurück und beobachtete die Fenster, während das Freizeichen erklang. Vier-, fünfmal tutete es, die Kommissarin fragte sich gerade, ob im dritten Stock die Vorhänge sanft hin und her schwangen, als es endlich knackste und eine zarte Stimme antwortete: »Ja?«
»Frau Kühne?«, erkundigte sich die Kommissarin.
»Mit wem spreche ich denn?«
»Mein Name ist Durant, ich bin von der Kriminalpolizei.«
»Kriminalpolizei?«, hauchte es verunsichert.
»Ja, ich stehe unten vor der Haustür. Wir hätten einige Fragen an Sie, die ich Ihnen gerne persönlich stellen würde.«
»Haben Sie einen Ausweis?«
»Ja, natürlich. Soll ich Ihnen damit winken, können Sie mich von Ihrem Fenster aus sehen?« Julia zog mit der freien Hand ihren Dienstausweis hervor und machte sich bereit, diesen hochzuhalten.
»Schon in
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