Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
wie?«
»Kann man sagen.«
»Na, dann erzähl mal, was dich bedrückt«, forderte Elvira Peter sanft, aber bestimmt auf. »Ich sehe es dir doch an, dass dir nicht allein der vergeudete Sonntag an die Nieren geht. Abgesehen davon«, sie schürzte spitzbübisch die Lippen und neigte den Kopf leicht zur Seite, »bekomme ich es morgen früh ohnehin brühwarm auf den Schreibtisch.«
»Aber es ist unser Abend«, wehrte sich Brandt, der zwar nur zu gerne über den Fall gesprochen hätte, doch noch nicht gänzlich dazu bereit war, die laufende Ermittlung mit hinein in das wenige Privatleben zu ziehen, was ihnen vergönnt war. Elvira Klein hatte nicht nur eine steile Karriere hingelegt und war bald nach dem Studium zur jüngsten Staatsanwältin der Stadt geworden, sie war auch dementsprechend ausgelastet und brütete oft spätabends und an den Wochenenden über fausthohen Akten. Peter Brandt akzeptierte das, denn er wusste, dass eine Frau an der Seite eines Polizisten genau dieselbe Toleranz aufzubringen hatte. Das beste Beispiel war dieses ausklingende Wochenende. Freitagabend hatte das Telefon geläutet, und Elvira hatte sich bei ihm gemeldet.
»Hör zu, bist du mir böse, wenn ich noch zwei Stunden Büroarbeit dranhänge und mich dann direkt in die Federn haue?«
»Nein, ich bin selbst ziemlich k. o. Dieses Wetter macht mich fertig. Erst wird es ewig lang nicht richtig warm, dann zwischendurch diese Hammerhitze und jetzt schon bald wieder Nachtfrost. Verrückt, wenn du mich fragst, aber ich bin einfach rundherum groggy.«
Brandts Antwort war aufrichtig gewesen, wenngleich er natürlich enttäuscht war. Aber es hatte keinen Zweck, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, und eine ordentliche Portion Schlaf hatte schließlich noch niemandem geschadet. Unter der Woche kam er ohnehin viel zu selten dazu.
Am Samstag schließlich hatte das übliche Programm auf dem Plan gestanden, jeder hatte schließlich seine Verpflichtungen. Peter Brandt hatte ausgeschlafen und die Hausarbeit erledigt, bis Michelle sich endlich dazu bequemt hatte, aus den Federn zu kriechen und mit verschlafenen Augen in die Küche zu schlurfen.
»Ich sehe schon, das Studium fällt dir nicht leicht«, hatte Brandt mit einem ironischen Unterton gesagt und seiner Tochter zwei Scheiben Toast geröstet. Nach drei großen Tassen Kaffee hatte seine Tochter danach mit ihm über Bafög-Unterlagen und verschiedenen Formularen gebrütet. Trotz Scheidung und komplizierten Sorgerechtsvereinbarungen wollte das Studentenwerk dem Antrag nicht stattgeben und Michelles Studium finanzieren. Ihre Mutter sei zu wohlhabend, hieß es in dem kurzen, aber dennoch verschachtelt formulierten Begründungsschreiben. Dass sie mit ihrem neuen Lover in Spanien lebte, schien niemanden zu interessieren. Außerdem war Michelle beziehungsweise ihr Vater noch kindergeldberechtigt, aber bei welchem Studienanfänger traf das nicht zu?
»Dieser blöde Verein«, motzte sie. »Paula bekommt es, obwohl ihr Vater einen dicken Benz fährt und ein Haus im Taunus hat. Und Marlene kriegt es nicht, du weißt schon, die sitzt mit ihrer Mutter ganz alleine da. Ohne zwei Jobs bekommt die das Studium nicht finanziert, aber bei den Präsenzzeiten, die wir leisten müssen, ist das von vornherein zum Scheitern verurteilt.«
»Die ersten Anträge werden doch meistens abgelehnt, oder?«, murmelte Brandt. »Das wird schon, keine Sorge. Es ist ja nicht so, dass wir völlig mittellos dastehen.«
»Marlene schon.«
»Hm. Aber wenn es mit dem Bafög nicht hinhaut, kann sie doch noch dieses Ding bei der KfW-Bank machen. Den Studienkredit, meine ich. Die Zinsen sind nicht so heftig, wenn man nicht gerade die höchste Förderung benötigt. Die hessischen Studiengebühren wurden ja zum Glück wieder gekippt, von der Seite hat sie also auch nichts zu befürchten. Entweder klappt es so, oder aber …« Peter unterbrach sich und kratzte sich am Kinn. »Wenn ich mich richtig erinnere, hat Marlene doch ein glattes Einser-Abi hingelegt, stimmt’s?«
»Jaa«, antwortete Michelle gedehnt, argwöhnisch, denn sie selbst hatte nicht gerade den allerbesten Schnitt bekommen. Doch seit ihrer Ehrenrunde in der Zehnten hatten sich ihre Leistungen durchaus gesteigert, und sie beharrte darauf, dass ein Abitur nicht zwangsläufig nur mit einer Eins vor dem Komma taugte. Doch Peter Brandt wollte auf etwas anderes hinaus.
»Mit einem solchen Abi hat sie auch gute Chancen auf ein Stipendium. Das soll sie sich mal ansehen. Ich bin mir
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