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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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nicht denken.
    Ihr Körper verlangte nach Nahrung. Ihre Beine zitterten. Wie einfach es wäre, sich auf den Stuhl zu setzen und endlich, endlich wieder zu essen.
    Bruder Miguel goss dampfenden Pfefferminztee in die Tasse. Der köstliche Duft stieg Pia verlockend in die Nase. Sie hielt die Luft an.
    »Bitte sehr!«
    Bruder Miguel wandte sich ihr zu und machte eine einladende Bewegung mit der Hand.
    »Greif zu.«
    Pia reagierte schnell. Sie schnappte sich die Thermoskanne und zog sie ihm über den Kopf.
    Ein grässlich dumpfes Geräusch.
    Dann sank Bruder Miguel fast lautlos zu Boden.
    Vorsichtig stupste Pia ihn mit der Schuhspitze an. Als der massige Leib sich nicht rührte, ging sie neben ihm in die Hocke. Sie hatte Glück. Der Schlüsselbund lag so, dass sie ihn bequem erreichen konnte, ohne Bruder Miguel herumwuchten zu müssen.
    Sie löste den Gürtel und zerrte ihn aus den Schlaufen des Hosenbunds. Die Schlüssel klimperten verheißungsvoll. Pia zog sie vom Gürtel ab und lief zur Tür. Mit bebenden Fingern probierte sie einen Schlüssel nach dem andern im Schloss.
    Hinter ihr stöhnte Bruder Miguel auf.
    »Bitte, lieber Gott, hilf mir!«, wisperte Pia. »Lass mich den richtigen Schlüssel finden!«
    Es war der vorletzte.
    Ein Klacken und die Tür sprang auf. Pia spähte hinaus. Niemand zu sehen.
    Danke, lieber Gott!
    Sie warf einen Blick zurück auf Bruder Miguel, der sich noch immer nicht regte, vergewisserte sich, dass draußen alles still war, dann hastete sie zum Tisch zurück, schnappte sich eine Handvoll Kartoffeln und stopfte sich gierig die erste in den Mund.
    Als sie sich wieder umdrehte, stand Vero in der Tür. Seine breiten Schultern füllten den Türrahmen beinah vollständig aus.
    Pia hatte keine Zeit zum Nachdenken. Sie rannte los und rammte ihn mit ganzer Kraft.
    Es war, als wäre ein Floh gegen den Bauch eines Pferds gehüpft. Vero ließ sie einfach von sich abprallen. Sie fiel zu Boden und die kleinen, runden, fettglänzenden Kartöffelchen kullerten Vero vor die Füße.
     

Kapitel 21
    Schmuddelbuch, Montag, 24. November
     Ein Wochenende ohne Cal.
    Er hat mir einen läppischen Zettel in den Briefkasten gesteckt:
    Hab keinen Bock, ewig alleine rumzuhängen. Bin mit ein paar Leuten aus dem Workshop auf einem Bauernhof in Lindlar. Hab Montag und Dienstag frei. Bis Dienstagabend dann. Cal.
    Lindlar liegt im Oberbergischen. Da, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.
    Prima Wahl, Cal. Große Klasse.
    So also fühlt es sich an, wenn man auf eine Katastrophe zusteuert.
    Liebster Cal, du kannst mich mal.
    Das rote Sternentuch liegt auf meinem Schreibtisch und beschäftigt mich.
    Warum hat es sich in der Hecke verfangen? Hat Snoop es sich abgestreift, als er versucht hat, sich durch die Äste zu zwängen?
    Wenn ja, warum hat er das getan?
    Panik?
    Die Polizei hat Namen und Alter der Toten aus dem Dünnwalder Wald bekanntgegeben.
    Sie hieß Sally Jensch und war einundzwanzig Jahre alt.
    Sonst nichts Neues.
    Und wenn wirklich alles miteinander zusammenhängt?
    Mona. Alice. Ingmar. Thomas. Sally. Pia und Snoop.
    Das Kloster.
    Ich sollte mit Greg darüber reden. Aber der wird mir höchstens verbieten, das Kloster noch einmal zu betreten. Dabei werde ich genau das tun.
    Die Antwort auf meine Fragen finde ich hinter den Klostermauern.
       Bruder Miguel lag mit einer Gehirnerschütterung im Bett. Er wurde von Bruder Benno behandelt, der als Internist in der Uniklinik arbeitete. Es war ein Glücksfall, einen Mediziner in der Bruderschaft zu haben. So konnte man es vermeiden, in gewissen Situationen Aufsehen zu erregen.
    »Absolute Ruhe«, hatte Bruder Benno verordnet, und alle hielten sich daran.
    Der Speiseplan litt darunter, doch Bruder Miguel hatte Bruder Lars, der ihm in der Küche zur Hand ging, im Laufe der Jahre so viel beigebracht, dass er ihn durchaus für ein paar Tage vertreten konnte.
    Bruder Miguel hatte darum gebeten, Pia nicht zu bestrafen. Er hatte Vero das Versprechen abgenommen, kaum dass er wieder bei Bewusstsein gewesen war.
    Um ihn nicht zusätzlich aufzuregen, hatte Vero genickt.
    »Lass das Mädchen gehen«, hatte Bruder Miguel gesagt.
    Als ob es Pia gewesen wäre, die ihm das angetan hatte!
    Vero hatte den Blick des Bösen in ihren geweiteten Augen erkannt. Für einen kurzen Moment hatte der Dämon ihn angestarrt, bevor er sich wieder in das Mädchen zurückgezogen hatte.
    Den ganzen Samstag und den ganzen Sonntag hatten sie mit ihm gekämpft. Aber er war immer noch da. David gegen

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