Teufelsengel
vergangen?
Keine Ahnung. Es ist dunkel draußen. Keine Geräusche.
Ein Gruselkloster.
Es dreht sich alles in meinem Kopf. Nicht einschlafen. Ich muss … etwas tun … irgend … was …
Vero geißelte sich. Er nahm die heißen Wellen des Schmerzes, die über seine Haut leckten, tief in sich auf. Der Herr hatte sein Leben für die Menschheit gegeben. Was war dagegen ein bisschen Blut.
Seine Haut platzte auf. Die Hitze explodierte.
Gott, steh mir bei, steh mir bei, steh mir bei …
Er war davon überzeugt, dass all diese Prüfungen das Werk Satans waren. Der Fürst der Finsternis wehrte sich mit Zähnen und Klauen dagegen, sich die Seele, die er in Besitz genommen hatte, wieder entreißen zu lassen.
Er hatte ihnen Zweifel und Verrat geschickt.
Und nun diese Journalistin.
Steh mir bei, steh mir bei …
Vero betete um den Mut, weiter um Pia zu kämpfen. Sich nicht beirren zu lassen von dem Besuch der Polizisten. Auf Gottes Hilfe zu vertrauen und nicht nachzulassen in seinem Bemühen.
Wenn Pia schrie, dann tat sie es bereits mit der Stimme des Dämons. Es war das Gebrüll eines Ungeheuers, abgründig tief, unmenschlich, unsäglich, voller Hass und voller Wut.
… steh mir bei …
Wieder klatschte die Geißel auf seinen Rücken, seine Arme, seine Oberschenkel. Vero biss die Zähne zusammen. Er schwankte. Und als er fiel, schwand sein Bewusstsein.
...steh... mir...bei...
Das Licht lag hoch oben auf dem Hügel.
Es war überirdisch schön.
Pia hatte nur einen Wunsch - sie wollte es erreichen. Alle Schmerzen, irgendwie wusste sie das, würden verschwinden, sobald sie eins wurde mit diesem wundervollen Licht.
Jeder Schritt raubte ihr Kraft. Ihre Muskeln zitterten vor Anstrengung. Schweiß strömte ihr aus sämtlichen Poren. Ihr Keuchen begleitete sie wie eine Melodie.
Es dauerte eine Ewigkeit. Doch dann war es geschafft.
Gerade als Pia die Hand ausstreckte, um das Licht zu berühren, wurde sie wach.
Tränen der Enttäuschung und Verzweiflung rollten über ihre Wangen. Sie schloss die Augen, doch das Licht kehrte nicht zurück.
Romy warf sich auf dem Bett hin und her. Sie schwitzte stark, was vielleicht mit der Spritze zusammenhing, aber sie wollte sich nicht ausziehen. Die Haare klebten ihr im Nacken, ihr T-Shirt war klatschnass.
Angestrengt versuchte sie, die Müdigkeit abzustreifen. Sie hatte so viel zu tun. Sie musste sich eine Strategie zurechtlegen. Die einzige, winzige Chance zur Flucht, die sie vielleicht bekommen würde, nutzen.
Doch ihre Augenlider waren wie festgetackert.
Mit einem ungeheuren Kraftaufwand rollte sie sich auf die Seite und stemmte sich hoch. Sie richtete sich auf und wankte die paar Schritte zum Fenster.
Für einen Moment gelang es ihr, die Augen aufzureißen.
Rund und kalt stand der Mond am Himmel. Sein Licht machte die fransigen Ränder der Wolken sichtbar.
Und die Tiefe unter Romys Fenster.
Der Magen drehte sich ihr um.
An Flucht war nicht zu denken. Aber wenn sie es schaffte, das Diktiergerät weit genug zu werfen, könnte es sein, dass es jenseits der Mauer niederfiel.
Und dann musste es nur noch jemand rechtzeitig finden.
Ein Angestellter. Oder jemand, der gar nicht zum Kloster gehörte. Äußerst unwahrscheinlich bei dieser einsamen Lage. Doch es war eine Chance.
Romy öffnete das Fenster und zog sich das Diktafon, das um ihren Hals hing, über den Kopf. Sie holte aus und schleuderte es in die Kälte hinaus, so weit sie konnte. Dann drückte sie das Fenster zu, sank sie auf die Knie und rutschte zum Bett zurück.
Sie fragte sich, ob ihre Kraft ausgereicht hatte und ihr Wurf weit genug gewesen war.
Bitte, dachte sie. Finde es, wer immer du auch sein magst.
Sie schob sich das Kissen unter den Kopf und fiel augenblicklich in Schlaf.
Ingo Pangold wohnte in einem Loft am Rhein. Der große Raum, in den er Bert führte, war minimalistisch eingerichtet und wurde dominiert von einem riesigen schwarzen Ledersofa, einer zwei Meter hohen bunten Skulptur und einem Kamin in der Mitte des Zimmers.
Reporter müsste man sein, dachte Bert und betrachtete die Bücherstapel, die sich um den gläsernen Couchtisch herum auf dem Boden türmten. Auf dem Tisch stand aufgeklappt ein Laptop. Offenbar hatte Ingo Pangold sich nach dem Anruf bei Bert wieder seiner Arbeit zugewandt.
»Kaffee?«, fragte Ingo Pangold.
»Gern«, antwortete Bert, der sich schon eine ganze Weile nach einer Dosis Koffein sehnte. Er folgte Ingo Pangold in eine kleine, komplett schwarz
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