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Teufelsberg: Roman (German Edition)

Teufelsberg: Roman (German Edition)

Titel: Teufelsberg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Dannenberg
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Handy, wenn ich anrufe.«
    »Frau Hofstedt, Sie müssen sich frei von ihr machen. Ihre Tochter ist erwachsen. Werden Sie es doch auch.«
    Beates Augen füllten sich mit Tränen. »Darf ich eine rauchen?«, fragte sie.
    »Nein, da warten Sie bitte bis zum Ende unserer Montagsrunde«, sagte Neef. Er zog seine Brille auseinander und drückte die Gläser leise über seiner Brust zusammen. »Was machen die Fremdheitsgefühle im Kiefer?«
    »Diese toten Implantate, die machen mich verrückt. Ich bin immer noch der Beißer aus dem James-Bond-Film.«
    Falko lachte auf: »Der Beißer?«
    »Herr Sprenger«, mahnte Neef, »Sie sind neu hier, aber Sie sollten wissen, dass hier ein respektvoller Umgang herrscht.«
    »Sorry«, sagte Falko. »Der Beißer aus dem James-Bond-Film! Ich dachte, das wäre ein Witz.«
    »Hat hier jemand gelacht außer Ihnen?«
    »Nein.«
    »Ist schon gut«, sagte Beate. »Aber es ist sehr quälend. Der ganze Kiefer fühlt sich an wie Stahl und als ob da irgendwas durchfließt. Irgendwas Außerirdisches, eine tickernde Strahlung oder so etwas.«
    »Sicher wird es besser mit der Zahnbehandlung. Haben Sie noch etwas Geduld. So, waren alle dran?«
    »Ich nicht«, sagte Sylvia.
    »Am ersten Tag müssen Sie noch nichts sagen«, erklärte Neef.
    »Ich habe ein Problem«, sagte Sylvia. »Ich möchte hier wirklich niemanden kränken. Aber in meinem Zimmer riecht es stark nach Nikotin. Ich glaube, ich hätte lieber eine Nichtraucherin als Zimmergenossin.«
    Neef griff nach seiner Brille, zögerte, ließ sie wieder los und schnalzte stattdessen mit dem Klemmbrett.
    »Wie geht es Ihnen damit, Frau Hofstedt?«, fragte er.
    Beates Unterlippe begann zu zittern. »Ich rauche nicht auf dem Zimmer.«
    »Aber du riechst nach Rauch«, sagte Sylvia. »Ich kriege davon Kopfschmerzen.«
    Beate warf die Hände vors Gesicht. »Ich dachte, wir würden uns mögen. Und jetzt bist du so gemein zu mir!«
    Neef richtete sich in seinem Stuhl auf. »Beruhigen wir uns alle miteinander. Frau Hofstedt, das ist doch nicht schlimm. Frau Berger meint das bestimmt nicht persönlich.«
    »Aber ich will meine Tochter wiederhaben! Und meine Zähne. Ich will Weihnachten feiern.«
    »Aber das werden Sie, Frau Hofstedt, das werden Sie!«, rief Neef. »Es dauert nur seine Zeit.«
    »Ich habe genug von der Zeit!«, schrie Beate. »Wenn es die verdammte Zeit nicht gäbe, hätte ich immer Zigaretten!«
    Neef machte den Mund auf, um etwas zu sagen, als Jennifer, die kurzhaarige Praktikantin, die Tür zum Wintergarten aufriss.
    »Herr Doktor!«, rief Jennifer, »Frau Kapusta ist abgehauen!«
    »Schon wieder?«, fragte Neef und stand auf. »Können Sie nicht besser aufpassen? Das ist doch mindestens schon das fünfte, ach was, das zwanzigste Mal! Verdammt.«
    Er verließ den Wintergarten, man hörte seine Schritte auf der stählernen Wendeltreppe. Die Patienten blieben mit Schwester Nina im Kreis sitzen und schwiegen. Die Schwester lächelte, dann begann sie in den Akten zu blättern.
    Falko räusperte sich. »Warum dürfen wir nicht über Selbstmord sprechen?«, fragte er.
    »Weil es die anderen Patienten überfordern kann«, erklärte die Schwester.
    »Fühlt sich jemand überfordert?«, wandte sich Falko an die Runde.
    Keiner bejahte.
    »Außerdem können diese Gespräche gefährlich sein«, fügte die Schwester hinzu. »Ansteckend gewissermaßen.«
    »Im Raucherraum reden alle über Selbstmord«, sagte Beate. »Ständig.«
    »Ach, diese Versuche gehen doch meistens schief«, antwortete Sylvia.
    »Also, ich kenne die perfekte Methode«, warf Falko ein. »Habe ich mal in einem Comic gesehen. Man nimmt einen Draht, bindet das eine Ende irgendwo fest, das andere um den Hals, setzt sich ins Auto und fährt los. Und zack, schneidet der Draht dir den Kopf ab.«
    »Stopp!«, rief Schwester Nina.
    »Gute Idee«, sagte Xaver zu Falko, ohne die Schwester zu beachten. »Im Park findest du alles, was du brauchst. Ein Gartenfahrzeug, Spanndraht, und festbinden kannst du den Draht am Kran. Du brauchst nicht mal einen Schlüssel, lässt den Wagen einfach den Berg runterrollen.«
    Er lachte leise, Falko stimmte mit ein.
    »Ich denke nur noch an Selbstmord«, murmelte Beate.
    »Es reicht!«, rief Schwester Nina. »Die Montagsrunde ist aufgehoben. Sie gehen jetzt alle auf Ihre Zimmer. Ihnen ist wohl klar, dass ich das alles melden muss. Der Chef wird das gar nicht gerne hören. Und Ihnen, Frau Hofstedt, gebe ich Promethazin.«
    Sie stand auf und ging die Wendeltreppe

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