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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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fortzugehen.
    Doch sie schaffte es nicht, Veros Worte mit ihren Gedanken auszulöschen.
    ER WAR IN IHREM KOPF!
    Was würde er ihr noch antun, wenn er sogar das fertigbrachte?
    Pia kehrte ihre Gedanken nach innen. Sie kroch in sich hinein und kauerte sich im Dunkeln zusammen. Von fern hörte sie Vero beten. Als hätte das gar nichts mit ihr zu tun.
    Sie atmete auf.
    Seine Hände packten sie und rissen sie hoch, und Pia kam schwankend auf die Füße. Ihre Knie brannten, ihr Kopf dröhnte. Stolpernd ließ sie sich von Vero aus der Kirche ziehen, über den Hof, den Flur und dann in ihr Zimmer stoßen.
    »Bete!«, sagte er.
    Da saß sie jetzt, im Dunkeln auf dem Bett, und leckte sich die Tränen aus den Mundwinkeln. Ein Aufschub für unbestimmte Zeit.
    Und dann?
    Welche Strafe würde Vero sich für sie ausdenken?
    Dass er die Tür zugesperrt hatte, war ein rein symbolischer Akt gewesen, denn ihr Zimmer lag im Erdgeschoss, und es wäre Pia ein Leichtes gewesen, aus dem Fenster zu klettern und zu verschwinden. Aber sie würde nicht weglaufen, nicht, nachdem sie sich entschieden hatte, zurückzukommen.
    Vero wusste das.
    Pia hörte ein leises Scharren und Kratzen am Fenster und erhob sich mühsam. Noch nie im Leben war sie so erschöpft gewesen. Schwerfällig öffnete sie das Fenster.
    Ein Satz und Snoop war im Zimmer. Er fiepte und knurrte und leckte ihr die Hände, strich um ihre Beine, stöhnte vor Glück.
    »Pschsch!«
    Pia hielt ihm die Schnauze zu. Sie hatte keine Ahnung, wie sie den Hund vor Vero verbergen sollte, aber um nichts in der Welt hätte sie ihn wieder weggeschickt.
     

Kapitel 11
    Schmuddelbuch, Freitag, 14. November
     Stress mit Cal. So hat er sich unsere Beziehung nicht vorgestellt, hat er gesagt, und dass er es leid ist, jeden Morgen allein im Bett aufzuwachen.
    Ich war gerade mit dem Frühstück fertig, da stand er vor meiner Tür und hat seinen Frust über mir ausgekippt. Ohne Luft zu holen, ohne zu fragen, warum ich überhaupt weggegangen bin. Ich hab ihn stehenlassen, bin in die Küche zurück, hab meinen Tee ausgetrunken, das Geschirr weggeräumt und meine Tasche gepackt.
    Als ich zur Tür raus wollte, stand er immer noch da wie ein Fels in der Brandung. Doch dann ist er wütend geworden, und der Fels hat Sprünge gekriegt und ist von ihm abgebröckelt.
    Geh doch!, hat er mir nachgebrüllt.
    Ich war so sauer, dass ich mich nicht mehr erinnern konnte, wo ich meinen Wagen geparkt hatte. Fluchend hab ich nach ihm gesucht.
    Eine Frau mit Hund kam mir entgegen. Sie drückte sich fast an die Hauswand, um bloß nicht zu nah an mir vorbei zu müssen. Den Hund hielt sie ängstlich kurz. Ich wollte sie gerade scheißfreundlich grüßen, da klingelte mein Handy.
    Was ist los?, fragte mein Bruder, der immer gleich merkt, wenn mich etwas bedrückt.
    Ich erzählte ihm, was los war, und Björn lachte leise und behauptete, das wäre normal und eigentlich überhaupt kein richtiger Streit gewesen und ob ich nicht endlich aus meinem Wolkenkuckucksheim auf den Boden der Tatsachen zurückkehren wollte.
    Ich hab auch gerade Krach mit Maxim, sagte er. Das geht sogar am Telefon. Dazu braucht man sich nicht mal gegenüberzustehen. Ich konnte hören, wie verletzt seine Stimme klang, wie der Schmerz darin hockte, bereit, sich an ihm festzubeißen.
    Maxim hat eine Affäre. Mit einer Frau.
    Ich mag den Begriff Affäre nicht. Er klingt so nach Daily Soap. Es war das Wort Frau, das mich umhaute.
    Kannst du mir sagen, wie ich gegen eine Frau kämpfen soll?,  fragte mein Bruder. Er fing leise an zu weinen, und ich weinte mit.
    Soll ich nach Köln kommen?, fragte Björn.
    Mein Auto hatte ich inzwischen gefunden.
    Oder ich nach Bonn?
    Wir beschlossen, dass jeder von uns in der Lage war, sein Problem zunächst mal allein anzupacken, und versprachen uns, bald wieder miteinander zu telefonieren.
    Love you, sagte mein Bruder.
    Ich auch, antwortete ich.
    Ein Lächeln war in unseren Stimmen.
    Im Rückspiegel sah ich mein Gesicht, fleckig und nass, die Wimperntusche verlaufen. Ich richtete mich einigermaßen wieder her und fuhr los. Auf der Beerdigung, sagte ich mir, würde mein verheultes Gesicht gar nicht auffallen.
    Jetzt sitze ich immer noch im Auto. Ich habe abseits geparkt, auf einem Feldweg, weil ich nicht dazugehöre. Inzwischen ist das ganze Feld mit Autos gesäumt. Türen schlagen. Menschen steigen aus, zupfen sich die Kleidung zurecht.
    Thomas Dorau wird nicht in Köln beerdigt, wo er studiert hat, sondern in Erftstadt, wo

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