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Teufelsberg: Roman (German Edition)

Teufelsberg: Roman (German Edition)

Titel: Teufelsberg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Dannenberg
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schwarzen Rolli. Die kurzen braunen Haare zwischen den Geheimratsecken hatte er mit Haarfestiger nach oben gekämmt und leicht zerzaust. Er war sehr bleich.
    »Was haben Sie denn am Wochenende gemacht?«, fragte Neef.
    »An Selbstmord gedacht«, sagte Falko.
    »Sie wissen, dass Sie sich melden müssen, wenn der Drang zu stark wird?«
    »Ja.«
    »Können wir uns darauf verlassen?«
    Falko zuckte die Schultern.
    »Ich brauche ein deutliches Ja«, sagte Neef. »Sonst müssen Sie auf die geschützte 5B.«
    »Okay. Also ja.« Er verzog den Mund und verschränkte die Arme.
    »Gut«, sagte Neef. »Und noch etwas. Es gibt eine Regel auf dieser Station, dass Sie mit den anderen Patienten nicht über Selbstmord reden dürfen, also auch nicht in dieser Runde. Sie müssen damit zu uns kommen. In Ordnung?«
    »Ja.«
    »Zum nächsten also. Herr Walpersdorf! Sie dürfen ja morgen zum ersten Mal allein in den Ausgang. Haben Sie sich schon was Bestimmtes vorgenommen?«
    Xaver streckte seine langen Beine aus, die in schwarzen Painter Pants steckten. Die Hakennase stand knorrig zwischen den schmalen Wangen.
    »Ich werde die Gegend sondieren«, sagte er. »Mal prüfen, ob dieser Berg seinen teuflischen Namen verdient hat.«
    Neef zog seine Brille auseinander und hob sie mit einem Schnappen auf die Nase.
    »Schön, das ist schön, Herr Walpersdorf. Sie haben ja allerdings immer noch diese dysphorischen Zustände und auch das Gedankenrasen. Nina, haben Sie die Kurve da?«
    Schwester Nina blätterte in einem Stapel aus Hängeregistermappen und reichte ihm Xavers Karte, die Neef sogleich studierte.
    »Eigentlich war Olanzapin angesetzt«, sagte er. »Wollen Sie das nicht mal probieren? Beim letzten Mal hat es doch auch geholfen, steht hier.«
    »Das Zeug macht fett«, antwortete Xaver. »Und ich kann nicht mehr denken damit.«
    »Ja, das kommt manchmal vor, leider. Wir wollen Ihnen das auch nicht aufdrängen. Aber das Lithium, das Sie seit Weihnachten nehmen, vertragen Sie?«
    »Ja, schon.«
    »Gut. Vielleicht kommen wir damit aus. Wir müssen dann bald mal die Leberwerte testen.«
    Neef sah ihm freundlich in die Augen. Xaver ließ den Oberkörper hängen und war trotzdem noch größer als die anderen Sitzenden. Er machte immer den Eindruck, als müsse er sich einfalten, um in einen Raum zu passen. Neef zog seine Brillengläser auseinander und ließ sie nach unten fallen, wo sie sich klickend schlossen. Er wandte sich an Annika. Die junge Frau hatte faltige, dunkle Ringe unter den hellblauen Augen. Ihr schwarzes Haar trug sie offen, mit dickem Pony.
    »Und wie geht es unserem Stationsnesthäkchen?«, fragte Neef, während er den Magnetverschluss der Brille gedankenverloren öffnete und schloss.
    »Ihre Brille nervt«, sagte Annika.
    Neef stutzte. »Wie ich sehe, haben Sie an Ihrer Kritikfähigkeit gearbeitet«, antwortete er dann. »Das ist ein gutes Zeichen.«
    Annika murmelte irgendwas.
    »Sind Sie gerade stark unter Spannung?«, fragte er.
    »Weiß nicht.«
    »Vielleicht lassen Sie sich besser Bedarf geben.«
    Wieder murmelte sie etwas.
    »Was sagten Sie, Frau Fechner?«
    »Bedarf, Bedarf, Bedarf. Aber keiner hört einem zu.«
    »Ich höre Ihnen doch zu«, sagte Neef, zog die Brauen hoch und spitzte den Mund.
    »Nein, Sie hören Ihrer Brille zu.«
    »Frau Fechner, das führt uns nicht weiter. Sie haben morgen Ihre Einzeltherapie bei Professor Vosskamp?«
    »Ja.«
    »Dann besprechen Sie da, was Sie stört. Okay?«
    »Bedarf, Bedarf, Bedarf.«
    »Machen wir weiter«, sagte Neef und wandte sich an Beate. »Frau Hofstedt? Sie haben ja eine neue Zimmergenossin bekommen. Das ist schon eine Umstellung, oder?«
    »Ach, nein«, antwortete Beate, »ich freue mich sehr.« Sie suchte Sylvias Blick, aber die sah aus dem Fenster. Draußen regnete es. Einzelne nasse Schneeflocken klatschten auf die gewölbte Scheibe. »Und heute Morgen hatte ich eine schöne Therapiestunde beim Herrn Professor«, fuhr Beate fort. »Das hat mich weitergebracht.«
    Neef zog wieder an den Brillengläsern und hob sie vorsichtig auf seine Nase. Er blätterte in seinen Papieren. »Wegen Ihrer Zähne haben wir einen Termin für Sie beim Kieferchirurgen. Am nächsten Montag, also in einer Woche. Nina bringt Sie hin und holt Sie auch wieder ab.«
    »Nein, das geht nicht«, sagte Beate mit bebender Stimme. »Das geht auf gar keinen Fall.«
    »Sie müssen sich überwinden«, sagte Neef.
    »Ja, aber nicht schon am Montag. Ich muss erst meine Tochter erreichen. Sie geht ja nie ans

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