Teufelsfrucht
Scanner benutzen.«
»Aber wofür? Was für Codes willst du denn einscannen?«
»Ich habe da zwei Tupperdosen aus der Küche von Paul Boudier. Und auf deren Böden kleben genau solche Barcodes.«
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21
Kieffer fuhr zurück in das »Eglises« und hastete in den Keller. Dort lagerten die beiden Tupperdosen, seitdem er ihren Inhalt in mehrere Plastikbeutel umgefüllt hatte. Die Barcodes waren ihm damals kaum aufgefallen – er hatte geglaubt, es handele sich um ganz normale Sticker, wie sie heutzutage auf fast jedem Produkt klebten.
Nun hatte er einen ganz anderen Verdacht. Barcodes aus dem Einzelhandel bestanden in der Regel aus einer Abfolge unterschiedlich breiter Striche. Die Ansammlung von Pixeln, die Vatanen als Aztec-Code bezeichnet hatte, war ihm noch nie untergekommen und deutete deshalb auf eine nachträgliche Beschriftung hin.
Kieffer öffnete einen Schrank, in dem er allerlei überschüssige Töpfe, Pfannen und Schüsseln zu verstauen pflegte. Die beiden milchig-durchsichtigen Tupperboxen hatten tatsächlich Aztec-Barcodes auf ihren Unterseiten. Kieffer griff sich die Dosen, stieg die Kellertreppe hinauf und fuhr wieder zum Schuman-Gebäude.
Dort gab er Vatanen die Boxen. Der nahm einen kleinen Handscanner, der mit seinem Laptop verbunden war, und hielt diesen über den ersten Barcode. Ein rötlicher Laser wanderte über den Aufkleber, dann gab das Gerät ein Fiepen von sich.
»Das war es eigentlich schon. Hier kannst du das Ergebnis bewundern.« Auf dem Computerbildschirm stand:
8484AHDJ 47484;3750;2009; ;Sp;Ch.,Tr.;5;2;6;-;
1,4;-;5;1;3;6;1;6;4;5;3;5;3;5;4;3;7;-;1;
Kieffer stöhnte. »Was ist denn das für eine Grütze?«
»Keine Ahnung. Dazu wird es irgendwo ein Codesheet geben beziehungsweise eine Software, die die Informationen lesbar macht. Was hattest du denn erwartet? Die Privatanschrift des Täters? Ich schicke das Ganze Scheuerle. Wenn es etwas mit Pflanzen zu tun hat, dann findet er es vielleicht heraus.« Vatanen scannte noch den zweiten Code, bei dem es sich um ein ähnlich kryptisches alphanumerisches Sammelsurium handelte. Dann stellte er die Boxen auf einen Kopierer und machte Abzüge der Codes. »Die faxe ich jetzt nach Hohenheim.« Als Vatanen fertig war, gab er Kieffer die beiden Tupperschüsseln zurück. »So, und nun wäre es toll, wenn wir weiterarbeiten könnten. Hier gibt es noch eine Menge Sachen, die gescannt werden müssen.«
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22
Am nächsten Morgen bekam Kieffer Besuch. Er war gerade dabei, einen großen Stapel Gemüsekörbe und Milchtüten aus seinem Lastwagen auf das kleine Laufband zu verladen, das hinter einer Falltür im Garten des Restaurants in den Keller führte, als ein dunkler BMW auf den Parkplatz fuhr. Es war Manderscheid. Schon als er aus seinem Dienstfahrzeug ausstieg, konnte Kieffer erkennen, dass der Luxemburger Kommissar schlechte Laune hatte.
»Moien, Commissaire. Was führt Sie zu mir? Gibt es Neuigkeiten im Fall Ricard?«
»Moien. Das kann man so sagen.« Manderscheid kramte in seiner Jacketttasche und lugte dabei argwöhnisch in Kieffers Kofferraum – als hoffe er, zwischen Karfiol und Rüben eine Maschinenpistole oder ein blutiges Messer zu entdecken. Er zog seine Pfeife hervor und zündete sie an. »Die französische Polizei hat gestern Nachmittag die Leiche von Paul Boudier gefunden.«
Kieffer stellte die Gemüsekisten ab. »Was ist mit ihm passiert?«
»Rund 40 Kilometer westlich von Châlons-en-Champagne gibt es ein größeres Waldgebiet mit einer Seenplatte, kennen Sie das?«
Kieffer nickte. Bei den Einwohnern Châlons’ galten diese Seen als beliebtes Angelrevier.
»Dort hat ihn jemand gefunden, rein zufällig. Der genaue Todeszeitpunkt ist noch unklar, aber es muss schon einige Tage her sein.«
Kieffer kramte seine Ducal aus der Gesäßtasche. Nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte, fühlte er sich etwas ruhiger. »Gibt es Hinweise auf ein Verbrechen, ich meine … war es Mord?«
Manderscheid saugte kontrolliert an seiner Bruyèrepfeife und sah Kieffer an, wie man jemanden ansieht, der gerade eine äußerst dumme Frage gestellt hat.
»Monsieur Kieffer, Boudiers aufgeblähte Leiche dümpelte im Grand Etang du Roi. Sie schwamm dort, weil jemand die mit Quartzsand gefüllten Plastikkanister nicht vernünftig an Boudiers Knöcheln befestigt hatte. Der Auftrieb wurde zu stark. Ja, er wurde ermordet, und jemand wollte den Leichnam für immer verschwinden lassen.«
Kieffer merkte, dass ihm übel wurde. Er
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