Teufelsflut
wiederhole: Abel.«
»Bleiben Sie dran und hören Sie zu…«
Während Abel wartete, blickte er sich auf der Straße um und sah, wie zwei uniformierte Polizisten aus dem Präsidium der Police Judiciaire kamen. Sie würdigten ihn keines Blickes und verschwanden fröstelnd um die nächste Ecke. Im Hörer war jetzt eine verzerrt klingende Stimme zu hören.
»Wenn ich mich nicht irre, wird Tweed heute Nacht das verlassene Gebäude in La Defense besuchen. Gehen Sie dorthin, und bereiten Sie ihm einen gebührenden Empfang.
Sofort«
Abel hängte ein. Ihm war klar, dass man ihm gerade eine Tonbandaufnahme vorgespielt hatte. Für einen Mann seiner Größe verließ er ziemlich leichtfüßig die Telefonzelle und ging dann die Straße entlang.
Er wusste, dass die Ausrüstung, die er brauchte, sich bereits in dem Hochhaus befand, und rief sich noch einmal die Kombination der Zahlen ins Gedächtnis, die er auf dem kleinen Ziffernblock neben dem Eingang drücken musste.
Auf der Fahrt nach La Defense hatten Tweed und seine Leute den Metrowaggon ganz für sich allein. Tweed saß zwischen Burgoyne und Paula auf einer Seite des Wagens, und Newman und Butler, der seine Sprengmeisterausrüstung in einer Air-France-Tasche dabei hatte, hockten auf der Bank gegenüber. Als Butler die Tasche bei der Sicherheitskontrolle hatte öffnen müssen, hatte er behauptet, er sei Klempner. Oberflächlich betrachtet, sahen seine Utensilien tatsächlich wie die Werkzeuge eines Klempners aus.
Paula ließ eine Hand in das Spezialfach ihrer Schultertasche gleiten, in der sich wieder eine .32er Browning befand. Marler hatte sie ihr in der Bar in La Madeleine ausgehändigt.
Newman und Burgoyne hatten, wie gewünscht, ihre Gürtelhalfter erhalten, in denen je eine .38er Smith & Wesson steckte, während Marler seine Kollegen Butler und Nield mit 7,65 2-mm-Walther-Selbstladepistolen bedacht hatte. Alle außer Tweed und Paula waren zusätzlich mit Blend- und Rauchgranaten ausgerüstet, Marler wiederum hatte sich selbst ein Armalite-Gewehr und einen .45er Colt Automatik besorgt. Lediglich Tweed trug überhaupt keine Waffe.
Nachdem sie die Bar in La Madeleine verlassen hatten, hatte Nield den gemieteten Kombi zum Ritz gefahren. Marler war ihm in seinem Renault gefolgt. Mit dem Kombi waren Tweed und die anderen schon zuvor vom Flughafen zu der Bar gefahren.
Jetzt, als die Metro durch den endlos wirkenden Tunnel auf La Defense zuraste, spürte Paula, wie ihr vor lauter Nervosität das Adrenalin in alle Adern schoss. Als sie ausstiegen, war der Anfall allerdings wieder vorbei, und Paula wirkte ruhig und gefasst. Zwischen Burgoyne und Butler stieg sie die Stufen hinauf, die sie vor nicht allzu langer Zeit in wilder Flucht hinabgerannt war.
In dem Park neben dem Metroausgang erkannte sie die Bank wieder, auf der sie sich kurz ausgeruht hatte. Sie blickte auf die Uhr. Es war halb elf Uhr nachts – etwa dieselbe Zeit, zu der sie in dem Hochhaus gewesen war.
»Welches Haus?«, fragte Burgoyne mit einem scharfen Kommandoton.
»Ich führe Sie hin, aber zuerst sollten wir uns überzeugen, dass niemand hier ist…«, antwortete Paula.
Sie warteten unter den Bäumen des Parks versteckt, während Paula hinauf zu den bläulich schimmernden Glastürmen über ihnen schaute.
Der weite Platz vor den Hochhäusern lag unheimlich still und verlassen da. Tweed, der die Hände in die Hosentaschen gesteckt hatte, beobachtete Paula genau. Er war beeindruckt von ihrem ruhigen, entschlossenen Auftreten.
»Es war das Haus da drüben«, sagte sie plötzlich. »Legen wir also los!«
Weil sie sich noch gut daran erinnern konnte, wie kalt es in Paris gewesen war, hatte sie sich einen zusätzlichen Pullover und warme Leggins angezogen. Eskortiert von Burgoyne und Butler, ging sie auf das Hochhaus zu. Ihnen folgte Newman, der die Smith & Wesson unter seinem Trenchcoat versteckt in der Hand hielt. In seinem Aufzug sah er Burgoyne ziemlich ähnlich. Paula führte sie zur Eingangstür des Gebäudes.
»Die Tür steht einen Spalt offen«, sagte sie. »So war es auch, als ich das Haus verlassen habe.«
»Zurück!«,
befahl Burgoyne.
Fast gleichzeitig mit ihm stieß Butler dieselbe Warnung aus. Die beiden Männer packten Paula bei den Armen und drehten sie um 180 Grad, sodass sie wieder in Richtung Park blickte.
»Irgendwas nicht in Ordnung?«, fragte Tweed mit ruhiger Stimme.
»Eine Menge«, antwortete Butler. »Gehen Sie jetzt alle zurück in den Park. Auch Sie, Newman. Das ist ein
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