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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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reichen. Er kennt die richtigen Leute und stellt die richtigen Fragen, während ich mich Schritt für Schritt vortaste und mich dabei auf etwas so Schwammiges wie meinen Instinkt verlasse.
    Mona Fries hat hier gelebt. Sie hat, wie ich, in dieser Eisdiele gesessen. Die Toilette benutzt. Und die derben Sprüche gelesen, die sich da quer über die Wände ziehen.
    Vielleicht hat sie einen davon sogar selbst geschrieben.
    Was weiß ich über sie? Dass sie sich nicht unterkriegen ließ (hat ihren Job verloren, sich aber als Übersetzerin durchgeboxt). Dass sie feinfühlig war. Dass ihre Ehe gescheitert ist. Dass sie toll aussah und einen wie Andy so faszinieren konnte, dass er alles für sie getan hätte.
    Und was weiß ich über Andy? Kann es nicht sein, dass er eifersüchtig gewesen ist? Dass er sie bei einem Spaziergang im Stadtwald zur Rede gestellt hat, weil sie plötzlich so wenig Zeit für ihn hatte?
    Aber hätte die Polizei das nicht herausgefunden? Wo sie ihn sowieso schon in Verdacht hatte?
    Und wenn alles, was Andy erzählt hat, nur seinem Wunschdenken entspricht? Was an diesem Jungen soll eine fast vierzigjährige Frau so bezaubert haben, dass sie bereit war, den enormen Altersunterschied zu ignorieren?
       Ein hartnäckiges Winseln aus der Ferne.
    Pia wehrte sich. Sie wollte dem Sog nachgeben. Tiefer in den Schlaf sinken. Nichts sehen, nichts hören, nichts fühlen.
    Etwas fuhr nass und rau über ihr Gesicht.
    Nicht. Lass mich.
    Die Augen so schwer.
    Wieder dieses Winseln. Eine kleine, weiche Bewegung an ihrer Hand. Ein Stoß an ihrem Arm. Ein Drängen.
    Pia wollte den Arm wegziehen, aber sie konnte sich nicht bewegen.
    Das Nasse jetzt hechelnd an ihrem Hals. Aus weiter Ferne drang ein Rauschen an ihre Ohren. Pia erinnerte sich. Feierabendverkehr. Friedhof.
    Sie saß immer noch auf der Bank.
    Neben ihr gebärdete sich Snoop wie toll.
    Es war dunkel geworden. Die roten Grablichter leuchteten überall.
    Snoop zerrte knurrend an ihrem Ärmel. Er sprang von der Bank, lief ein Stück den Weg entlang, schaute sich um, bellte auffordernd.
    Pia schaffte es nicht, sich zu regen. Snoop kam wieder angerannt. Mit einem Satz war er neben ihr und sprang sie an. Sein Bellen hallte in ihren Ohren.
    Schmerzhaft kehrte das Leben in Pias erstarrten Körper zurück.
    Warum hast du mich nicht schlafen lassen?
    Angeblich war Erfrieren ein schöner Tod. Und wirklich  hatte ihr nichts mehr wehgetan, nichts mehr gefehlt. Sie hatte keine Kälte gespürt und keine Angst.
    Mit steifen, zerbrechlichen Gliedern erhob sie sich.
    Schwankte.
    Die ersten, gebückten Schritte waren die einer uralten Frau. Dann gelang es ihr, sich gerade aufzurichten.
    Es ließ sich nicht ewig aufschieben. Sie musste zurück. Sie war froh, dass Snoop an ihrer Seite war.
     
    Bert konnte den Anblick seines leeren Kühlschranks nicht mehr ertragen und beschloss, auf dem Heimweg noch eben einzukaufen. Als er den Einkaufswagen durch die Gänge schob, hüpfte ein struppiger schwarzer Vogel unter dem Regal mit den Nudeln hervor und verschwand unter einem der Tische in der Obstabteilung.
    Bert informierte eine Verkäuferin.
    »Ach, der.« Sie winkte lächelnd ab. »Der kommt jeden Tag. Den kriegt man ums Verrecken nicht gefangen.«
    Margot hätte auf dem Absatz kehrtgemacht und nie wieder hier eingekauft. Bert sah das lockerer. Warum sollte man dem armen Tier nicht ein bisschen Wärme gönnen? Der Winter würde noch lange genug dauern.
    Er registrierte, dass er sich länger als nötig im Laden aufhielt, ertappte sich dabei, dass er bei jeder Ware, die er in die Hand nahm, minutiös die Angaben auf der Verpackung studierte.
    Du hast Schiss vorm Nachhausekommen, gestand er sich ein.
    Er mochte gar nicht an seine einsame Wohnung denken, in der ihm immer kalt war, gleichgültig, wie weit er die Heizung  auch aufdrehen mochte. Er weigerte sich, zu akzeptieren, was sein Kopf längst klar erkannt hatte - dass dieses Phänomen nämlich psychische Ursachen hatte.
    An der Kasse fing er ein Gespräch mit der Kassiererin an, die äußerst widerwillig darauf einging und nur wortkarge Antworten gab. Sie hatte bald Feierabend und musste vielleicht selbst noch einkaufen, bevor sie die Kasse schloss.
    Hoffnungsvoll drehte Bert sich zur Brottheke um, vor der man an einem Stehtisch Kaffee trinken konnte. Doch auch dort wurde schon alles für den Geschäftsschluss vorbereitet. Glastheke und Brotmaschine waren gereinigt, Milch und Zucker vom Tisch verschwunden. Es gab also keinen

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