Teufelsflut
Bäte nach kurzer Zeit aus der Hand gefressen.«
»Wo hat er in den Staaten gelebt?«
»In New Jersey. Aber er war nicht oft dort, sondern ist wie ein gottverdammter Moskito in der Weltgeschichte herumgeschwirrt. Oft war er für lange Zeit einfach verschwunden. Ich habe den Kerl übrigens immer für einen Windbeutel gehalten.«
»Danke für die Information, Cord. War sehr interessant.«
»Gern geschehen. War’s das?«
»Das war’s.«
Dillon beendete die Unterhaltung in seiner typisch amerikanischen Art dadurch, dass er einfach den Hörer auflegte. Tweed blickte hinüber zu Paula, die das Gespräch am anderen Telefon mitbekommen hatte.
»Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich mitgehört habe«, sagte sie.
»Im Gegenteil. Ich bin froh darüber.«
»Sie sehen müde aus, Tweed. Wie lange haben Sie letzte Nacht geschlafen?«
»Nicht lange. Ich bin aufgewacht und durch das Zimmer gelaufen, wobei nur die Geschehnisse immer wieder durch den Kopf gegangen sind. Ich habe versucht, die einzelnen Teile zusammenzufügen, aber sie wollen einfach nicht zueinander passen. Ich glaube, ich könnte jetzt einen Drink vertragen.«
»Wie wäre es mit einem Wodka?«
»Klingt gut. Aber nicht zu stark, bitte.«
Als Tweed sich vom Bett erhob, klingelte das Telefon. Er und Paula nahmen gleichzeitig die Hörer ab.
»Ja?«, sagte Tweed.
»Ich bin’s. Roy. Alles in Ordnung. Wir hatten Glück. Crake hat mich gerade angerufen und gesagt, dass ein Streifenwagen bei Miss Sneed vorbeigefahren ist. Es geht ihr gut und sie hat sich bereit erklärt, zu einer Tante in den Westen zu ziehen. Crake hat gesagt, dass sie gerade ihre Sachen packt. Er schickt später einen Wagen mit Polizisten in ZivU vorbei, um sie abzuholen. Bis dahin bleibt einer seiner Männer bei ihr im Haus.«
»Jetzt bin ich wirklich erleichtert, Roy. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin.«
»Dann sagen Sie es eben nicht…«
Tweed legte auf und ging hinüber zu einem Sessel, in den er sich hineinfallen ließ. Paula machte ihm seinen Drink.
»Hier«, sagte sie, während sie ihm das Glas reichte. »Jetzt müssen Sie sich keine Sorgen mehr wegen Miss Sneed machen. Ach, übrigens, Chance hat im Maxim keinen Tisch mehr bekommen. War schon alles ausgebucht. Jetzt geht er mit mir ins Sandolini, das neue In-Lokal, wie er mir mit einem komischen Kichern gesagt hat. Ich habe aber gehört, dass es das schon seit ein paar Jahren sein soll.«
»Wo liegt es denn?«, fragte Tweed, nachdem er einen Schluck Wodka genommen hatte.
»In einer Seitenstraße der Rue St-Honore. Wir haben unseren Tisch für halb neun bestellt, sodass wir um Viertel nach acht mit dem Taxi von hier abfahren müssen.«
»Ich halte es für eine gute Idee, mal einen Abend lang abzuschalten.
Genießen Sie es.«
»Das werde ich. Chance ist ein lustiger Bursche. Und Ihnen rate ich, dass Sie sich ein wenig aufs Ohr legen, sobald Sie Ihren Wodka ausgetrunken haben.«
»Das geht nicht. Trudy Warner kommt doch zu mir.«
»Aber nicht vor sieben. Vergessen Sie nicht, Newman im Schrank zu verstecken. Glauben Sie eigentlich Trudys Geschichte?«
»Das werde ich Ihnen sagen können, wenn ich das zweite Kapitel davon gehört habe. Aber vorher muss ich noch die Nummer anrufen, die Serena Cavendish mir gegeben hat. Viel eicht kann ich mich noch mit ihr treffen, bevor Trudy zu mir kommt.«
»Aber nur, wenn Sie vorher noch etwas schlafen. Sie haben Ihren Wodka schon fast ausgetrunken. Ich bringe Sie jetzt ins Bett und dann gehe ich auf mein Zimmer, dusche mich und überlege mir, welches meiner zwei Kleider ich heute Abend anziehe. Das kann bei mir Stunden dauern.«
Tweed stand auf, ging langsam zurück zum Bett und gab Paula sein Jackett. Dann zog er die Schuhe aus und legte sich angezogen unter die Tagesdecke. Er wollte aber noch nicht schlafen.
»Rufen Sie doch bei Newman an. Wenn er auf seinem Zimmer ist, soll er für einen Moment hierher kommen.«
»Newman ist schon unterwegs«, sagte Paula, nachdem sie kurz telefoniert hatte. »Schlafen Sie gut. Sie haben jede Menge Zeit, und die müssen Sie nutzen. Aber Sie liegen ja gar nicht bequem.« Paula trat ans Bett und rückte Tweed das Kissen zurecht. »Ich bleibe noch so lange hier, bis ich Newman hereinlassen kann.«
Newman kam kurze Zeit später. Paula runzelte die Stirn und bedeutete ihm mit einer kleinen Pantomime, dass Tweed unbedingt schlafen müsse. Dann ging sie. Newman, der frisch geduscht und rasiert war – am Morgen hatte er
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