Teufelsfrucht
allerdings, dass der Plan oft nach hinten losgeht. Aber ichkann dir seine Handynummer selbstverständlich gerne schicken.«
»Da ist noch etwas anderes, Valérie. Sagt dir der Name Gero Wyss etwas?«
»Wart mal«, sie lachte auf. Er hörte im Hintergrund, wie sie jemanden begrüßte. »Entschuldigung, das war der Pariser Bürgermeister. So, wo waren wir?«
»Bei Gero Wyss.«
»Du meinst Dr. Frankenkäse? Den Schweizer?«
»Dr. … was?«
»Ich kenn den Typ nicht persönlich, erinnere mich aber, dass er vor einigen Jahren in der Presse war, wohl nicht ganz freiwillig. Verbraucherschützer hatten ihn aufs Korn genommen, weil er irgendeinen widerlichen Chemiekäse erfunden hat. Details weiß ich nicht. Aber das kannst du Perigot fragen, der müsste so etwas als Food-Journalist wissen. Was hat dieser Wyss denn mit unserer Sache zu tun?«
»Kann ich noch nicht genau sagen. Aber vielleicht ist er in Boudiers Tod verwickelt.«
»Sei bloß vorsichtig, Xavier, hörst du? Geh lieber zur Polizei.«
»Das mache ich, sobald ich etwas klarer sehe.«
»Ich muss jetzt wieder ins Getümmel. Gehst du zu Boudiers Beerdigung?«
Darüber hatte Kieffer noch nicht nachgedacht. Nach kurzer Überlegung sagte er: »Bislang scheint noch niemand auf mich aufmerksam geworden zu sein – und ehrlich gesagt ist mir das ganz recht so. Mich dort als trauernder Boudier-Zögling in die erste Reihe zu stellen, das liegt mir nicht. Im Übrigen glaube ich, dass diese Rolle bereits besetzt ist.«
»Von wem denn?«
»Na, von Leonardo Esteban natürlich. Reichlich Kameras und die Möglichkeit, sich als der kulinarische Erbe Paul Boudiers in Pose zu werfen – das ist ein Auftritt, den sich der Pampa-Prinz sicherlich nicht entgehen lassen wird.«
»Jetzt klingst du ein bisschen verbittert.«
Kieffer fiel keine passende Antwort ein. Stattdessen sagte er: »Danke für deine Hilfe. Ich würde Boudier schon gerne eine Blume aufs Grab legen, das hat er verdient. Aber ich glaube, ich mache das lieber später, wenn der ganze Trubel vorbei ist.« Dann legte er auf.
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24
Gegen 19 Uhr überließ Kieffer die Küche seiner neuen Souschefin und ging hinunter in die Gaststube, wo er seinen Freund Pekka vorzufinden hoffte. Er hätte mit dem Finnen gerne über Scheuerles neueste Erkenntnisse gesprochen, doch Vatanen war nicht da. Sein Handy, auf dem Kieffer ihn zu erreichen versuchte, war ausgeschaltet. Achselzuckend entnahm der Koch seinem Kühlschrank die Flasche Greiveldanger, die stets für Vatanen reserviert war, und schenkte sich selbst ein Glas ein. Er vermutete, dass das Verschwinden seines finnischen Stammgasts mit einer gewissen spanischen Praktikantin zu tun hatte.
Dann verzog er sich wieder in sein Büro. Valérie Gabins Empfang musste inzwischen vorüber sein. Nun war eine gute Zeit, um den französischen Journalisten anzurufen. Kieffer war sich nicht ganz sicher, was er sich von dem Gespräch versprach. Er würde einfach sein Glück versuchen und aufpassen, dass er sich nicht um Kopf und Kragen redete.
Perigot meldete sich sofort, offenbar aus dem Auto. Im Hintergrund hörte man Verkehrslärm. »Jacques Perigot,›Le Monde‹. Wer ist da bitte?« Kieffer hatte einen Pariser Akzent erwartet, stattdessen drang durch den Hörer das breite gutturale Französisch eines Belgiers. Perigot war offensichtlich Wallone.
»Mein Name ist Xavier Kieffer. Ich rufe Sie wegen der Boudier-Geschichte an.«
»Ah, Monsieur Kieffer. Warten Sie einen Moment. Ich kann nicht gleichzeitig Auto fahren und telefonieren. Das heißt, im Prinzip geht das natürlich, aber nicht im Pariser Berufsverkehr.« Kieffer hörte ein lautes Hupen, dann erstarb das Motorengeräusch. »So, jetzt ist es besser. Das ist ja fantastisch, dass Sie mich anrufen, Sie standen als Boudier-Zögling ohnehin auf meiner Liste.«
»Ich habe gehört, dass Sie umfänglich in der Sache recherchieren, Monsieur Perigot. Deshalb wollte ich gerne mit Ihnen sprechen, denn der Tod Boudiers geht mir sehr nahe.«
»Ja, die Aufregung ist auch in Paris sehr groß. Der Brand war bereits ein Gesprächsthema, allerdings nur unter Köchen und Gastronomen. Aber jetzt ist es eine richtig große Geschichte.« Perigot schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Wer hat den guten Boudier denn Ihrer Meinung nach umgebracht? Hatte er Feinde?«
»Keine Ahnung, Monsieur Perigot. Bestimmt gab es Neider. Hören Sie, bevor wir weitersprechen, möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen.«
»Schießen Sie los.«
»Ich bin
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