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Teufelsfrucht

Teufelsfrucht

Titel: Teufelsfrucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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wie ein Patent.«
    »Ist de jure aber keins, sondern ein geistiges Monopolrecht. In der Praxis läuft es aber fast auf dasselbe hinaus. Schon mal von Paula, der Kartoffel, gehört?«
    »Ehrlich gesagt, nein.«
    »War hier in Deutschland ein großes Ding. Paula ist eine Kartoffelsorte, die irgendwann vom Inhaber des Sortenschutzes vom Markt genommen wurde. Da haben sich die Leute unheimlich aufgeregt, weil sie gerne weiter Paula für ihre Bratkartoffeln verwenden wollten. Dann haben ein paar Biobauern einfach ihre eingelagerten Paulas in den Acker gesteckt und hochgezogen, so nach dem Motto: ›Kann doch nicht sein, dass man nicht mal mehr seine Kartoffel einpflanzen darf, wo man will. Ist ja wohl immer noch ein freies Land hier‹, und so weiter.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Na, der Paula-Inhaber hat seine juristisch versierten Hetzhunde von der Leine gelassen, und die Bauern haben mächtig eins auf den Deckel bekommen. Wer was wo anbaut, das bestimmt nämlich der Sortenschutzinhaber.Das widerspricht vielleicht dem Rechtsempfinden vieler Menschen, ist aber so.«
    »Na ja, die Deutschen und ihre Kartoffeln. Aber heißt das jetzt, Wyss könnte für unsere Frucht auch so einen Sortenschutz beantragen?«
    »Xavier, du hast es noch nicht ganz kapiert. Das ist alles längst passiert. Ich hab’s hier schwarz auf weiß. Die Hüetli Intellectual Properties Ltd., eine hundertprozentige Tochter der Hüetli S. A., hat am 11. November 2008 beim Bundessortenamt in Hannover allgemeinen Sortenschutz für ihre Neuentdeckung Solanum catvanum beantragt. Dem Antrag wurde am 5. März 2009 entsprochen. Deine Marsmango hat damit Sortenschutz in der gesamten EU , und zwar bis 2039.«
    »Willst du damit etwa sagen, Hüetli will das Zeug demnächst in Umlauf bringen?«
    »Ja, und zwar vermutlich in großem Stil. Es gibt bereits weitere Genehmigungen und Unbedenklichkeitsbescheinigungen – von der Lebensmittelbehörde zum Beispiel. Und Verfahrenspatente zur industriellen Weiterverarbeitung. So wie ich das sehe, haben die nach der Entdeckung der Frucht einen sauber vorbereiteten Plan durchgezogen. Erst haben sie vermutlich sichergestellt, dass sie genügend von dem Zeug bekommen können, um es testweise irgendwo anzubauen. Dann haben sie es in ihren Labors überprüft.« Scheuerles Stimme wurde etwas säuerlich. »Gegen diese Jungs ist unser Institut, was die Ressourcen angeht, ein schwäbischer Kleingärtnerverein. So würde ich auch gerne mal arbeiten, immer aus dem Vollen schöpfen. Sie werden die Frucht komplett auseinandergenommen haben, in Hunderten Testverfahren. Vielleicht wurde die Urfrucht auch schon irgendwie modifiziert oder weitergezüchtet, wer weiß das schon. Jetzt haben sie ein anbaufähiges Produkt, Sortenschutz und vermutlich auch schon einige große Agrarfirmen unter Vertrag, die den Anbau übernehmen. Ich vermute, dass es in Gewächshäusern passiert, irgendwo in Europa oder den USA . Möglicherweise ist das schon in vollem Gange.«
    »Aber was genau wollen sie dann mit dem Zeug machen? Es an Restaurants verkaufen?«
    »Möglich, Xavier, glaube ich aber nicht. Das ist ein Großkonzern, die interessieren sich nur für Erlöse im Milliardenbereich.«
    »Und das heißt?«
    »Vermutlich, dass sich der europäische Verbraucher demnächst auf ungeheuer schmackhafte Tiefkühlpizzen freuen kann, die unter Umständen langfristig interessante Nebenwirkungen haben.«
    »Vielen Dank, Klaus. Du hast mir sehr geholfen.«
    »Ich habe zu danken! Das ist das interessanteste Forschungsprojekt, das mir seit Jahren untergekommen ist.«
    »Wie gehst du jetzt weiter vor?«
    »Ich kann sicherlich aus meinem Wissensvorsprung für Veröffentlichungen oder Projekte irgendeinen persönlichen Nutzen ziehen, gar keine Frage. Wirklich einzigartig, das Zeug. Aber zunächst werde ich noch einige Monate lang daran herumforschen müssen.«
    Kieffer bedankte sich nochmals überschwänglich bei dem Hohenheimer Forscher und legte dann auf. Mit einem Glas Rivaner und einer Ducal setzte er sich auf die Terrasse des »Deux Eglises«, um über Scheuerles Informationen nachzudenken.
    Die Frucht namens Catvanum gehörte also einem großen Lebensmittelkonzern, der damit viel Geld verdienen wollte. Aber wie war sie in Boudiers Küche gelangt? Wenn Esteban keinen Unsinn erzählte, dann hatte Kieffers Lehrmeister die Zutat von Keitel, dem Foodscout, erhalten. Arbeitete dieser Keitel für den Hüetli-Konzern? Oder für Wyss? Waren deren Interessen

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