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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Mafia bewog, sich unbequemer Zeitgenossen zu entledigen.
    Treuebruch. Verrat. Versagen.
    Bert ließ den Blick über die Namen wandern.
    Mona Fries. Alice Kaufmann. Ingmar Berentz. Thomas Dorau. Sally Jensch.
    Was konnte ihr Vergehen gewesen sein?
    Vielleicht hatten sie die Gemeinschaft verlassen wollen. Vielleicht hatten sie etwas beobachtet, das nicht für ihre Augen bestimmt gewesen war. Vielleicht hatten sie Vero den Gehorsam aufgekündigt.
    Oder sie hatten einfach gezweifelt.
    Nach Berts Erfahrung gehörten Bestrafungen zum System der meisten religiösen Randgruppen. Bestrafungen und ein Netz diffuser Emotionalität, aus dem die Mitglieder sich nicht befreien konnten.
    Aber würde dieser Vero so weit gehen, einen Menschen für seine Verfehlungen zu töten?
    Sogar gleich mehrere?
    Nein, dachte Bert.
    »Ja«, sagte er laut.
    Er hatte mühsam lernen müssen, dass weit nichtigere Anlässe ausreichten, um Menschen zu Mördern zu machen. Ein schiefer Blick. Ein falsches Wort.
    Eine Handvoll Kleingeld.
    Daran würde er sich nie gewöhnen.
    Bert konzentrierte sich wieder auf seine Überlegungen. Wenn die Opfer wirklich aus dem Weg geräumt worden waren - warum hatte man sich dann bei jedem für eine andere Todesart entschieden?
    Er schob ein paar Zettel zusammen. Mona Fries: erdrosselt. Alice Kaufmann: Kehle durchgeschnitten. Ingmar Berentz: überfahren. Thomas Dorau: ertränkt. Sally Jensch: erschossen (halb verhungert).
    Das ergab auf den ersten Blick keinen Sinn.
    Bert lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und hob das Weinglas an die Lippen. Nichts von alldem konnte er beweisen. Mit dem, was er sich da zurechtgelegt hatte, würde er keine Hausdurchsuchung genehmigt und erst recht keine Erlaubnis für einen DNA-Test bekommen.
    »Noch mal von vorn«, murmelte er und beugte sich vor, um die Zettel erneut zu verschieben.
     
    »Schuldig.«
    »Schuldig.«
    Ein Mönch nach dem andern erhob sich von seinem Stuhl und sprach Romy eines Vergehens schuldig, auf das, wie sie ahnte, eine sehr hohe Strafe stand.
    »Schuldig.«
    Ein einziger Stuhl war frei geblieben. Es war der Platz eines gewissen Bruder Miguel, der anscheinend krank im Bett lag.
    »Nicht schuldig.«
    Der Mönch, der diese beiden Worte mit ruhiger, fester Stimme ausgesprochen hatte, war Bruder Matteo. Gelassen erwiderte er Veros zornigen Blick, bevor er sich wieder hinsetzte und Romy ein trauriges Lächeln schenkte.
    Lieber, lieber alter Mann, dachte Romy. Doch sie wusste,  dass seine Weigerung, sie schuldig zu sprechen, ihr nicht helfen würde.
    Nachdem der letzte Mönch zu Wort gekommen war, breitete sich ein drückendes Schweigen aus. Alle beobachteten Vero, der am Kopfende des langen Tisches saß und etwas auf ein Blatt Papier schrieb.
    Dann sah er Romy an, die am anderen Ende des Tisches stand und wartete.
    »Wir haben unsere Entscheidung gefällt«, sagte er. »Morgen früh wirst du sterben. Nutze die Nachtstunden zum Gebet.«
    Romy war wie betäubt. Die Worte hatten ihr Gehirn erreicht, aber sie konnte sie nicht begreifen.
    Sie wollten sie töten?
    »Das könnt ihr nicht tun«, stammelte sie. »Damit kommt ihr nicht durch.«
    Niemand antwortete ihr. Vero schob seine Unterlagen zusammen und putzte sich die Nase geräuschvoll mit einem großen weißen Taschentuch. Die andern fingen an, sich leise miteinander zu unterhalten.
    Romy wusste mit absoluter Sicherheit, dass sie kein Mit - leid erwarten durfte. Von keinem außer Bruder Matteo, doch der allein würde nichts ändern können. Wie ein in die Enge getriebenes Tier ging sie zum Angriff über.
    »Wer seid ihr, dass ihr über Leben und Tod bestimmt?«
    Sie blickte um sich. Die einzige Waffe, die sie mühelos erreichen konnte, war eine etwa dreißig Zentimeter hohe Kristallvase, in der ein paar Tannenzweige mit Strohsternen steckten. Sie hob sie auf und hielt sie mit beiden Händen umklammert, bereit, damit zuzuschlagen.
    Ohne die Mönche aus den Augen zu lassen, näherte sie sich rückwärts der Tür. Sie hörte auf zu atmen. Hörte auf zu denken. Überließ sich ihrem Instinkt.
    Als einer der Mönche plötzlich aufsprang, nahm sie das wie in Zeitlupe wahr. Wie der Stuhl umkippte, der Mönch die Arme hochwarf und zu laufen begann. Wie er sich streckte und durch die Luft schnellte, direkt auf sie zu.
    Romy hob die Vase über ihren Kopf, doch da prallte er schon gegen ihre Schulter, und sie gingen beide zu Boden. Die Vase zerschellte mit einem ohrenbetäubenden Knall. Die Tannenzweige und Strohsterne verteilten

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