Teufelsflut
so lange penetrant in die Augen, bis sie nervös werden und abziehen. Diese Taktik haben wir doch schon öfter angewandt.«
»Bin schon unterwegs.«
»Noch eines, Newman: Ist Bäte auch noch unten in der Halle?«
»Nein. Er ist schon vor längerer Zeit verschwunden und bis jetzt nicht wieder aufgetaucht.«
»Interessant. Und jetzt auf zum fröhlichen Wettstarren. Ist eigentlich Burgoyne greifbar? Wenn ja, sagen Sie ihm, dass ich ihn so schnell wie möglich sprechen will.«
Nachdem Newman gegangen war, lächelte Paula Tweed an. Sie setzte sich auf einen der Stühle und zupfte ihr Kleid zurecht.
»Sie haben offenbar nachgedacht«, sagte sie. »Sonst wären Sie jetzt nicht so aktiv.«
»Ich kann dieses Nichtstun nicht länger ertragen. Wahrscheinlich ist Goslar schon längst über alle Berge.«
Paula sprang auf, weil es schon wieder an der Tür klopfte. Burgoyne kam herein und lächelte sie an, bevor er sich an Tweed wandte.
»Sie sind ja schon wieder auf. So frisch habe ich Sie seit dem Herflug nicht mehr gesehen.«
»Chance, ich finde, wir sollten nach Annecy fahren. Ich habe bereits mit Marler gesprochen, der alles für eine rasche Abreise vorbereitet. Wir verlassen das Hotel noch heute Nacht.«
»Dürfte ich einen Vorschlag machen?«, fragte Burgoyne und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Nur zu.«
»Ich finde, ich sollte vorausfahren und…« Er verstummte, weil das Telefon klingelte. Tweed, der rastlos im Zimmer auf und ab gegangen war, hob den Hörer ab. »Ja?«
»Serena. Wahrscheinlich würden Sie mich jetzt am liebsten umbringen, aber ich kann heute nicht zu Ihnen kommen. Ich habe ganz überraschend wichtige Dinge zu tun bekommen. Passt es Ihnen stattdessen morgen Nachmittag um vier? Ich muss Ihnen unbedingt etwas Wichtiges mitteilen, was ich Ihnen nicht am Telefon sagen kann.«
»Also gut. Morgen Nachmittag um vier. Aber sehen Sie zu, dass Sie auch wirklich kommen.«
Tweed legte auf und zog sich einen Stuhl an das Sofa, auf dem Burgoyne Platz genommen hatte. »Was wollten Sie eben sagen?«
»Ich wollte vorschlagen, dass ich schon heute Abend nach meinem Essen mit Paula nach Annecy vorausfahre, um die Strecke zu erkunden, die Sie und die anderen dann nehmen.«
»Wozu?«
»Um einen möglichen Hinterhalt rechtzeitig zu entdecken. Ich werde mir alle Stellen ansehen, die eventuell dafür in Betracht kämen.«
Paula, die hinter Burgoyne stand, nickte Tweed zu und formte mit den Lippen lautlos das Wort »Ja«.
»Klingt plausibel«, sagte Tweed, nachdem er kurz nachgedacht hatte.
»Welche Route wollen Sie denn nehmen?«
»Von hier aus fahren wir erst einmal in die Schweiz nach Genf und dann wieder zurück über die Grenze nach Annecy. Kennen Sie sich in der Gegend aus?«
»Ja. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich dort einen Spezialauftrag des Verteidigungsministeriums zu erledigen. Ich war in Aix-les-Bains, einer Stadt mit einer alten Stadtmauer. Ich habe dort einen arabischen Agenten gesucht. Und gefunden.«
»Einen Araber?«, sagte Paula erstaunt.
»Jetzt, wo der Auftrag erledigt ist, kann ich es Ihnen ja erzählen. In Aix gab es einen arabischen Schreiber, der In einem kleinen Haus in der Innenstadt lebte und arbeitete. Unter den vielen Flüchtlingen aus Nordafrika, die es seinerzeit dort gab, waren viele Analphabeten.
Trotzdem wollten sie ihren Verwandten in Algier, Tunis oder sonst wo ab und zu einen Brief schreiben. Den haben sie dann dem Schreiber diktiert, der übrigens nicht der Mann war, hinter dem ich her war.«
»Annecy ist weiter nördlich als Aix«, sagte Tweed.
»Ich kenne Annecy. Was halten Sie von meinem Vorschlag?«
»Ich stimme ihm zu. Sie fahren nachts, da ist nicht so viel Verkehr. Wie bleiben wir in Verbindung?«
»Über mein Handy.«
Burgoyne holte einen Notizblock aus der Hosentasche und kritzelte etwas auf ein Blatt, das er dann herausriss und Tweed gab.
»Unter dieser Nummer können Sie mich Tag und Nacht erreichen. Wenn ich etwas Verdächtiges entdecke, melde ich mich bei Ihnen. Marler hat mir bereits seine Handynummern gegeben. Und jetzt werde ich wohl lieber noch kurz meine Sachen packen, damit ich später schneller von hier wegkomme. Aber erst nachdem ich Paula wohlbehalten ins Hotel zurückgebracht habe, versteht sich.«
Burgoyne ging, und Tweed fing wieder an, im Zimmer auf und ab zu gehen. Dabei senkte er nachdenklich den Kopf.
»Die Idee ist nicht schlecht«, sagte er schließlich. »Aber weshalb haben Sie sich so enthusiastisch dafür
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