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Teufelsfrucht

Teufelsfrucht

Titel: Teufelsfrucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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bereit, ein kleines Geschäft zu machen. Ich habe ein paar exklusive Informationen, die ich Ihnen überlassen könnte. Im Gegenzug hätte ich auch gerne Informationen, genauer gesagt ein Dossier über jemanden.«
    Perigot lachte freudlos. »Monsieur Kieffer, Sie müssen verstehen, dass ich, was meine Quellen angeht, sehr diskret und sehr eigen bin.«
    »Natürlich. Ich will auch gar nicht wissen, was Sie schon alles über Boudier herausgefunden haben, zumindest jetzt noch nicht. Ich suche nach etwas anderem.«
    »Jetzt müssen Sie allmählich mal Ross und Reiter nennen, Monsieur Kieffer. Also: Was wollen Sie wissen? Und was für eine Information haben Sie im Gegenzug anzubieten? Zumindest eine kleine amuse-gueule müssen Sie mir schon vorlegen, bevor ich entscheiden kann, ob ich das ganze Menü bestelle.«
    Kieffer begann zu schwitzen. Er war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, Perigot anzurufen. Nun war es für diese Überlegung zu spät. Deshalb sagte er: »Agathon Ricard. Ist Ihnen der Name ein Begriff?«
    »Nein, ich glaube, ich kenne ihn nicht.«
    »Dann werden Sie ihn auch nicht mehr kennenlernen, denn er ist tot. Verstorben in Luxemburg, vor 13 Tagen.« Kieffer machte eine Kunstpause. »Ricard war ein Inspektor des Guide Gabin.«
    Außer dem Rauschen des Pariser Feierabendverkehrs hörte Kieffer am anderen Ende der Leitung nichts. Dann erwiderte Perigot langsam: »Sie deuten an, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Tod dieses Gabin-Kritikers und dem Mordfall Boudier gibt?«
    »Nein, das deute ich nicht an. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob es einen kausalen Zusammenhang gibt. Aber es gibt auf jeden Fall einen räumlichen und einen zeitlichen.«
    Perigot machte ein Geräusch, das Kieffer zuerst fürein Hüsteln hielt, sich aber dann als meckerndes Gelächter entpuppte. »Das Gefeilsche lernt Ihr Köche auf dem Großmarkt, was? Also gut, was wollen Sie dafür haben?«
    »Alles, was es über Gero Wyss gibt.«
    »Sie meinen den Lebensmittelchemiker? Über den gibt es einiges. Hat der auch mit der Boudier-Sache zu tun?«
    »Nein, hat er nicht«, log Kieffer. »Es gibt da noch eine andere Sache, der ich nachgehe und in die er involviert sein könnte. Ich bin nämlich … überzeugter Anhänger der Slow-Food-Bewegung.« Das zumindest entsprach der Wahrheit.
    Kieffers Antwort schien Perigot einzuleuchten. »Ah, ich verstehe, Sie sind einer dieser Food-Aktivisten. Gegen Chemiefraß und genetisch modifizierte Lebensmittel, was? Ja, dann ist Wyss natürlich ein rotes Tuch für Sie. Hören Sie zu, Kieffer. Ich kann Ihnen einen Stapel Artikel zu Wyss schicken. Ferner eine kurze, nicht publizierbare Einschätzung von meiner Seite, ist aber nichts Justiziables, nichts richtig Schmutziges, falls Sie so etwas wollen. Was genau suchen Sie eigentlich? Wollen Sie ihn bloßstellen? Erpressen?«
    »Um Himmels willen, nein. Ich will nur genau wissen, was er macht, woran er forscht, seine Vita. Nennen Sie es Feindaufklärung.«
    »Kriegen Sie – und jetzt servieren Sie bitte den Hauptgang, lüften Sie die cloche.«
    Kieffer erzählte Perigot, wie Agathon Ricard in seinem Restaurant umgekippt war und dass die Polizei von Mord ausging – die Informationen hätte sich der Journalist auch leicht selbst beschaffen können, sie waren alle vor Tagen im »Luxemburger Wort« publiziert worden.Aber wer las das schon? Perigot stellte interessiert Nachfragen und machte sich offenbar Notizen. Dann erzählte Kieffer dem Journalisten, dass Ricard kurz vor seinem Tod bei Boudier gegessen hatte.
    »Donnerwetter! Und was haben die beiden da besprochen?«
    »Er war zu einem Testessen dort«, antwortete Kieffer und schrammte so haarscharf an einer weiteren Lüge vorbei.
    »Lässt sich das beweisen?«
    »Ich kann es nicht. Aber die französische Polizei müsste inzwischen ja relativ genau wissen, wo Ricard vor seinem Tod war, zumindest hatten sie zwei Wochen Zeit, es herauszufinden.«
    »Und woher wissen Sie es, Kieffer? Von der französischen PJ ?«
    »Zu der habe ich wenig Kontakt. Aber die Luxemburger Polizei war wegen der Sache bereits mehrfach bei mir.« Wieder gelang es Kieffer, sich mit einer Halbwahrheit an einer Lüge vorbeizumogeln. Bevor Perigot nachfragen konnte, fügte er hinzu: »Der ermittelnde Kommissar heißt Didier Manderscheid. Ich kann Ihnen gerne seine Handynummer geben. Haben Sie natürlich nicht von mir.«
    »Natürlich nicht. Eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Monsieur Kieffer.

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