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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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verwandelte.
    Sein Lächeln.
    Und das Verlangen in seinem Blick.
    Er nahm sie in die Arme. Seine Lippen wanderten über ihr Kinn.
    »Na, ihr Turteltäubchen?«
    In Tonjas Stimme glitzerte der Spott.
    Romy wusste, dass sie ihr zuvorgekommen war. Dass Tonja selbst ein Auge auf Cal geworfen hatte. Man spürte es an der Art, wie sie Cal betrachtete. Wie sie mit ihm sprach.
    Und daran, wie sie Romy begegnete. Herzlich, freundschaftlich, aber irgendwie mit angezogener Handbremse.
    Sie liegt immer noch auf der Lauer, dachte Romy. Ein falscher Schritt von mir, und sie wird ihn sich krallen.
    Und Cal? Würde er sich krallen lassen?
    Sein Atem strich flüsternd über Romys Wange.
    Würde er?
    Nein. Nicht Cal.
    Nicht, solange Romys bloße Anwesenheit eine solche Zärtlichkeit in seine Augen zaubern konnte. Nicht, solange sein Blick sich vor Begehren so verdunkelte.
    »Ich sollte dich doch abhören«, sagte sie zu ihm. »Jetzt hätte ich ein bisschen Zeit.«
    »Oh.« Cal ließ sie los. »Tonja wollte das gerade …«
    »Schon okay.« Romy griff nach der Türklinke. »Ich hab sowieso noch was vor.«
    »Recherchen?«
    »Genau.«
    Cals Lippen wurden schmal. Romy wusste, dass er Angst um sie hatte. Er hätte sie lieber in der Kulturredaktion gesehen, gut aufgehoben zwischen Theater, Kino und Kunst statt zwischen Totschlag und Mord. Wo sie zur Eröffnung von Vernissagen gehen und stapelweise Bücher besprechen würde.
    Kein Verbrechen.
    Keine Verbrecher.
    Keine Gefahr.
    Romy lächelte. Sie hatten schon so oft darüber gespro - chen, sich so oft deswegen gestritten. Im Grunde brauchte Cal jemanden, der sie niemals sein würde. Ein Mädchen, das sich ganz und gar auf ihn konzentrierte, bei dem sich alles andere an den Rand ihres Gesichtsfelds schob.
    Cal brauchte sein Gegenstück. Den einzigen Menschen, mit dem er vollständig wäre. So, wie jeder sein Gegenstück brauchte.
    Aber war sie das? Sein Gegenstück?
    Und war er ihres?
    Cal, dachte sie, verlang von mir, was du willst, aber mach dich nicht zum Mittelpunkt meines Lebens.
    Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuss. Einen, der nichts forderte und nichts versprach. Weil er nämlich mit den Gedanken längst woanders war, bei seinem Goethe oder Schiller oder Keller oder Eichendorff.
    Tonja war schon in sein Zimmer vorausgegangen.
    »Kommst du heute Abend noch vorbei?«, fragte Cal.
    Romy nickte, obwohl das Begehren aus seinen Augen verschwunden war.
    Erst auf der Treppe fiel ihr ein, dass sie sich gar nicht erkundigt hatte, welchen Text er für sein Vorsprechen ausgesucht hatte.
     
    Vero stand in Pias Zimmer und sah sich schweigend um.
    Das Bett gemacht. Alles sorgfältig aufgeräumt.
    Keine Spuren.
    Keine Schwingungen.
    Sein Zorn regte sich. Doch jetzt war nicht die Zeit dafür. Er stellte sich ans Fenster und schaute hinaus.
    Was er sah, war trügerischer Frieden. Die stillen Gebäude. Die schwarzen Bäume, die noch immer behutsam eine dünne Schneeschicht auf ihren Zweigen trugen. Der dichte, drückende Himmel.
    Vero wandte sich um.
    Trügerisch. Wie dieses Zimmer. Wie Pia, die ihm Läuterung vorspielte, wo nur Auflehnung war.
    Er legte die Handflächen vor der Brust zusammen, die Finger nach oben gerichtet und hob die Ellbogen an. Senkte den Kopf, bis sein Kinn die Fingerspitzen berührte.
    Atmete.
    Gütiger Gott, steh mir bei! Wenn ein Schaf in die Irre gegangen ist, muss der Hirte sich aufmachen, es zu suchen. Und wenn er es gefunden hat, muss er es zurückführen zu seiner Herde. Ich habe meine Brüder ausgeschickt, um deine Tochter zu suchen, doch sie sind mit leeren Händen heimgekehrt.
    Es hatte keinen Sinn. Er konnte nicht beten.
    Hatte er das Mädchen zu hart angefasst?
    Zweifler mussten gebrochen werden, doch man musste aufpassen, dass der Zweifelnde nicht zerbrach. Zerbrochene Menschen waren tot.
    Die Gebrochenen aber taten, was man von ihnen verlangte.
    Er hatte sich eingeredet, Pia auf den rechten Weg führen zu können. Er hatte versucht, ihren Kopf zu reinigen von all den zersetzenden Gedanken. Er hatte ihr so oft erklärt, die wahre Freiheit liege im Gehorsam.
    Und nun hatte sie sich ihm entzogen.
    Gott! Du hast das zugelassen! WARUM?
    Veros Herzschlag raste. Er knirschte mit den Zähnen. Wie blind er gewesen war. Er hätte die Anzeichen erkennen müssen. Auch bei Sally hatte es so angefangen. Zweifel, Auflehnung, Verrat.
    Zweifel.
    Er hämmerte mit den Fäusten auf die Wand ein.
    Auflehnung.
    Verrat.
    Der Laut, der aus seiner Kehle drang, verwandelte

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