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Teufelsfrucht

Teufelsfrucht

Titel: Teufelsfrucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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nachdenklich. »Er liegt mir seit Jahren in den Ohren, ich würde mein Talent verplempern.«
    »Ja, du sagtest so was. Klingt reizend, wie mein seliger Vater«, sagte Valérie.
    »Aber bei allen väterlichen Gefühlen, die Boudier mir gegenüber haben mag – ganz logisch erscheint es mir nicht. Wenn er einen Tester zu mir schickt, warum ruft er mich dann nicht an und warnt mich vor?«
    Valérie schaute ihn ratlos aus ihren grünen Augenan. »Vielleicht hatte er dazu keine Gelegenheit mehr. Oder …«
    »Oder was?«
    Sie schaute weg. »Ich weiß, dass du nichts damit zu tun hast. Aber die Polizei könnte denken, dass du und Boudier Ricard beseitigt haben.«
    »Was? Das ist doch absurd.«
    »Sei nicht gleich eingeschnappt, hör mir lieber zu. Also: Ricard geht ins ›Renard‹, bekommt diese seltsame Frucht ins Essen gemischt. Dann aber wittert Boudier, dass der Typ nicht irgendein Gast ist, sondern ein Inspektor des Gabin. Und da bekommt er kalte Füße, denn er will nicht, dass seine Küchenexperimente bekannt werden, noch nicht. Er schaltet auf Offensive, spricht Ricard an und schickt ihn zu dir. Vorher verständigt er dich, damit du ihm Gift ins Essen mischst.«
    Kieffer schüttelte den Kopf. »Nur hat Boudier mich nicht kontaktiert, seit Monaten nicht, was sich anhand meiner Anrufliste ja wohl nachweisen lässt. Und die Luxemburger Polizei hat, soweit ich weiß, bis heute nichts in meinem Essen gefunden. Und überhaupt: Das ist doch Quatsch. Wegen so etwas begeht kein Mensch einen Mord.«
    Sie schaute ihn an, ihr Gesicht war höchstens zwei Handbreit von seinem entfernt. »Ich glaube dir, Xavier. Aber die Polizei wird bestimmt nicht so leicht lockerlassen. Und hast du schon mal darüber nachgedacht, dass die Typen, die Ricard umgebracht haben, vielleicht auch bei dir vorbeischauen könnten?«
    Das hatte Kieffer in der Tat. Seiner Ansicht nach konnten die Mörder Ricards – vermutlich waren es dieselben Kerle, die auch den Fuchsbau durchsucht hatten – bislang aber nicht wissen, dass auch er Boudiers Geheimnis kannte. Zumindest hoffte er das.
    »Was wollte dein Kritiker überhaupt in Luxemburg? Hast du das inzwischen klären können?«
    »Ja, ich hab mit seinem Ressortleiter gesprochen. Ricard wollte recherchieren, für ein Sonderheft. Wir verlegen ja nicht nur den Guide, sondern auch Reiseführer. Im März wird das neue Sterneranking publiziert, und Luxemburg dürfte mächtig abräumen.«
    »Wer bekommt denn einen Stern?«
    Valérie lächelte und schaute ihn tadelnd an. »Wie kannst du nur? Ich schweige eisern. Aber sagen wir mal so: Derzeit hat das Großherzogtum insgesamt 13 Sterne, und es würde mich nicht wundern, wenn es diesmal 17 oder 18 werden. Deshalb bringen wir im April ein Luxemburg-Sonderheft, in dem auch kleinere Gasthöfe, Bistros und Winzer von der Mosel porträtiert werden. Dazu gibt es lokale Rezepte. Ricard sollte eine Woche hier herumfahren und Restaurants besuchen.«
    Kieffer lächelte. »Mein Huesenziwwi-Rezept könnt ihr gerne veröffentlichen.«
    »Angeber! Dein was?«
    »Hasenpfeffer. Sehr lecker, vor allem mit Pilzen. Die richtig guten Waldpilze brauchen aber noch vier bis sechs Wochen.« Er schaute sie an. »Wenn du bis zum Abendessen bleiben kannst, koch ich dir eines.«
    »Das ist wirklich nett, und … ich würd mich gerne von dir bekochen lassen.« Sie schaute unglücklich. »Aber ich muss um 15 Uhr wieder in Paris sein.«
    Nach einigem Hin und Her gelang es Kieffer, Valérie Gabin dazu zu bringen, seine Einladung anzunehmen und ihn das Frühstück für sie beide bezahlen zu lassen. Valérie rief ein Taxi, das sie zum Flughafen bringen sollte. »Vielen Dank für die pancakes. Das nächste Mal möcht ich was Selbstgekochtes. Pass auf dich auf, Xavier.« Sie berührte kurz seine Schulter. Dann verschwand sie in ihrem Taxi.

[Menü]
    20
    Kieffer verbrachte den Rest des Sonntags in seinem Restaurant. Erst kümmerte er sich um die Buchhaltung und hörte nebenbei den Anrufbeantworter ab. Plötzlich ertönte die säuerliche Stimme Kommissar Manderscheids. »Gudde Moien, Monsieur Kieffer. Hier spricht Didier Manderscheid. Ich weiß, es ist Sonntag, aber wir sind inzwischen ein bisschen weiter, und ich hätte da eine Frage. Rufen Sie mich doch bitte zurück. 621-123456. Äddi.«
    Kieffer wählte die von Manderscheid angegebene Handynummer. Der Kommissar ging nicht ran. Er hinterließ seinerseits eine Nachricht auf der Mobilbox. Dann ging er in die Küche.
    Auf der Wochenkarte stand ab dem

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